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1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hob er den Oxtorner, den er weiterhin umklammert hielt, an, stellte ihn auf das Podest und löste die Tentakel.
    „Ihr seid nicht wahres Leben", bekräftigte er, während er einen raschen Schwenk vollführte und dem Ausgang zustrebte. „Deshalb können wir euch auch nicht gestatten, diesen Raum zu verlassen.
    Eine Flucht ist unmöglich. Um eurer eigenen Unversehrtheit willen solltet ihr das beherzigen."
    Stalion Dove platzte förmlich vor Wut. Ich fürchtete bereits, er wollte unüberlegt einen neuen Angriff starten. Aber er war klug genug, die wilden Emotionen zu unterdrücken. Mühsam bewahrte er Haltung, als er von dem Podest herunter stieg und sich langsam setzte.
    Zwischen den beiden Wächtern kurvte der Medo-Posbi aus dem Raum. Gegen jede Vernunft hielt sich in mir ein winziger Lichtblick.
    Auch der erlosch jedoch schnell. Die leise Hoffnung, der Blue könnte entkommen sein, erfüllte sich nicht. Ich begriff es, als ein weiterer Posbi auftauchte, eine zierliche Maschine, die sich auf Antigravpolstern schwebend bewegte. G'irps schlaffer Körper ruhte über vier stangenförmigen Segmenten. Der Roboter bettete ihn behutsam auf den Boden und entfernte sich geräuschlos.
    Sekunden später waren wir wieder allein. Das Tor hatte sich geschlossen.
    Stalion Dove deutete mit einer heftigen Geste gegen die Decke.
    „Ich sage dir, die wußten, daß ich da oben hocke. Nie und nimmer hätte mich der Medizinmann sonst festhalten können. Er wartete wahrscheinlich nur darauf, daß ich springe, um mich mit offenen Armen zu empfangen."
    Klar, daß er sich gedemütigt fühlte. Er hatte gehofft, den Posbi überraschen und im Handstreich ausschalten zu können.
    „Wir mußten damit rechnen", sagte ich ruhig. „Sie wissen natürlich, wie viele Gefangene in den einzelnen Räumen untergebracht sind. Und bis drei zählen können sie allemal. Es war ein Versuch, mehr nicht. Er ist gescheitert."
    Ich kniete neben dem Gataser nieder und überzeugte mich, daß er noch lebte. Die Posbis hatten sich darauf beschränkt, ihn zu paralysieren. Es lag ihnen offenbar fern, ihre Gefangenen zu töten - ein Umstand auf den auch die regelmäßige Bereitstellung von Nahrung hinwies. So sehr mich das in gewisser Weise beruhigte, stimmte es mich andererseits nachdenklich. Mit dem verderblichen Haßeffekt, der die Posbis vor vielen Jahrhunderten dazu trieb, all jene erbarmungslos zu vernichten, die nach ihrer Auffassung nicht das wahre Leben verkörperten, hatte der heutige Zustand tatsächlich nur in den Grundzügen etwas gemein. Diesmal verhielten sie sich wesentlich humaner. Doves Ausführungen über die Art der Beeinflussung, von denen ich anfangs berichtet habe, mochten es zum Teil erklären. Für meine Begriffe verbarg sich darin jedoch nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte hatte mir G'irp unbewußt ans Herz gelegt: Haß bleibt Haß! Was also bezweckten die Posbis damit, daß sie uns am Leben ließen? Der Gedanke, daß wir in ihren Plänen vielleicht noch eine maßgebende Rolle spielen sollten, weckte Beklemmung in mir.
    „Und jetzt?" drang Doves Stimme in meine Überlegungen. „Was tun wir jetzt? Warten wir auf ein Wunder?"
    Wer seine Mentalität kannte, der vermochte einzuschätzen, wie niedergeschlagen er im Moment sein mußte. Er fühlte sich in einer Sackgasse gefangen und fand keinen Weg, auf dem er ausbrechen konnte. Ich stand auf und sah ihn an.
    „Wir warten; gewiß. Was sonst?"
    Er brummte etwas Unverständliches. Es fiel mir auf, daß er meinen Blick mied. Selbst als G'irp aus der Paralyse erwachte und ihm riet, die bleiche Kreatur der Depression nicht allzu ernst zu nehmen, weil sie in der Regel auch ohne großzügige Opfergaben wieder vertrieben werden könne, änderte er sein Verhalten nicht. Für einen Kämpfer, einen Tatmenschen wie ihn, mußte es doppelt schwer sein, die Zeit der Gefangenschaft klaglos zu überstehen.
    Worauf wir warteten, was geschehen würde, was die Posbis mit uns vorhatten - ich wußte es selbst nicht. Insgeheim rechnete ich permanent damit, daß sich das Tor öffnen und wir der uns zugedachten Bestimmung zugeführt würden. Dann hätte man wieder etwas tun können. Dann wären die Dinge in Bewegung geraten.
    Aber nichts dergleichen trat ein. Kein Posbi ließ sich blicken.
    Statt dessen kam ein anderer.
    Es geschah als ich zur Verpflegungsnische ging, um meine Nahrungsration entgegenzunehmen. Zunächst bemerkte ich nur, daß die Rückwand der Nische geöffnet war. Überrascht blieb ich stehen und

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