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1199 - Der Prinz und der Bucklige

Titel: 1199 - Der Prinz und der Bucklige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beschleunigte Perry in entgegengesetzter Richtung. Der Individualschirm war aktiviert.
    Perry sah die Zone des roten Leuchtens näherkommen. Plötzlich packte ihn die Angst. Es hätte längst so weit sein müssen. War sein Plan fehlgeschlagen? Er brachte den Körper in halb aufrechte Position, um sich besser umsehen zu können.
    Da ging hinter ihm eine grelle Sonne auf. Eine blendende Flut bläulichweißer Helligkeit ergoß sich durch den Tunnel und ertränkte das rote Leuchten, das die Nähe des Zentrums signalisierte. Eine mörderische Druckwelle rollte wenige Sekunden später brüllend und donnernd über Perry hinweg und riß ihn mit sich. Hals über Kopf wurde er davongewirbelt. So unwiderstehlich war die Macht der aufgewühlten Luftmassen, daß das Gravo-Pak mehr als zehn Sekunden brauchte, um die Fluglage zu stabilisieren.
    Dann erst wagte Perry, sich aufzurichten. Er sah sich um. Die grelle Sonne war in sich zusammengesunken. Aber eine rötlichgelbe Gluthölle erfüllte wabernd den gesamten Querschnitt des Kanals. Sekundärexplosionen knallten in rascher Folge. Die Wände des Tunnels waren in Fluß geraten. Eine glühende Magmamasse schob sich den Kanal entlang und erstarrte zögernd.
    In den nächsten fünf bis zehn Minuten würde kein Verfolger wagen, die Stätte der Explosion zu passieren. Das war der Vorsprung, den er Nachor hatte verschaffen wollen.
    Er war erfolgreich gewesen. Seine Taktik hatte das gewünschte Ergebnis erzielt. Dennoch blieb ihm ein bitterer Geschmack auf der Zunge.
    Intelligentes Leben war dabei zugrunde gegangen.
     
    *
     
    Eine Halle, ein Vorplatz - für Giganten gemacht. Zweihundert Meter weit, durchdrungen von glühendem, rotem Licht, das die Augen irre machte. Gegenüber: ein riesiges Portal, beschichtet mit einer kristallinen Masse, die das rote Leuchten in sinnverwirrendem Glitzern zurückwarf. Eingebettet in die Kristallschicht: ein Symbol, dessen Bedeutung er nicht erkannte.
    Nachor, der Armadaprinz, stand in der Mitte des Vorplatzes. Er hatte den Helm geöffnet und in den Nacken geschoben. Sein Blick war in die Höhe gerichtet, hinauf zu dem Symbol, das seine ganze Aufmerksamkeit gefangen nahm.
    Perry trat langsam auf ihn zu. Ein psionisches Fluidum ließ ihn die Erregung des Prinzen mitempfinden. Auch sein Blick wurde von der symbolischen Darstellung wie mit magischer Kraft angezogen. Sie bestand aus zwei Teilen: einem aufrecht stehenden Trapez und einem gleichschenkligen Dreieck, das schräg über dem Trapez hing.
    Das Blut schoß ihm zu Kopf, als ihm die Bedeutung des Symbols plötzlich klar wurde.
    Es war noch keine dreißig Stunden her, seit Nachor davon gesprochen hatte.
    Die brechende Spitze!
    Ein Zittern ging durch den kräftigen Körper des Prinzen. Sein Atem ging hart und stoßweise. Er tat einen Schritt vorwärts und warf die Arme in die Luft. Mächtig hallte seine Stimme durch die Weite der Halle, als er schrie: „Das Tor des Saddreykaren - Saddreyu, die brechende Spitze!"
    Die mächtigen Wände warfen das Echo hin und her. Als es schließlich verstummte, drang aus der Höhe eine Stimme: „Du hast dich erinnert, Sohn des Saddreykaren! Die Macht ist dein. Geh und nimm sie dir."
    Eine blasse Leuchterscheinung erschien hoch über dem Prinzen. Sie senkte sich herab.
    Eine Sekunde lang glaubte Perry, den Buckligen zu sehen. Dann war er verschwunden.
    Die überanstrengten Augen tränten. Was war aus dem Zwerg geworden? Hatte er richtig gesehen? Der Bucklige war auf Nachors Schulter gelandet und mit dem Prinzen verschmolzen?
    Rollendes, dumpfes Dröhnen ließ ihn auffahren. Die Flügel des mächtigen Portals waren in Bewegung geraten. Sie schwangen nach innen. Eine Öffnung von fünfzig Metern Breite und wenigstens achtzig Metern Höhe tat sich auf. Nachor schritt vorwärts. Sein Gang war aufrecht, selbstbewußt. Er trat durch das Tor. Perry folgte ihm, aber auf der Schwelle des Portals blieb er stehen. Zum ersten Mal im Leben hatte er das beklemmende Gefühl, an einer Grenze zu stehen, die er nicht überschreiten durfte.
    Durch das offene Tor ging der Blick in eine riesige Kuppel. An ihren Wänden glitzerten Milliarden von Lichtpunkten, Nachbildungen der Sterne des Weltalls. Bis zu schwindelnder Höhe stieg die gewölbte Fläche empor, und das Licht der Sterne erfüllte den gewaltigen Dom mit mattem, silbernem Dämmerlicht.
    In der Mitte der Kuppel erhob sich ein flaches Podest. Es war kreisförmig. Fünf Stufen führten zu ihm hinauf. Gemessenen Schritts hielt der

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