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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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Hauses zurückzutragen.
    Er befand sich auf einer ihm fremden Welt, und er hatte die Sitten und Gebräuche der Chailiden zu akzeptieren, egal wie grausam und unmenschlich sie ihm erscheinen mochten. Offenbar war es ein Gesetz, dass alle Neugeborenen dem Uralten präsentiert werden mussten. Atlan wusste aus langer Erfahrung, dass es keinen Sinn hatte und nur Ärger bedeutete, wenn er sich als Fremder in solche Dinge einmischte.
    Er kehrte zum Haus zurück, doch einer Gewohnheit folgend, begab er sich nicht auf direktem Weg in das ihm zugewiesene Zimmer, sondern umrundete das gesamte Gebäude.
    Es war eine stille, sternenklare Nacht, und es gab nirgends ein künstliches Licht, das das Auge zu irritieren vermochte. Die Sterne waren groß und hell, manche scheinbar zum Greifen nah. Der Arkonide schlich den von Blumen und blühenden Sträuchern gesäumten Weg entlang. Als er die nördliche Ecke des Hauses erreichte, hielt er inne.
    Er sah einen Raum, der nach außen hin offen war. Man hatte an dieser Stelle einfach die Wand weggelassen. Lediglich das weit vorspringende Dach bot ein wenig Schutz vor Wind und Wetter.
    Der Arkonide erkannte ein gutes Dutzend Chailiden, die in diesem Raum kauerten.
    Die Meditierenden!, dachte er, und ein Schauer lief über seinen Rücken.
    Ein Zweig knackte hinter ihm. Atlan blieb ruhig stehen und wartete. Er spürte die Anwesenheit eines Fremden, und als der andere nahe genug heran war, drehte er sich langsam um.
    Es war Amodar. Der Alte blickte ernst.
    »Mir scheint, dir geht es genauso wie mir«, sagte Atlan leise. »Ich konnte nicht schlafen. Chessam hat mir Blumen gebracht, aber ihr Geruch hat mich gestört. Ich hoffe, dass das Zimmer inzwischen ausgelüftet hat.«
    Amodar war stehen geblieben. »Du bist ein Fremder«, sagte er. »Du kannst unsere Gesetze nicht kennen. Ich habe die Aufgabe übernommen, über dich und deine Gefährten zu wachen, damit ihr nicht in Gefahr geratet. Eines unserer ungeschriebenen Gesetze sagt, dass niemand die Meditierenden stören darf.«
    »Es liegt mir fern, irgendjemanden zu stören.« Der Unsterbliche hob beide Arme. »Und noch ferner, gegen eines eurer Gesetze zu verstoßen. Ich bin lediglich neugierig, eine Krankheit, an der ich schon mein Leben lang leide.«
    Amodar zögerte, und Atlan wartete gespannt. Eigentlich hatte der Chailide jetzt kaum noch eine andere Wahl, als seine Höflichkeit abzulegen und den Störenfried mit sanfter Gewalt in sein Zimmer zu führen – wenn er denn tatsächlich etwas zu verbergen hatte.
    »Das Gastrecht ist uns sehr wichtig«, sagte Amodar schließlich. »Wenn du hier draußen herumlaufen musst, um Schlaf zu finden, dann magst du das tun.«
    Damit wandte er sich ab und ging davon.
    Atlan gab es auf. Während er in sein Zimmer zurückkehrte und sich auf das weiche Lager sinken ließ, fragte er sich, wie er die Chailiden zu packen bekommen konnte. Irgendwo musste es den Haken geben, wie schon Wajsto Kolsch es formuliert hatte.
    Die Lebensweise der Chailiden war vorbildlich. Es schien, als hätten sie keinerlei Sorgen. Sie bewirtschafteten ihre Felder, und der Arkonide hatte genug gesehen, um zu wissen, dass zumindest in diesem Dorf niemand Hunger litt. Ungilara war ein fast schon aufreizend sauberer, freundlicher und friedlicher Ort. Es gab weder Probleme zwischen den Geschlechtern, noch zwischen den Generationen. Junge und Alte, Männer und Frauen ergänzten einander. Die Chailiden lebten in einem System, das die Freiheit des Individuums garantierte, gleichzeitig aber auch den vollkommenen Schutz durch die Gemeinschaft. Ein Paradies.
    Und irgendwo, dachte Atlan, verbirgt sich die Schlange. Vielleicht sind es die Roxharen – oder die Uralten, über die ich so gut wie nichts weiß.
    Durch den Fensterabschnitt der Tür schien das Licht der fernen Sterne ins Zimmer. Atlan betrachtete sie.
    Er schaltete ab. Gleichzeitig entspannte er seinen Körper. Bilder in schneller Folge huschten an seinem inneren Auge vorbei, wurden langsamer und ordneten sich zu einem wirren Kaleidoskop. Es war eine unfehlbare Methode, und schon an der Grenze zum Schlaf traf ihn eine Erkenntnis: Was er in diesem Augenblick tat, hatte er vor langer Zeit gelernt. Es war die Grundlage der Meditation.
    Er glaubte die Stimme desjenigen zu hören, der ihn damals unterwiesen hatte.
    »Du sollst nicht aufhören zu denken«, sagte Fartuloon. »Ein Wesen, das nicht denkt, sinkt auf die Stufe eines Tieres hinab. Du sollst lediglich aufhören, den Verstand deinem

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