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1191 - Im Schattenreich der Yo

Titel: 1191 - Im Schattenreich der Yo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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absogen. „Euer Quartier ist auf dem Oberdeck, unmittelbar hinter dem Kontrollraum", meldete sich Arnemar Lenx von neuem.
    Leo Dürk hörte kaum hin. In der Zwischenzeit war das äußere Schott aufgefahren und gab den Blick in die neblige Lichtfülle des Loolandre frei. Das Bild, das sich den beiden Terranern bot, war ebenso grotesk wie atemberaubend.
    Zwei mächtige stählerne Stränge, jeder mit einem Durchmesser von gut zwanzig Metern, strebten aus dem Dunst des Hintergrunds auf die Festung der Gharwos zu. Daß der Stützpunkt kugelförmig war, ließ sich aus dieser Perspektive kaum erkennen. Senkrecht und ohne wahrnehmbare Krümmung dehnte sich die riesige Metallfläche nach oben und unten, nach rechts und links bis an die Grenze des Blickfelds. Die beiden Stränge verschwanden in ovalen Öffnungen, die einen Kilometer voneinander entfernt lagen. Wenige hundert Meter vor der Wand der Festung waren sie durch einen Querstrang verbunden. Auf diesem Querstrang ruhte TIENX, die Fähre. Sie war ein klobiges, unförmiges Gebilde, quaderförmig, mit mehreren Dutzend unregelmäßig verteilter, ovaler Sichtluken. Es war nicht zu erkennen, welchen Mechanismus der Kasten zur Fortbewegung verwendete. Landrix, die stählerne Spinne, hatte den Metallstrang mit ihrem Riesenkörper umschlungen. TIENX dagegen ruhte auf der Oberfläche, gehalten wahrscheinlich durch eine Art magnetischer Wechselwirkung mit dem glitzernden Stahl. Die Bewegung der Fähre war offenbar alles andere als reibungsfrei, sonst hätte sie nicht über Hunderte von Metern hinweg den Boden des Warteraums zum Zittern bringen können.
    Das künstliche Schwerefeld des Stützpunkts endete an der äußeren Begrenzung der Schleuse.
    Schwerelos schwebten die beiden Terraner in der allgegenwärtigen Helle. Leo Dürk erblickte in der Basis der Fähre die finstere Öffnung eines annähernd mannshohen Luks. Wortlos vektorierte er das Gravo-Pak und glitt darauf zu. Clifton Callamon folgte ihm dichtauf.
    Sie landeten in einer Schleusenkammer, die ihnen mit Mühe und Not Platz bot. Das, überlegte der Waffenmeister, war vermutlich der Grund, warum Arnemar Lenx das Einsteigen etappenweise abwickelte. Selbst von den Gharwos, deren Körperlänge nicht mehr als anderthalb Meter betrug, hätten höchstens vier in die Schleuse gepaßt. Leo Dürk blickte sich um. Er erwartete, Arnemar Lenx und zwei oder drei seiner Begleiter beim Ausschleusen zu sehen. Aber drüben, an der riesigen, furchteinflößenden Wand der Festung, rührte sich nichts.
    Sie betraten das Innere der Fähre. Der Raum, in den die Schleuse mündete, war mit Sitzmöbeln ausgestattet, den üblichen Schemeln, auf die die Gharwos ihre Leiber schoben, wenn sie ausruhen wollten. Die Gravitation war spürbar, wenn auch geringer als drüben in der Festung. Leo Dürk blendete die entsprechende Anzeige auf die Bildfläche an der Innenseite des Helmes und nahm zur Kenntnis, daß er 43 Kilogramm wog. Weniger als 0,5 Gravo also.
    Er löste den Helm und schob ihn nach hinten auf die Schulter. Dumpfer, muffiger Geruch stieg ihm in die Nase. Der Raum war hell beleuchtet. Fluoreszenzplatten in der Decke spendeten gelbliches Licht, das den Augen wohltat. Einige davon allerdings flackerten, und andere waren ganz und gar außer Betrieb. Leo Dürk sah sich um. Staub bedeckte den Boden.
    Eine Spur zog sich durch die Staubschicht. Das mußte Mattsabin gewesen sein. Die Polsterung der Schemel war zerschlissen. Der glatte, ursprünglich helle Belag der Wände wirkte verblichen und hatte eine Reihe häßlicher, dunkler Flecke. „Ich würde sagen", meldete sich der Admiral zu Wort, der seinen Helm inzwischen ebenfalls zurückgeklappt hatte, „dieses merkwürdige Gefährt ist seit Jahrzehnten nicht mehr benützt worden."
    Seit Jahrhunderten vielleicht, dachte Leo Dürk. Er empfand Unbehagen. Soweit er die Lage überblickte, besaßen die Fahrzeuge der Gharwos nur eine geringe Bewegungsfreiheit. Sie waren nicht nur an die stählernen Stränge wie an Schienen gebunden, die Stränge, wurden obendrein von Gebilden wie zum Beispiel Arnemar Lenx' Hauptquartier unterbrochen. Man konnte sich schwer vorstellen, daß die verschiedenartigen Gefährte anders als zwischen ein für allemal festgelegten Zielen zu verkehren vermochten. Jedes befuhr seine eigene Strecke, und nur diese Strecke. Wenn diese Vermutung richtig war, dann diente TIENX also dem Verkehr zwischen dem Hauptquartier und dem Planetarium des Heernx. Und sie war seit Jahrzehnten,

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