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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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danach geschah, hast du ebenso gesehen wie ich.«
    Stahl grinste verzerrt. Er konnte nicht anders, weil ihm ein bestimmter Gedanke durch den Kopf schoss. »Aber keiner von uns hat gesehen, wie der Angreifer verschwunden ist. Er kam nicht aus der Tür und auch nicht durch eines der Fenster. Wenn er sich nicht in Luft aufgelöst hat, müssen wir davon ausgehen, dass er noch hier ist.«
    »Er ist hier, Harry!«
    »Woher weißt du das?« flüsterte er.
    »Ich spüre es.«
    »Wo?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Ihr Gesichtsausdruck sagte ihm, dass sie es nicht wusste. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Er konnte sich nur hier unten aufhalten oder eine Etage höher, wo sie auch gegessen hatten.
    Es lag auf der Hand, dass der Verletzte in ärztliche Behandlung musste. Aber es war auch wichtig, dass sie den verdammten Täter fingen.
    »Bleib du bei ihm«, flüsterte Harry und machte sich an die Durchsuchung des unteren Gastraumes.
    Er hatte jetzt seine Waffe gezogen. Eine mit geweihten Kugeln geladene Walther. Auch im Urlaub nahm er die Pistole mit.
    Im Normalfall hätte er die Sitzecken als gemütlich eingestuft. Das konnte er jetzt vergessen. Jeden noch so gemütlichen Platz musste er jetzt als Versteck ansehen, in dem sich der Killer verbergen konnte. Auch war die Beleuchtung nicht eben optimal.
    Er schaute auch hinter der Theke nach. Was er suchte, fand er nicht, nur einige Blutflecken verteilten sich auf dem Boden.
    Dagmar Hansen war still geworden. Sie fragte auch nicht, und als Harry von seinem Rundgang zurückkehrte, hörte er sie die Holztreppe hoch gehen.
    »Dagmar!«
    Auf der Hälfte der Treppe blieb sie stehen. Sie drehte den Kopf. Bevor Harry etwas fragen konnte, gab sie ihm schon die Antwort. »Ich bin mir sicher, dass er oben ist.«
    »Wieso?«
    »Ich habe etwas gehört.« Sie deutete wieder auf ihren Kopf. »Komm nach.«
    Es passte ihm nicht, dass Dagmar vorging. Aber es war nichts zu machen. So folgte er ihr mit möglichst leisen Schritten.
    Dagmar Hansen hatte die erste Treppenhälfte bereits überwunden. Sie drehte sich jetzt nach links, schlich die Stufen hoch und konnte die Geräusche doch nicht vermeiden, denn das alte Holz knarrte unter ihren Füßen.
    An der linken Seite wurde sie vom Geländer begleitet. Mit der Handfläche schabte sie darüber hinweg. Sie schaute nach vorn, sah die ersten Tische und Stühle, auf denen niemand saß, und konnte noch nicht in ihre Ecke hineinschauen, weil ihr die hochstehende Kasse den Blick nahm.
    Drei Stufen später klappte es besser. Da hatte sie die Treppe hinter sich gelassen.
    Sie ging noch einen Schritt weiter, drehte sich um und schaute in die Nische hinein, wo sie und Harry noch vor ein paar Stunden gesessen hatten.
    Die Ecke war nicht leer.
    Dort saß jemand.
    Ein Gast?
    So wollte sie die halbnackte Frau nicht bezeichnen, die mit dem Rücken zur Wand saß, sodass sie in den Raum hineinschauen konnte.
    Dagmar hatte die Frau nie gesehen und nur gehört, wie sie um Hilfe geschrieen hatte.
    Trotzdem wusste sie sofort, wen sie vor sich hatte.
    Es war Michaela!
    ***
    Und sie war wunderschön. Ja, sie sah einfach toll aus. Sie war nicht verwest, und auf ihrem Körper wuchs auch kein altes, angefressenes Fleisch. Sie sah aus wie jemand, der mit beiden Beinen im Leben steht, und nicht wie eine gefolterte oder gequälte Kreatur.
    Auch Harry hatte die Treppe hinter sich gelassen und blieb neben seiner Partnerin stehen.
    »Das ist doch nicht möglich«, flüsterte er. »Verdammt, das… das… gibt es nicht.«
    »Irrtum, das gibt es doch!«
    Beide schauten sich die Person genauer an.
    Michaela bot etwas fürs Auge. Man konnte sie als fraulich und rassig bezeichnen. Rabenschwarzes lockiges Haar, das bis auf die Schultern reichte, die nackt waren, denn das gelbe Kleid wurde an den Seiten mehr von den angewinkelten Armen gehalten und war dabei so tief nach unten gerutscht, dass die Brüste frei lagen. Sie war nicht so knochig wie die Models auf vielen Laufstegen und zumindest in der oberen Körperhälfte gut gerundet. Hinzu kam ihr weiches, noch jung wirkendes Gesicht. Sie sah wie eine Zwanzigjährige aus.
    Die Augen hielt sie weit offen, als wollte sie jedes Detail in der Umgebung mitbekommen. Dunkle Pupillen schimmerten geheimnisvoll. Trotz der geschlossenen Lippen zeigte der Mund ein weiches Lächeln.
    Sie sagte und tat nichts. Saß nur am Tisch und hatte die angewinkelten Arme aufgestützt. An ihren Händen waren keine Blutspuren zu sehen. Sie konnte den Wirt unten

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