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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überlegte ich, ob ich mich wirklich richtig verhalten hatte oder nicht doch lieber in London geblieben wäre.
    Wichtig war jetzt, dass der Golf von der Tür wegkam, da er dort den Weg leicht versperrte. Ich ging wieder nach unten. Soeben schob sich ein Lieferwagen an ihm vorbei. Dessen Fahrer hatte einen hochroten Kopf bekommen, weil er so rangieren musste.
    Ich hatte mir den Weg gemerkt, der mir erklärt worden war, fuhr rückwärts, bog in eine Seitenstraße ein und sah den nur zur Hälfte gefüllten Hotelparkplatz auf der rechten Seite.
    Etwa die Hälfte der Fahrzeuge war von einer dicken Eisschicht bedeckt. Sie klebte auf den Dächern und den Fenstern. Wer damit losfahren wollte, hatte im wahrsten Sinne des Wortes sein Kratzen.
    Ich fand eine günstige Lücke, stellte den Motor ab und wollte aussteigen, als es mich erwischte.
    Urplötzlich waren die Rufe wieder da. Sie irrten und schallten durch meinen Kopf, und das so überraschend, dass ich zusammenzuckte und mich danach nicht bewegte.
    Ich blieb einfach nur sitzen und schaute gegen die Scheibe, wobei ich die Augen halb geschlossen hielt.
    Es waren nur Schreie zu hören. Keine Worte, erst recht keine Sätze, die mich über irgendetwas aufklären wollten. Nur eben die rätselhaften Rufe um Hilfe, die schon zu einer Qual werden konnten.
    Das also war die gefangene Michaela, um die sich Clarissa so große Sorgen machte.
    Irgendwie freute es mich auch, die Hilfeschreie zu hören, denn sie sagten mir, dass ich den Weg nach Goslar nicht umsonst gemacht hatte.
    Jetzt musste ich sie nur noch finden.
    Ich hörte ihnen weiterhin zu. Dabei gelangte ich zu dem Schluss, dass es sich nicht unbedingt nur um Schreie handelte. Es waren auch noch andere Töne zu hören. Ein lang gezogenes Jammern und Klagen, das mir unter die Haut ging. Diese Person musste unter einem wahnsinnigen Druck stehen und stark leiden.
    Nur Schreie und keine Worte.
    Genau das machte mich nachdenklich. Warum sprach die Gefangene nicht? Warum gab sie mir keinen Hinweis darauf, wo man sie gefangen hielt?
    Entweder war es ihr nicht möglich, oder sie wollte es nicht.
    Aber die Schreie hielten nicht länger an. Sie wurden leiser, sie sackten ab, und mit einem letzten Schluchzen oder Weinen verstummten sie dann ganz.
    Ich stieß die Luft aus und blieb zunächst noch hinter dem Lenkrad sitzen. Irgendwie hatte ich mir diesen Willkommensgruß gewünscht, denn erst jetzt war ich davon überzeugt, die Reise nicht umsonst gemacht zu haben.
    Sicherheitshalber wartete ich noch eine Minute ab. Als sich dann nichts getan hatte und mein Kopf wieder klar blieb, öffnete ich die Tür und stieg aus.
    Im Golf war es warm gewesen. Jetzt erwischte mich wieder die verdammte Kälte, die sich wie ein Ring um meinen Körper legte.
    Ich schloss den Wagen ab. Dabei hatte ich den Kopf gesenkt. Die Scheiben des Golfs waren nicht zugefroren, und so spiegelte sich darin eine Bewegung.
    Jemand näherte sich mir und dem Wagen.
    Es war ein Mann, das sah ich. Und der Mann blieb auch dicht hinter mir stehen.
    Ich hörte das Räuspern.
    Dann fuhr ich herum.
    Mich traf fast der Schlag.
    Vor mir stand ein Freund.
    Harry Stahl!
    ***
    Ich musste wohl sehr dumm aus der Wäsche geschaut haben, denn ich hörte sein Lachen, bevor er mir auf die Schulter schlug, mich umarmte und sich verdammt freute, mich hier zu sehen.
    Die Freude lag auch auf meiner Seite, nur kam sie nicht so zum Ausdruck, denn die Überraschung war einfach zu stark, und ich konnte nur den Kopf schütteln.
    »He, John, was ist?«
    »Ich überlege, ob du ein Gespenst bist oder…«
    »Nein, nein, mein Lieber. Denk an das oder. Ich bin es wirklich.«
    Ich hatte meine Überraschung immer noch nicht ganz überwunden. »Und was treibt dich auf diesen Parkplatz hier?«
    »Hier steht mein Wagen.«
    »Aha, sehr gut. Sag nicht, dass du auch hier im Hotel wohnst?«
    »Doch. Zusammen mit Dagmar. Wir beide haben uns hier einquartiert. Ein paar Tage Urlaub sollten es werden und…«
    »Sollten?« sagte ich.
    »Genau.«
    »Aber wie ich dich kenne, sind sie es wohl nicht geworden. Oder liege ich da falsch?«
    »Nicht so ganz«, gab Harry zu. »Probleme?«
    »Ja.« Er schaute mir ins Gesicht. »Und wie sieht es bei dir aus? Sag nur nicht, dass du hier auch einige Tage Urlaub machen willst.«
    »Nein, mich hat der Job hergeführt.«
    Harry blieb für einen langen Augenblick ruhig. Dann fragte er mit leiser Stimme: »Sagt dir der Name Michaela etwas?«
    Ich nickte. »Ja, das sagt er mir in der

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