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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schnee wie festgeleimt lag.
    Dagmar Hansen und auch Harry waren vor dem Lokal stehen geblieben. Als ich mich drehte, sah ich, wie sie an die Tür klopften. Das Drücken der Klinke hatte nichts gebracht.
    Ich ging zu ihnen.
    Dagmar schaute mir entgegen. Sie hatte ihr rotes Haar durch ein weißes Stirnband zum Teil gebändigt, das zugleich auch ihre Ohren schützte. »Es ist zwar abgeschlossen, John, aber es befindet sich trotzdem jemand im Lokal. Das haben wir gesehen.«
    »Gut.«
    Harrys Klopfen zeigte endlich Erfolg. Die Tür wurde erst von innen aufgeschlossen, dann aufgezogen, und ein noch junger Mann im grauen Pullover und schwarzen Jeans schaute uns fragend und zugleich misstrauisch an.
    »Wir haben geschlossen und werden auch heute Abend nicht öffnen. Es ist ein Unglücksfall passiert…«
    »Das wissen wir«, sagte Harry, »denn wir haben den Notarzt alarmiert.«
    Sein Gesicht zeigte Staunen. »Ach, Sie waren das?«
    »Ja.«
    »Ich bin der Sohn und heiße Robert Schwarz.«
    »Wie geht es Ihrem Vater?«
    Das Gesicht des jungen Mannes mit den dunklen, nach hinten gekämmten Haaren verschloss sich.
    »Nicht gut, glaube ich. Aber die Ärzte tun alles, um ihn zu retten.«
    »Dürfen wir eintreten?«
    »Bitte - ja.«
    Auf einem Gitter reinigten wir unsere Schuhsohlen, schoben dann einen Vorhang zur Seite und traten ein ins Warme und zugleich in eine abgestandene Kneipenluft, die zu der frischen draußen keinen Vergleich aushielt.
    Robert Schwarz hatte etwas aufgeräumt und auch den Boden gesäubert. Das Blut war nicht mehr zu sehen. Etwas verlegen stand er neben uns an der Theke, und es war Harry, der das Eis brach und ihm unsere Namen sagte, wobei er sich selbst auch nicht vergaß.
    »Es ist natürlich schrecklich, was hier passierte«, sagte er. »Wir sind kurz nach der Tat erschienen, weil wir zufällig durch das Fenster geschaut hatten. Aber wir waren leider nicht in der Lage, den Täter zu sehen.«
    Robert nickte. An seinem Kinn wuchsen ein paar lange Barthaare. »Ich kann es mir auch nicht erklären«, sagte er mit leiser Stimme. »Wer tut so etwas? Die Ärzte standen ebenfalls vor einem Rätsel. Sie können sich nicht vorstellen, wer ihm diese schlimmen Wunden beigebracht hat und wie.«
    Harry gab ihm durch sein Nicken Recht. »Leider ist uns der Täter entwischt, aber wir haben uns schon unsere Gedanken gemacht, und es ist gut, dass wir Sie hier getroffen haben.«
    »Sie reden, als wären Sie von der Polizei.«
    »Das sind wir fast. Wir arbeiten nur für einen anderen Dienst und werden nicht vom Land, sondern von der Regierung bezahlt. Wobei Sie nicht meinen müssen, es mit Geheimagenten zu tun zu haben.«
    »Das glaube ich Ihnen.« Er befand sich in einer Situation, in der er alles hinnahm.
    »Dürfen wir Ihnen deshalb einige Fragen stellen, Herr Schwarz?«
    »Ja - gern.«
    »Meine Partnerin und ich haben nichts gegen Ihr Lokal. Im Gegenteil, es hat uns sehr gut gefallen, und das Essen war auch ausgezeichnet, aber uns stört etwas anderes.«
    »Was denn?«
    »Der Name.«
    Robert Schwarz wusste nicht, ob er lächeln sollte. Er hob zunächst die Schultern und meinte: »Tut mir leid, aber ich kann nichts Ungewöhnliches daran finden.«
    »Engelskerker?« fragte ich. »Das hört sich doch recht ungewöhnlich an.«
    »Stimmt.«
    Ich lächelte. »Jedes Haus hier hat so gut wie eine eigene Geschichte. Könnte das nicht auch bei diesem hier so sein? Ich meine, der Name lässt darauf schließen.«
    »Ja, ja«, gab er zu, »das stimmt schon.«
    »Weiter.«
    »Nichts.« Er hob die Schultern. »Ich habe mich nicht mit der Geschichte des Hauses beschäftigt. Das kümmert mich nicht. Ich bin auch nicht immer hier.«
    »Aber es wird doch Unterlagen geben«, sagte Dagmar. »Das ist oft so bei Lokalen mit ungewöhnlichem Namen. Unterlagen, die darauf hinweisen, wie der Name entstanden ist.«
    »Klar.«
    »Wunderbar. Und wo finden wir die?«
    Schwarz schaute Dagmar an, als hätte sie ihm einen unanständigen Antrag gemacht. Aber er dachte nach und kratzte dabei mit dem Fingernagel seines rechten Zeigefingers an den dünnen Barthaaren entlang. »Wenn mich nicht alles täuscht, liegen die unter der Theke. Es gibt tatsächlich Gäste, die danach fragen. Warten Sie mal.« Er hob eine Klappe hoch und verschwand hinter dem Tresen, wo er sich bückte. Es war zu hören, wie er eine Lade aufzog.
    Im Lokal selbst hatte sich das Licht verändert. Die Sonne war weitergewandert. Es war dunkler geworden, und erste Schatten griffen zu wie

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