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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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haben wir zu viele andere Dinge im Kopf, und als Jäger müssen wir uns darauf konzentrieren, in der Wildnis zu überleben und unsere Aggressionen auszuleben. Denke nicht, dass die jungen Leute da draußen ein idyllisches Leben führen! Es gibt viele Tiere, die ihnen gefährlich werden können, und es gibt andere Gruppen von Jägern, mit denen man gewisse Unstimmigkeiten ausfechten muss. Ja, und später, wenn wir hier im Dorf leben, kommt die Zeit der Partnerschaft, und bald ist das erste Kind geboren und verlangt nach Fürsorge. Auch wenn unsere Kinder von klein auf selbständig sind, müssen wir stets für sie da sein, bis sie ihr neues Leben beginnen.«
    »Na schön, eure Kinder verschwinden schließlich im Wald, aber eure Partnerschaften bestehen immer noch.«
    »Nein«, sagte Amodar gleichmütig. »Sie lösen sich auf. Das Interesse füreinander hält nur so lange an, wie wir für die Kinder sorgen müssen.«
    Atlan lehnte sich zurück und sah Amodar nachdenklich an. Allmählich begann er zu verstehen.
    Die Chailiden waren nur für eine kurze Zeitspanne fortpflanzungsfähig, und das war der eine wichtige Punkt, der ihre Entwicklung beeinflusste. Der zweite Punkt war die Tatsache, dass die Chailiden, wenn sie alt genug wurden, die Fähigkeit besaßen, zu meditieren .
    Die Angehörigen dieses Volks hatten nur wenige Jahre zur Verfügung, um für Nachwuchs zu sorgen. Begreiflich, dass sie bestrebt waren, sich in dieser Zeit möglichst nicht in Gefahr zu begeben.
    Darum übernahmen die Jugendlichen das Geschäft der Jagd, und darum war es auch nie zu einer Rollenteilung zwischen den Geschlechtern gekommen. Während der kurzen Zeit der Brutpflege waren Männer und Frauen gleichermaßen darauf eingestellt, für den Nachwuchs zu sorgen und die dabei anfallenden Arbeiten zu erledigen. Diese Arbeiten mussten einfach getan werden, und man nahm sich ihrer in der Reihenfolge an, in der es sich gerade anbot. Die Kinder der Chailiden hatten demzufolge gar keine Gelegenheit, geschlechtstypische Verhaltensweisen auszubilden. Mädchen und Jungen waren in jeder Beziehung gleichberechtigt und blieben es ihr Leben lang.
    Der Arkonide hielt den Atem an, als ihm bewusst wurde, was die Lebensweise der Chailiden bedeutete: Dieses Volk lebte in geradezu utopisch anmutenden Verhältnissen. Die Individuen waren völlig frei und allein sich selbst verantwortlich. Ihr biologischer Rhythmus sorgte dafür, dass sie dennoch im Sinne der Gemeinschaft handelten und dachten.
    »Was geschieht, wenn ein Chailide nicht nach diesen Regeln leben kann oder will?«, fragte Atlan.
    »Es gibt solche Fälle«, sagte Amodar nachdenklich. »Meistens betrifft es Chailiden, die den Übergang vom familiären zum meditativen Leben vollziehen müssen. In der Zeit, in der wir unsere Kinder betreuen, erledigen wir eine Vielzahl von Arbeiten, und es kommt vor, dass sich der eine oder andere auf irgendetwas spezialisiert und dieses Spezialgebiet liebgewinnt. Und dann kann es eben geschehen, dass er diese Arbeit weiterführen möchte. Wir haben einen Heiler in Ungilara, den die Erforschung der Pflanzen so sehr faszinierte, dass er seine Gedanken nicht davon lösen konnte. Es war ihm darum unmöglich, zu meditieren.«
    »Und er lebt hier in Ungilara? Ihr habt ihn nicht davongejagt?«
    »Warum hätten wir das tun sollen?«, wundert sich Amodar.
    »Chessam sagte mir, dass es eine Stadt namens Syrgan gibt«, erklärte Atlan gedehnt. »Du hast sie ebenfalls erwähnt. Ich vermute, es gibt weitere Ansiedlungen dieser Art.«
    »Ja«, bestätigte Amodar. »In diesen Städten wohnen Chailiden, die entweder nicht fähig sind, zu meditieren, oder die es ablehnen, in den Dörfern zu leben.«
    »Werden diese Leute gezwungen, in die Städte zu ziehen?«
    »Kein Chailide wird zu irgendetwas gezwungen!«, sagte Amodar streng. »Ich dachte, das hättest du inzwischen verstanden. Wenn jemand in einer Stadt leben will, dann zieht er dorthin, wenn nicht, dann bleibt er in seinem Dorf.«
    »Und wenn einer eurer Jäger nicht zu euch, sondern in ein anderes Dorf gehen möchte?«
    »Jeder Jäger geht dorthin, wo er am meisten gebraucht wird.«
    »Dann«, sagte Atlan bedächtig, »habt ihr einen Zustand erreicht, den man nur noch als paradiesisch bezeichnen kann.«
    Der Chailide zögerte und deutete auf Atlans Translator. »Dieses Gerät übersetzt offenbar nur Wörter, für die es in unserer Sprache ein passendes Pendant gibt«, sagte er. »Ich weiß nicht, was ich unter paradiesisch zu

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