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1198 - Varunas Hexenreich

1198 - Varunas Hexenreich

Titel: 1198 - Varunas Hexenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mund zuckte, und dann streckte sie uns mit einer bittenden Bewegung beide Hände entgegen. Es sah so aus, als wollte sie uns in ihren Kreis hineinholen, doch wir zögerten und blieben dort stehen, wo wir waren. Keiner von uns wollte sich in die magische Zone begeben.
    Das merkte auch Varuna. Ihre Arme sanken nach unten. Sie bewegte sich dabei sehr langsam und wirkte wie eine Person, die vom Alter geschwächt war. Aus ihrem Mund drang ein tiefes Seufzen, als litte sie unter einer schweren Last.
    »Kannst du mir sagen, was das zu bedeuten hat?«, flüsterte Suko mir zu. »Ich weiß es nicht.«
    »Sie wird es uns sagen.«
    Als hätte Varuna unser kurzes Gespräch gehört, hob sie den Kopf an, richtete ihren Blick auf uns und zum ersten Mal sahen wir den müden und irgendwie verzweifelten Ausdruck in ihren Augen. Er sah aus wie eine Bitte.
    »Allmählich begreife ich gar nichts mehr«, raunte Suko. »Verdammt, was will sie?«
    »Schau sie doch an.«
    »Das tue ich ja.«
    »Sie ist am Ende!«
    »Bist du sicher, John?«
    »Nicht ganz. Aber ich habe Augen im Kopf. Sie sieht aus wie jemand, der sich übernommen hat. Irgendetwas hat sie völlig aus dem Rhythmus gebracht. Kann sein, dass sie die Geister, die sie gerufen hat, nicht mehr los wird.«
    Varuna, die noch immer im Licht des Allsehenden Auges stand, gab sich jetzt einen Ruck, und sehr langsam setzte sie einen Fuß vor. Jetzt stand für uns fest, dass sie den Kreis verlassen wollte. Ich ahnte, was kam, und ging ihr entgegen, denn die Mauer aus Steinen war plötzlich zu hoch für sie.
    Varuna stolperte und fiel nach vorn. Direkt hinein in meine auffangbereiten Arme, in denen sie zitternd liegen blieb. Ich drückte den Stoff zusammen und fühlte unter ihm die Haut, die mir vorkam wie eine alte Pelle.
    Mit behutsamen Schritten ging ich zurück und zog sie mit. Sie war erschöpft. Sie stand am Rande ihrer Kraft, und sie war auf eine fürchterliche Art und Weise gealtert.
    Zitternd klammerte sie sich an mir fest. Ich hörte sie sprechen, denn ihr Mund befand sich nicht zu weit von meinem Ohr entfernt. Es war eine fremde Stimme, die diese rauen Worte sagte, und ich verstand die Sprache auch nicht.
    In dieser Haltung wollte ich sie nicht lassen. Ich musste daran denken, dass sie Suko und mir das Leben gerettet hatte. Jetzt sah sie aus, als würde sie sterben. Das wollte ich nicht zulassen und zog sie deshalb weiter von der Opferstätte weg hinein in diese unheimlich wirkende Welt, in der es kein normales Licht mehr gab. Nur die Runen und das Allsehende Auge sorgten für die schwache Beleuchtung, durch die zudem die Dunstschwaden trieben.
    Ich ging mit Varuna fast bis zur primitiven Hütte zurück. Dort legte ich sie nieder, was sie auch mit sich geschehen ließ. Aber sie wollte sich nicht ganz auf den Boden legen lassen und krallte sich an mir fest. So machte sie mir deutlich, dass es ihr lieber war, wenn sie saß Die Lichtsäule ragte noch immer aus der Ritualstätte in die Höhe. Es war nicht zu sehen, wo sie endete, aber in ihrem Zentrum zeichnete sich auch nichts mehr ab.
    Als Suko zu mir trat, schaute ich kurz hoch und sagte: »Ich nehme an, Sie will reden.«
    »Ja, das glaube ich auch. Es kommt mir vor, als hätte sie sich übernommen und wäre bereits auf dem Weg ins Jenseits.«
    Das letzte Wort hatte Varuna besonders intensiv gehört. Sie zuckte leicht zusammen, öffnete den Mund, und ich wartete auf ihre Zustimmung, doch mir drang nur ein leises Krächzen entgegen.
    »Kannst du sprechen?«, fragte ich.
    »Ich will es versuchen.«
    »Wenn du nicht reden kannst, dann…«
    »Nein, du kannst ruhig fragen, John. Ich fühle mich wieder besser.«
    Sie hatte mich mit dem Namen angesprochen. Das sah ich als einen Vorteil an. Ich konzentrierte mich auf ihre Augen und stellte fest, dass der Blick nicht mehr so verschwommen war, sondern jetzt eine gewisse Klarheit zeigte.
    Jetzt stellte ich meine erste und dabei auch sehr wichtige Frage: »Bist du Varuna?«
    »Bin ich.«
    Zwar fiel mir kein Stein vom Herzen, aber ich war zufrieden. Zunächst zumindest.
    »Aber ich kenne dich anders, Varuna. Du musst das selbst wissen. Was ist mit dir geschehen?«
    Ihr Blick flackerte. Müde Augen. Sie suchte nach einer Antwort, dann presste sie die Worte hervor.
    »Der andere Zauber ist zu stark gewesen.«
    »Welcher?«
    »Der ägyptische.«
    Das konnte stimmen. Da brauchte ich nur an das magische Auge zu denken, aber mir fielen auch die Runenzeichen ein, die von den Bäumen herabhingen. Es war

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