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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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eine ganze Reihe von Kulturpflanzen, die offensichtlich schon seit vielen Generationen angebaut wurden. Die Chailiden verstanden sich darauf, diese Pflanzen so anzubauen, dass sie – auf die einzelnen Exemplare bezogen – überreiche Erträge brachten. Es wäre auch nicht schwierig gewesen, die Felder zu vergrößern. Dennoch bauten die Chailiden nur so viel an, wie gerade nötig war. Sie zogen darüber hinaus Pflanzen, deren Anbau reiner Luxus war, wie zum Beispiel jene unscheinbaren, blaugrünen Gewächse, deren kleine Wurzelknollen in geröstetem Zustand kein Nahrungsmittel, sondern eine reine Leckerei waren.
    Die Chailiden wussten, wie man Ziegel brannte. Atlan sah es, als er den Schmied besuchte – oder besser: die Schmiede, denn dort arbeiteten stets jene Chailiden, die gerade irgendwelche metallenen Gegenstände benötigten. Die Spezialisierung auf einen einzelnen Beruf schien den Chailiden fremd zu sein. Der nach einer Seite offene Raum war aus gebrannten Ziegeln erbaut und mit ebenfalls gebrannten Schindeln gedeckt. Dennoch wohnten diese Leute in relativ witterungsanfälligen Holzhäusern, die ständige Pflege und Ausbesserung benötigten.
    In der Schmiede fand Atlan außerdem einen Beweis dafür, dass seine Gastgeber genau wussten, wie man die Bodenschätze ihrer Welt zu nutzen hatte: Das Feuer in der Esse wurde nicht mit Holzscheiten, sondern mit Kohlebrocken genährt. Kein Chailide schien jedoch auf die Idee zu kommen, auch seine Mahlzeit über einem Kohlefeuer zuzubereiten.
    Die Werkzeuge der Chailiden waren einfach, aber bei näherem Hinsehen erstaunlich perfekt. Bjo Breiskoll und Wajsto Kolsch sahen sich verwundert an, als Atlan beim Anblick einer simplen Nähnadel beinahe aus der Fassung geriet. Sie verstanden nicht, was ihn an der Existenz dieser Nadel so erregte: Sie war mit einer Präzision hergestellt, die einfach nicht in diese Umgebung passen wollte. Dennoch war sie unzweifelhaft ein chailidisches Produkt, nicht etwa eine Gabe der Roxharen.
    Auch das war etwas, das Atlan nicht verstand: Die Chailiden hätten – wären sie wirklich ein zwar kulturell hochstehendes, technisch jedoch völlig unbedarftes Volk gewesen, nach den Erzeugnissen der Roxharen gieren müssen. Auf jedem anderen Planeten wäre binnen kürzester Frist ein lebhafter Tauschhandel entstanden: Feldfrüchte, Wildbret, seltene Mineralien, Tiere, Pflanzen, Kräuter und so weiter gegen all das, was die Roxharen zu liefern vermochten.
    Natürlich war es denkbar, dass die Roxharen keinen Wert darauf legten, in Handelsbeziehungen zu den Chailiden zu treten. Je länger Atlan jedoch die Artgenossen Akitars beobachtete, desto wahrscheinlicher schien es ihm, dass die Chailiden selbst Kontakte dieser Art ablehnten.
    Eines Abends machte er die Probe aufs Exempel.
    Es war ein sehr windiger Tag gewesen, und das Herdfeuer rauchte trotz der raffinierten Vorrichtungen, die die Flammen ruhig und stetig lodern lassen sollten, übermäßig stark.
    »In der Schmiede benutzt ihr Kohle«, sagte Atlan zu Yrstam, der neben ihm saß und mit düsteren Blicken die Rauchschwaden beobachtete. »Aus der Kohle könntet ihr Gas gewinnen. Ihr könntet auch Generatoren bauen und statt der Fackeln elektrisches Licht benutzen. Ich kann euch zeigen, wie das funktioniert.«
    Yrstam sah den Arkoniden nachdenklich an. »Ich weiß, dass wir das könnten«, sagte er schließlich. »Abgesehen davon, dass es nicht weiter schwierig wäre, andere Herde zu bauen, die gar nicht mehr rauchen können.«
    »Wenn ihr das wisst, warum tut ihr es nicht?«
    Ein junger Jäger setzte sich zu ihnen. »Weil es über kurz oder lang unser Leben zerstören würde«, erklärte er.
    »Das ist Isun, mein Bruder«, stellte Yrstam vor.
    Isun trug abenteuerliche Kleidungsstücke: Eine Jacke, die aus verschiedenen Pelzarten zusammengesetzt war, ein buntes Tuch um den Hals, einen mit leuchtenden Federn bestickten Umhang, einen ebenfalls farbenfrohen Lendenschurz und halbhohe Stiefel aus weichem Leder. Um seine Hüften schlang sich ein metallbeschlagener Gürtel, an dem ein Schwert und ein Messer hingen.
    »Warum glaubst du, dass es euer Leben zerstören würde?«, fragte Atlan.
    Isun legte den Kopf schräg und betrachtete das rauchende Herdfeuer. »Es gibt unzählige Dörfer wie Ungilara«, sagte er langsam. »Stell dir vor, wir wollten alle Häuser mit Kohleherden und entsprechenden gemauerten Abzügen versehen – was würde geschehen? Wir bräuchten große Mengen von Ziegeln. Die müssen

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