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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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hergestellt werden. Die, die wir jetzt brauchen, machen wir selbst, ohne dass die anderen Arbeiten darunter leiden. Bei größeren Mengen dagegen wäre es unausbleiblich, dass einzelne Chailiden sich nur noch mit den Ziegeln beschäftigen dürfen. Und dann die Kohle! Man findet sie nur in bestimmten Gegenden. Jetzt ist der Bedarf so gering, dass wir Jäger keine Mühe haben, sie heranzuschaffen. Zwei-, dreimal im Jahr nehmen wir alle Murlen, die verfügbar sind und holen die Kohle ins Dorf. Wenn wir mehr davon brauchen, wird es nötig sein, dass etliche Jäger nicht mehr auf die Jagd gehen, sondern nur noch nach Kohle graben.«
    Atlan war für einen Augenblick konsterniert. Dieser Chailide wusste, wie so etwas ablief. Aber woher wusste er es? Isun war ein Jäger, er war noch jung und gab sich mit Sicherheit nicht der Meditation hin.
    »Ihr wollt also keinen Fortschritt!«, stieß der Arkonide hervor.
    Er hörte ein leises Räuspern hinter sich und fuhr herum.
    Amodar lächelte schwach. »Lass mich ihm antworten«, bat er Isun. Der Jäger gab mit einer Geste sein Einverständnis.
    »Wir wollen so weiterleben, wie wir es seit Tausenden von Jahren getan haben«, sagte Amodar ruhig. »Wir haben viele Völker und viele Planeten kennengelernt. Die meisten gingen den Weg der Technik. Sie vergaßen, dass sie Teil der Natur waren, der sie entstammten, und sie wandten die Kräfte der Technik gegen die der Natur an. Sie veränderten ihre Welt nach ihren Wünschen. Aber ein Planet ist ein kompliziertes System, in das man nicht ungestraft eingreifen darf. Viele dieser Völker haben bitter dafür bezahlt. Ihre Welten sind nicht mehr voller Leben, und sie selbst müssen um jeden Brocken Nahrung kämpfen. Wir wollen nicht, dass solche Zustände auch auf Chail eintreten.«
    »Glaubst du nicht, dass das der beste Weg in die Stagnation ist?«, fragte Atlan.
    Amodar winkte ärgerlich ab. »Wozu brauchen wir die Technik?«, fragte er herausfordernd.
    Atlan deutete lächelnd auf den qualmenden Herd. »Zum Beispiel, um euch das Leben leichter zu machen«, meinte er.
    »Das Leben ist niemals leicht. Ab und zu gibt es ein wenig Rauch. Es kommt auch vor, dass ein Dach einfällt, weil bestimmte Tiere es von innen heraus zerfressen haben. Aber der Herd wird morgen nicht mehr rauchen, und ein Dach neu zu errichten, dauert nur wenige Tage. Das alles ist kein Grund, unsere Lebensweise zu ändern.« Amodar stützte die Hände auf den Tisch und sah Atlan eindringlich an. »Wir wissen, dass die anderen Völker den Weg der Technik nur gehen, weil sie zu den Sternen streben. Es scheint, als wäre das ein kosmisches Gesetz. Lichter stehen am Himmel und werden als Götter verehrt. In die Nähe dieser Götter möchte man gelangen. Zuerst aber muss man sich die Welt unterwerfen, auf der man lebt. So beginnen die Kriege, und jeder Krieg bringt neue Waffen mit sich, neue technische Errungenschaften. Bei fast allen raumfahrenden Völkern, die wir kennengelernt haben, sind die Sternenschiffe nichts anderes als weiterentwickelte Waffen.«
    Atlan sah den Chailiden an. Er dachte an sein eigenes Volk, an Arkon, an Terra und viele andere Welten, und er fühlte sich bloßgestellt. Auf seine Weise hatte Amodar recht: Der Beginn der Raumfahrt war fast immer mit mehr oder weniger kriegerischen Zielen verbunden gewesen. Und dennoch ...
    »Du darfst das nicht verallgemeinern«, sagte er langsam. »Es ist wie bei euren Jägern: Es sind junge Zivilisationen, die sich erst die Hörner abstoßen müssen. Diese Phase dauert nicht lange.«
    »Wir haben Völker gesehen, die es niemals gelernt haben – und auch nicht mehr lernen werden.«
    Atlan seufzte leise. Was war Amodar? Ein Meditierender – aber was bedeutete das? Hing er bloß seinen Träumen nach? Stellte er philosophische Überlegungen an, oder wiederholte er lediglich etwas, das seinem Volk vor langer Zeit mitgeteilt worden war? Vielleicht waren es die Roxharen selbst gewesen, die – von den Chailiden unerkannt – für diese einseitige Betrachtungsweise gesorgt hatten? Oder waren diese Leute tatsächlich imstande, geistigen Kontakt zu anderen Völkern aufzunehmen?
    »Ich möchte an einer eurer Meditationsübungen teilnehmen«, sagte er.
    »Warum?«, fragte Amodar.
    »Ich möchte mir ein Bild davon machen können. Vor allem möchte ich wissen, ob ihr tatsächlich Kontakt zu anderen Völkern habt – oder ob euch die Roxharen nur etwas vorgaukeln.«
    »Die Roxharen haben damit nichts zu tun«, erwiderte Amodar

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