1194 - Hundertsonnendämmerung
auf die Robotik verzichten. Corman, schalte die Automatik ab. Übernimm die manuelle Steuerung."
„Aye, aye ..."
Sie erreichten den ursprünglichen Eintauchpunkt. Kaum hatten sie die „magische Grenze" von 500 Lichtjahren überschritten, als Strukturstörungen des Linearraumes gemeldet würden.
„Die Hypertaster spielen verrückt", meldete der Orter. „Erhalte keine normalen Werte. Instabilität des Zwischenraumes nimmt zu ..."
Fast gleichzeitig kam die Meldung aus dem Maschinenraum, daß die Lineartriebwerke versagten. Dem Ausfall der Überlichttriebwerke folgte der Rücksturz ins Einstein-Universum.
Das eintönige Grau der Bildschirme wurde von der Schwärze des Leerraums abgelöst.
„Wie weit sind wir von der Hundertsonnenwelt entfernt?" fragte Lofter.
„Fünfhundert Lichtjahre – oder willst du es auf dem Meter genau wissen?" wurde ihm geantwortet.
„Ich habe es gewußt", sagte Rundorff. „Hier ist Endstation. Wir sollten umkehren."
Lofter winkte ab.
„So leicht gebe ich nicht auf", sagte er. „Wir müssen es schaffen.
Maximale Beschleunigung. Wir versuchen, erneut in den Linearraum einzutauchen."
„Die Lineartriebwerke sprechen nicht an", meldete der Maschinenraum. „Der Linearraum bleibt weiterhin instabil, es ist als ... als gäbe es in diesem Raumsektor keinen Zwischenraum. Die übergeordneten Kontinua sind von starken Strukturstörungen überlagert, die wir einfach nicht überwinden können."
Lofter hatte nicht mehr zugehört. Auf dem Ortungsschirm war auf einmal ein diffuses, wolkenähnliches Gebilde zu erkennen, das aus dem Nichts erschienen war, sich nun aber rasend schnell ausbreitete.
„Das Element der Kälte", brachte Rundorff hervor. „Das hat uns gerade noch gefehlt."
„Die Außentemperatur ist weit unter den absoluten Nullpunkt gesunken!"
„Umkehren", befahl Lofter. „Alle Maschinen volle Kraft. Wir müssen uns aus dieser Sperrzone zurückziehen. Wieviel Zeit bleibt uns dafür?"
„Wir brauchen eine Minute und siebzehn Sekunden, um aus der Fünfhundert-Lichtjahre-Zone herauszukommen", wurde ihm gemeldet.
Der Wettlauf gegen das Element der Kälte begann.
„Wir schaffen es nicht", sagte Rundorff.
Und er sollte recht behalten.
Das Element der Kälte holte die XANADU ein und entzog dem Raumschiff die Wärme. Die Temperatur an Bord sank rasend schnell. Mit den letzten Energiereserven ließ Lofter einen Lagebericht in Richtung RAKAL-WOOLVER-Flotte funken, ohne jedoch die Gewähr zu haben, daß er auch sein Ziel erreichte.
Den Sturz in die Minuswelt erlebte keiner an Bord mehr bewußt mit. Und so wie der XANADU erging es auch den anderen vier Aufklärern.
*
Von dreien der fünf Aufklärer hatte man verstümmelte Hilferufe empfangen, aus denen hervorging, daß sie dem Element der Kälte zum Opfer gefallen waren. Die beiden anderen STAR-Schiffe hatten überhaupt kein Lebenszeichen von sich gegeben. Aber auch sie waren längst schon überfällig, und so mußte man annehmen, daß auch sie in jene Minuswelt gestürzt waren, deren absoluter Nullpunkt bei minus 961 Grad Celsius lag.
Dieser Verlust ging Julian Tifflor sehr nahe, die Dutzenden Robotsonden, die inzwischen verlorengegangen waren, konnte er dagegen verschmerzen.
Es wurden auch weiterhin unbemannte Flugkörper zur Fernortung des Raumsektors Hundertsonnenwelt ausgeschickt, auf die Entsendung weiterer Raumschiffe wurde dagegen verzichtet.
Für Tifflor war es nur ein schwacher Trost, daß sie durch Auswertung der bruchstückhaften Funksprüche den Grund für den Ausfall der Aufklärer erfahren hatten.
Offenbar war es den Technos des Dekalogs gelungen, irgendein Gerät zu entwickeln, das die Struktur des Linear- und Hyperraums erschütterte - und zwar in einem Umkreis von 500 Lichtjahren um die Hundertsonnenwelt. Innerhalb dieser Instabilitätszone war für Tifflors Flotte ebenso wie für die Fragmentraumer der Posbis ein Überlichtflug unmöglich.
Die Aufklärer, die in dieses Sperrfeld einflogen, waren durch das Störfeld in den Einsteinraum zurückgeworfen und vom Element der Kälte eliminiert worden.
„Solange dieses Sperrfeld existiert, ist die Hundertsonnenwelt für uns unerreichbar", sagte Tifflor niedergeschlagen. „Dieses Chronofossil ist fest in der Hand des Dekalogs, Kazzenkatt kann dort nach Belieben schalten und walten. Ich wage gar nicht daran zu denken, was die Elemente alles anstellen können."
„Schlimmer kann es eigentlich gar nicht mehr kommen", meinte Bradley von Xanthen, der
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