1194 - Hundertsonnendämmerung
Kommandant der RAKAL WOOLVER, düster. „Es genügt, daß der Dekalog beim Plasma einen Haßbefehl hervorgerufen hat, so daß die Posbis zu seinen Handlangern wurden, und daß uns nun auch noch der Zugang zur Hundertsonnenwelt versperrt ist."
„Kazzenkatt wird sich nicht damit begnügen", sagte Tifflor überzeugt. „Er wird alles daransetzen, seine Position an diesem Chronofossil zu stärken. Wir haben auf Gatas eine Kostprobe von den Fähigkeiten der anderen Elemente bekommen. Und ich denke da vor allem an die Chronimale und das Element der Finsternis."
„Es müßte einen Weg geben, das Sperrfeld zu überwinden", sagte von Xanthen. „Kazzenkatt selbst exerziert es uns vor, daß Überlichtflug auch innerhalb dieser Zone möglich ist. Man muß nur den Trick kennen."
Aufgrund von Fernortungen war festgestellt worden, daß sich die Raumeinheiten des Dekalogs auch innerhalb der Sperrzone überlichtschnell bewegen konnten. Das betraf nicht nur die Pulks von Elementen des Raumes und die beiden gigantischen MASCHINEN der Technos. Selbst die Fragmentraumer der Posbis, die sich in Kazzenkatts Gewalt befanden, waren überlichtschnell manövrierfähig. Das wiesen die gelegentlichen Verlagerungen ganzer Flotten über viele Lichtjahre hinweg aus. Es konnte keinen Zweifel darüber geben, daß eine technische Einrichtung existierte, die die Wirkung des Sperrfelds aufhob.
„Hat sich Taurec gemeldet?" fragte Tifflor unvermittelt. Der Kosmokrat war im Augenblick seine einzige Hoffnung.
„Wir funken rund um die Uhr", antwortete von Xanthen. „Bisher ohne Erfolg. Aus der Eastside ist zu hören, daß Taurec und Vishna mit der SYZZEL wieder die Verfolgung der Signalflamme aufgenommen haben. Reginald Bull hat aber versprochen, daß er nichts unversucht lassen wird, Taurec zu einem Flug zur Hundertsonnenwelt zu bewegen."
„Taurec kann manchmal schon sehr eigensinnig sein, um nicht zu sagen stur", meinte Tifflor. „Versucht weiterhin, den Kontakt mit ihm herzustellen. Wenn es gelingt, möchte ich ihn wenigstens sprechen."
Tifflor war mit seiner Flotte von weit über achttausend Schiffen zur Untätigkeit verdammt. Nach den Ausfällen der fünf Aufklärer wagte er sich nicht mehr aus der Peripherie der Milchstraße heraus.
Er hatte auch den Posbis geraten, mit ihren Fragmentschiffen nicht zu weit in den Leerraum vorzustoßen, weil ihnen das Element der Kälte gleichermaßen gefährlich werden konnte. Aber das war nur eine Empfehlung, Tifflor hatte keine Befehlsgewalt über sie. Und die Posbis hielten sich auch nicht daran.
Das Gros der 25 000 Fragmentraumer blieb zwar in der Randzone der Milchstraße zurück. Aber kleinere Verbände unternahmen immer wieder Vorstöße bis an die Grenze des Sperrfelds. Sie setzten diese riskanten Expeditionen auch fort, nachdem einige ihrer Boxen dem Kälteelement zum Opfer gefallen waren.
So sinnlos diese Opfer schienen, brachten sie doch keinerlei neue Erkenntnisse, wie dem Element der Kälte beizukommen sein könnte, glaubte Tifflor doch die Posbis verstehen zu können.
Sie wollten es einfach nicht wahrhaben, daß das Zentralplasma dem Haßbefehl unterworfen war. Von der Grenze des Sperrfelds bombardierten sie die Hundertsonnenwelt förmlich mit Hyperfunksprüchen. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, denn lange Zeit kam keine Antwort vom Zentralplasma. Dabei war die Situation eigentlich eindeutig, die Tatsachen sprachen für sich.
Und dann antwortete das Zentralplasma endlich, und der Symbolspruch, der an die Posbis erging, hätte sie eigentlich der letzten Hoffnungen berauben müssen.
Aber Tifflor war da nicht so sicher - wer konnte in Belangen, die Posbis betrafen, denn wirklich sicher sein?
Das Zentralplasma - nun offenbar endgültig dem Haßeffekt unterworfen - verlangte: „Alle Posbi-Einheiten haben die Kampfhandlungen gegen den Dekalog der Elemente einzustellen. Die Elemente des Dekalogs sind das wahre Leben, dem sich alle Posbis unterzuordnen haben."
Als dieser Befehl auf der RAKAL WOOLVER empfangen wurde, gab es wohl keinen an Bord, der nicht für eine Schrecksekunde lang eisiges Entsetzen empfand. Selbst Tifflor konnte sich nicht eines seltsamen Unbehagens erwehren.
Die Redewendung, ob Posbis vielleicht von treusorgenden Matten-Willys träumten, war nur eine Scherzfrage. Aber sie drückte auch sehr deutlich aus, daß man die abstrakte Psyche der positronischbiologischen Roboter noch nicht restlich erforscht hatte.
Und so war es nicht weiter verwunderlich,
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