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1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hände in den Leib, wand sich wie unter Krämpfen und klagte lauthals über höllische Schmerzen.
    Da war es selbst mit meiner grimmigen Ruhe vorbei. Ich wollte handeln und konnte doch nur zusehen. Ich warf den Kopf in den Nacken, suchte die Decke ab, die Winkel, die Wände...
    „Beim unseligen Leticron!" schrie ich auf. „Beobachtet uns denn keiner? Werden wir nicht einmal abgehört?"
     
    *
     
    Mein Gebrüll brachte auch Stalion Dove auf Trab. Er wurde so plötzlich munter, als hätte er nur auf einen Auslöser gewartet. Übergangslos sprang er hoch und landete nach einem gewaltigen Satz von fast vier Metern auf jenem Abschnitt des Podests, der zum Eingangstor gehörte. Seine Fäuste trommelten gegen die Wand.
    „Ein Kranker! Wir haben einen Kranken hier! Wir brauchen einen Arzt!"
    Ich nickte düster. Wie es schien, war das die einzige Methode, die uns blieb, um die Posbis auf uns aufmerksam zu machen. Dennoch versprach ich mir keinen Erfolg davon. Einen Dreck würden sie sich um den Gesundheitszustand ihrer Gefangenen scheren! Es brauchte sie nicht zu kümmern, wie es denen erging, die nicht das wahre Leben verkörperten.
    Doves Einsichten dagegen mochten anderer Natur sein.
    Unverdrossen hämmerte er weiter und schrie aus Leibeskräften.
    Mein Blick fiel auf G'irp, der den Kopf geneigt hatte und die Bemühungen des Oxtorners wachen Auges verfolgte. Irgendwie kam er mir jetzt gar nicht mehr so krank vor, wie er die ganze Zeit über getan hatte.
    „Gut so", hörte ich ihn zischeln. „Weiter."
    Im nächsten Moment stöhnte er wieder und krümmte den Körper.
    Das war es also! Ich mußte mit Blindheit geschlagen sein, daß es mir nicht eher auffiel! Der Gataser schützte seine Krankheit nur vor.
    Irgendwann, so hoffte er, würde ein Posbi ihn untersuchen kommen und uns damit den Weg nach draußen öffnen.
    „Warum spielst du dein Theater weiter?" raunte ich ihm zu. „Wir werden weder optisch noch akustisch überwacht. Es reicht, wenn wir uns die Lungen aus dem Hals schreien."
    „Denk nach", krächzte er zwischen zwei klagenden Lauten.
    Jetzt begriff ich es. Eines zumindest mußte man ihm lassen: Er war nicht nur übertrieben vornehm, sondern auch ausgesprochen clever.
    Zuerst markierte er den Todkranken, um festzustellen, ob wir unter Beobachtung standen - und nun setzte er das Spiel fort, weil er damit rechnete, jeden Moment könne das Tor nach oben fahren. Die robotisch schnellen Wahrnehmungsmechanismen der Posbis sollten auf keinen Fall bemerken, daß er simulierte. Unsere blasse Chance wäre damit augenblicklich vertan.
    Der Oxtorner bemühte sich unterdessen weiter, durch Lautstärke Aufmerksamkeit zu erregen. Jedes Wesen mit einem auf normale Verhältnisse abgestimmten Knochenbau hätte längst bösartige Schwellungen davongetragen oder sich gar die Handgelenke zertrümmert. Nicht so Stalion Dove! Mit bewundernswerter Ausdauer hieb er ein ums andere Mal gegen die Wand und veranstaltete dabei ein zeterndes Gebrüll, das selbst in meinen nicht gerade empfindlichen Ohren dröhnte.
    Ich unterstützte ihn, indem ich ebenfalls nach Kräften zu schreien anfing. Ich wußte nicht, wie massiv die Wände unseres Gefängnisses waren, aber es mußte schon mit dem Teufel zugehen, wenn man uns von außen nicht hörte. Hören und Reagieren jedoch sind zweierlei Dinge. Je länger sich nichts tat, desto fester wurde meine Überzeugung, daß die Posbis gar kein Interesse an unserem Wohlergehen hatten.
    Ein Trugschluß, wie sich herausstellte.
    Plötzlich ging ein Ruck durch die Querwand. Der von feinen Trennähten markierte Teil glitt mitsamt dem Podest nach oben.
    Stalion Dove verstummte sofort. Ich sah ihn taumeln, aber er fand das durch die schnelle Aufwärtsbewegung kurzzeitig verlorene Gleichgewicht schnell zurück. Und er hatte längst begriffen, worum es ging. Sprungbereit kauerte er sich auf das Podest. Ab und zu warf er einen prüfenden Blick zur Decke, aber schon auf halber Raumhöhe kam die Torwand zum Stillstand. Es blieb ihm genügend Bewegungsfreiheit.
    Ein Posbi von zylinderförmiger Gestalt rollte auf drei Rädern in den Raum. Mehrere gelenklose Tentakel wuchsen aus dem Rumpf.
    Sie endeten in verschiedenartig geformten Instrumenten, von denen ich annahm, es handle sich um medizinische Werkzeuge. Draußen, vor dem Eingang, warteten zwei weitere Maschinen und verbauten mit ihrer Masse den möglichen Fluchtweg. Trotzdem dankte ich dem unbekannten Kontrolleur oder Pförtner, daß er uns nicht einfach am

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