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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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seinem Zimmer und schloss sich ihnen an.
    »Also: Was haltet ihr von den Chailiden?«, fragte Atlan, als er die Tür seiner Unterkunft geschlossen hatte.
    »Moment«, wisperte Kolsch, spannte sich und starrte wie hypnotisiert auf die Vase mit den Blumen. »Dich hat man also auch damit versorgt.«
    »Ein Mädchen hat mir die Blumen gebracht«, erklärte Atlan beiläufig. »Ein Kind. Es wollte sich bei mir einschmeicheln. Mein Messer hatte es ihm angetan.«
    »Bei mir stehen auch solche Blumen«, sagte der Magnide rau. »Und bei Bjo ebenfalls.«
    Atlan sah den Solaner nachdenklich an. Er wunderte sich, dass ausgerechnet Wajsto Kolsch einen derartigen Verdacht entwickelte – vielleicht hatte er den Solaner unterschätzt.
    Natürlich gab es eine Reihe von sehr einfachen Erklärungen: Die Chailiden mochten bestrebt sein, die kargen Räume ein wenig herauszuputzen, und diese Blumen mochten ihrem Schönheitssinn entsprechen oder gerade zu dieser Zeit in der Umgebung des Dorfes wachsen. Es waren sehr schöne Blumen mit blauen Blüten, sternförmiger, gelber Mitte und schmalen, blaugrünen Blättern.
    Atlan sah sie sich genauer an und fand, dass sie jetzt, in der Dunkelheit, ihre Kelche noch weiter öffneten, und dass ihnen ein betörender Duft entströmte, der sehr angenehm, und keineswegs so stark war, dass er störend wirkte.
    Er war dennoch nicht bereit, ein Risiko einzugehen. Er nahm den Strauß und stellte ihn vor die Tür.
    »Du hältst es also auch für möglich«, stellte Wajsto Kolsch fest.
    Atlan winkte ab. »Vorsicht ist die Mutter der Weisheit«, murmelte er. »Möglicherweise sollen diese Blumen dafür sorgen, dass wir tief und fest schlafen – umbringen werden sie uns gewiss nicht.«
    »Aber ein anderer könnte es tun, und wir wären wehrlos. Was ist mit dem Messer – hast du es diesem Mädchen gegeben?«
    »Ja«, sagte Atlan nachdenklich. »Das habe ich getan. Chessam ist die Schwester von Pejunk. Sie will morgen mit auf die Jagd gehen.«
    »Falls es zu dieser Jagd kommt«, bemerkte Kolsch düster. »Was, wenn man uns in der Nacht die Kehlen durchschneidet – mit einem Messer, das einem von uns gehört?«
    Atlan schloss für einen Moment die Augen. Instinktiv wehrte er sich gegen den Verdacht, den Wajsto Kolsch eben geäußert hatte. Andererseits ...
    »Die größte Gefahr dürfte eher morgen, während des Jagdausflugs bestehen«, murmelte er. »Ich glaube nicht, dass sie uns umbringen wollen, aber während der Jagd solltest du sehr vorsichtig sein.«
    »Sie sind friedlich«, sagte Bjo Breiskoll plötzlich.
    »Bist du sicher?«, fragte Atlan.
    Bjo nickte nachdrücklich. »Ich kann ihre Gedanken nicht lesen«, gab er zu. »Aber ich weiß, dass sie uns nicht ans Leben wollen.«
    Atlan und Wajsto Kolsch sahen sich an.
    »Er ist die Autorität auf diesem Gebiet«, murmelte der Arkonide. »Wir sollten ihm glauben.«
    »Die Jäger sind ehrliche, aufrechte Leute«, sagte Kolsch zögernd. »Aber diesen Dorfbewohnern traue ich nicht über den Weg. Sie sind so ... überheblich.«
    »Das dachte ich zuerst auch«, bemerkte Atlan. »Amodar hat mich allerdings davon überzeugt, dass dem nicht so ist.«
    Er berichtete, was er von dem Chailiden erfahren hatte. Seine Gefährten reagierten unterschiedlich. Auf Bjos Gesicht zeichnete sich ein sehnsüchtiges Lächeln ab. Wajsto Kolsch dagegen wurde immer verschlossener und missmutiger.
    »Die Chailiden haben das erreicht, was wir in der SOL damals erreichen wollten! «, lautete Bjos Kommentar.
    »Unsinn«, protestierte Kolsch. »So etwas gibt es nicht. Das alles ist viel zu schön, um wahr zu sein. Das Ganze muss einen Haken haben – ich weiß nur noch nicht, wo er sitzt.«
    Atlan pflichtete ihm im Stillen bei.
    Das Gespräch versandete, und die beiden Solaner kehrten schließlich in ihre eigenen Zimmer zurück. Der Arkonide hörte, wie sie die Vasen mit den Blumen vor ihre Türen stellten.
    In dieser Nacht fand Atlan kaum Schlaf. Wann immer ein Geräusch die Stille durchbrach, war er auf den Beinen und vergewisserte sich, dass weder ihm noch seinen Gefährten eine Gefahr drohte. Es mochte Mitternacht sein, als er einen leisen Laut hörte, der wie fernes Weinen klang. Er öffnete geräuschlos die Tür zur äußeren Veranda und schlich zur Hütte des Uralten.
    Das Neugeborene lag noch immer vor der Behausung. Es jammerte leise vor sich hin und strampelte kräftig. Atlan unterdrückte nur mit Mühe den impulsiven Wunsch, das hilflose Wesen aufzuheben und in den Schutz des

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