1194 - Hundertsonnendämmerung
mußt du einhaken."
Tifflor sah Bradley von Xanthen neben sich auftauchen. Er wirkte ungewöhnlich hektisch, und um seinen Mund zuckte es, so als brenne ihm etwas auf der Zunge, das er rasch loswerden wolle.
„Das war's dann wohl", sagte Tifflor, ohne seine Enttäuschung über das fruchtlose Gespräch zu verhehlen. Taurec verabschiedete sich mit dem vagen Versprechen, sich „bei Gelegenheit" wieder zu melden, und unterbrach die Verbindung.
„Die vorgeschobenen Posbi-Raumer haben von der Hundertsonnenwelt einen Funkspruch aufgefangen, der von einem Hanse-Spezialisten abgegeben worden sein soll", platzte von Xanthen heraus, kaum daß sich Tifflor ihm zuwandte. „Daraus geht hervor, daß sich eine kleine Gruppe von Widerstandskämpfern dem Zugriff des Dekalogs entzogen hat. Vielleicht ist das die Chance, auf die wir warten."
„Das muß ich mir anhören", sagte Tifflor, der von Xanthens Erregung augenblicklich angesteckt wurde. „Es klingt jedenfalls verheißungsvoller als das, was Taurec zu sagen hatte. „
*
„Widerstandsgruppe Hundertsonnenwelt ruft die GAVÖK-Flotte!
Wir sind drei, denen die Flucht aus der Gefangenschaft gelungen ist.
Der Überschwere Morkenschrot, der Oberbefehlshaber der GAVÖK-Verbände auf der Hundertsonnenwelt und Mitglied des Verteidigungskomitees war. Morkenschrot ist unser Stratege und Chef der Kampftruppen, die noch zu rekrutieren sind.
Der Gataser G'irp, Sonderbotschafter des GAVÖK-Forums auf der Hundertsonnenwelt und ebenfalls Mitglied des Verteidigungskomitees. G'irp hat die Betreuung und Ausbildung der Matten-Willys übernommen, die vom Feind völlig unbeachtet geblieben sind.
Der dritte im Bund ist Stalion Dove, Hanse-Spezialist und Oxtorner, seines Zeichens Helioingenieur mit dem Auftrag, Kunstsonnen zum Schutz gegen das Kälteelement um die Hundertsonnenwelt zu installieren. Er gehörte ebenfalls dem Verteidigungskomitee an. Dove ist für alle technischen Belange zuständig, er ist für die Tarnung des geheimen Stützpunkts und das Anzapfen des planetaren Computernetzes verantwortlich. Er ist euer Kontaktmann - ich bin Dove.
Zum harten Kern der Widerstandsgruppe gehört auch noch der Willy Russelwussel, ebenfalls ehemaliger Angehöriger des Verteidigungskomitees. Ihm haben wir die Befreiung aus der Gefangenschaft zu verdanken. Inzwischen hat er weitere Willys angeworben, so daß wir bereits auf fünfzig Säuglingsschwestern als unsere Helfer bauen können. Es werden laufend mehr.
Das Zentralplasma existiert nicht mehr, es wurde von Kazzenkatt durch ein Haßplasma ersetzt. Alle Posbis auf der Hundertsonnenwelt wurden damit ausgestattet, so daß sie zu treuen Vasallen des Dekalogs geworden sind.
Nun haben die Willys aber einen Mehrzweck-Posbi aufgestöbert, der offenbar eine ,Bewußtseinsveränderung' durchgemacht hat. Er ist zu uns übergelaufen, und er ist auch der Absender dieses Symbolspruchs. Offenbar macht sein Haßplasma einen Wandlungsprozeß durch, es kollabiert sozusagen, normalisiert sich und regeneriert sich zu normalem Plasma. Wir rechnen damit, daß noch weitere Posbis zu uns überlaufen, ehe Kazzenkatt dieser Entwicklung gewahr wird und ihr einen Riegel vorschiebt.
Bis dahin hoffen wir, alle Gefangenen befreit zu haben und mit Unterstützung der Willys und der zu erwartenden Überläufer aus den Reihen der Posbis einen Aufstand anzuzetteln. In den folgenden Wirren wollen wir den Sperrfeldgenerator zerstören, so daß die Hundertsonnenwelt im Überlichtflug wieder zu erreichen und der Flotte zugänglich ist.
Uns ist klar, daß wir uns nicht lange werden halten können. Aber wir müßten es schaffen, unsere Stellung bis zum Eintreffen der Verstärkung zu behaupten. Voraussetzung ist natürlich die Einhaltung eines genauen Zeitplans. Wir rechnen vorerst damit, daß wir unser Ziel, die Ausschaltung des Sperrfeldgenerators, in drei Tagen, also am 2. September, verwirklichen können. Wir wollen um zwölf Uhr Mittag, Norm-Zeit, zuschlagen. Sollte sich der Zeitpunkt ändern, werden wir das rechtzeitig bekanntgeben.
Wir warten auf Nachricht.
Unsere Informationen beziehen wir aus dem Computernetz der Hundertsonnenwelt. Wir halten uns also über alle Ereignisse auf dem laufenden. Vor Entdeckung sind wir sicher, weil wir unsere Aktivitäten in Grenzen halten. Dieser Aufruf wurde uns erst durch die rege Hyperfunktätigkeit der freien Posbis mit der Hundertsonnenwelt ermöglicht. Eine Verstärkung des Sendevolumens käme unserer Tarnung nur zugute. Wir
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