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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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verstehen habe.«
    »Ich meine, dass ihr einen idealen Zustand erreicht habt«, erklärte der Arkonide. »Eine Form des Zusammenlebens, bei der niemand Mangel leidet und sich dennoch frei und seinen Fähigkeiten und Interessen entsprechend entfalten kann.«
    Amodar lauschte seinen Worten nach und sah dabei zum Fenster hin. Der Abend war gekommen, die Sonne würde bald untergehen. Der Chailide schob behutsam das katzenhafte Tier namens Skef von seinen Knien.
    »Es gibt noch etwas, das ich erledigen muss«, murmelte er.
    »Darf ich dich begleiten?«, fragte Atlan.
    Der Chailide zögerte kurz und sah seinen Gast mit seinen seltsamen Augen an, als wolle er ihn bis auf den tiefsten Grund seiner Seele durchdringen.
    »Komm!«, sagte er schließlich.

5.
     
    Im Hof saßen nur noch wenige Chailiden. Bjo Breiskoll und Wajsto Kolsch hatten sich offenbar bereits zurückgezogen. Atlan fand das nicht weiter verwunderlich, denn die beiden Solaner waren an die Strapazen, sich auf einem Planeten aufzuhalten, nicht gewöhnt. Sie hatten eine nach ihrem Verständnis sehr lange Strecke zu Fuß gehen müssen, und unzählige fremdartige Eindrücke waren auf sie eingestürmt. Dem Arkoniden wurde im Nachhinein bewusst, dass die beiden Solaner sich hervorragend gehalten hatten. Besonders Wajsto Kolsch, der in solchen Situationen so gut wie gar keine Erfahrungen besaß, verdiente ein hohes Maß an Anerkennung für die Art und Weise, wie er sich mit den für ihn fremdartigen Verhältnissen arrangierte.
    Unter denen, die jetzt noch an der Kochstelle beisammensaßen, fielen zwei noch recht junge Chailiden auf, ein Mann und eine Frau, die sehr dicht beieinander saßen. Die Frau hielt ein winziges Bündel in ihren Armen, das sich bei näherem Hinsehen als ein Neugeborenes entpuppte. Der junge Mann hatte einige weiche Felle auf seinen Knien, die er immer wieder ordnete und zurechtzupfte.
    »Seid ihr soweit?«, fragte Amodar leise.
    Der junge Mann hob den Kopf. »Ja«, sagte er tonlos.
    »Gut. Ymdar, geh du voran.«
    Die junge Frau stand auf. Das Baby erwachte durch die plötzliche Bewegung und begann leise zu weinen, schlief aber sofort wieder ein. Der junge Mann stand fast gleichzeitig auf, aber Amodar hielt ihn zurück.
    »Warte, Chilsor«, sagte er sanft. »Du hast Angst um dein Kind, und das ist nicht gut. Überlasse es Ymdar, es vor die Tür des Uralten zu legen!«
    »Wir werden es gemeinsam tun«, gab Chilsor zurück. »Wie das Gesetz es verlangt.«
    Amodar zögerte lange. »Gut«, flüsterte er schließlich. »Wenn du so viel Vertrauen in das Gesetz hast, dann geh ...«
    Chilsor eilte seiner Gefährtin nach. Er holte sie kurz hinter dem Tor ein und legte ihr in einer rührenden Geste den Arm um die Schultern.
    »Was geschieht jetzt?«, fragte Atlan leise.
    »Warte es ab«, empfahl der Chailide.
    Ein paar Angehörige der Familie Erran folgten ihnen. Sie gingen zwischen den Häusern hindurch. Atlan empfand die herrschende Stille als bedrückend. Kein einziger Chailide – die Teilnehmer an diesem Zug ausgenommen – befand sich noch außerhalb der Häuser, das Lachen der Kinder war verstummt, und durch die offenen Tore, die in die Innenhöfe führten, drang kein Laut.
    Es ging zur Hütte des Uralten. Eine ältere Chailidin trat vor und stellte eine Schale mit Speisen und einen Krug vor die Tür. Dann legte Chilsor die Felle zu Boden und zupfte sie zu einem weichen Lager zurecht. Ymdar beugte sich nieder und bettete das Kind darauf.
    Minutenlang standen alle schweigend und in Gedanken versunken da, ehe sie sich abrupt abwandten und ins Haus zurückkehrten.
    Atlan verbiss sich alle Fragen, die sich ihm aufdrängten, bis sie sich wieder im Hof befanden. »Warum tut ihr das?«, fragte er Amodar. »Was geschieht mit dem Kind?«
    Der Chailide wirkte abwesend. »Der Uralte prüft es«, sagte er.
    »Aber ihr könnt doch ein kleines Kind nicht einfach da draußen liegen lassen ...«
    »Dem Kind wird nichts geschehen«, schnitt der sonst so höfliche Amodar dem Arkoniden das Wort ab. Die nachfolgende Geste verriet Ungeduld. »Es wird Zeit. Die Meditierenden brauchen die Ruhe der Nacht. Du solltest dich jetzt auch zurückziehen.«
    Es war der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl, und der Arkonide ging darauf ein. Als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete, lugte Bjo Breiskoll um die Ecke.
    »Hat man dich auch schlafen geschickt?«, wisperte er.
    Atlan nickte missmutig. »Komm«, sagte er. »Reden wir ein wenig über diese Leute.«
    Wajsto Kolsch trat aus

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