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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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Gefallen, doch als Maton ihn am Arm fasste und versuchte, ihn mit sich fortzuziehen, protestierte der Heilkundige. »Ich verstehe deinen Eifer, doch solltest du bedenken, dass ich kein junger Mann mehr bin. Du musst dich wohl oder übel meinem Tempo anpassen.«
    Dem jungen Chailiden kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sie das Haus endlich erreichten. Nun hielt es ihn nicht mehr. Er rannte ins Schlafgemach.
    Lofos hatte inzwischen ein Licht angezündet. Im flackernden Schein der Flamme sah er die alte Frau neben dem Bett hocken.
    »Ist es soweit?«
    Lofos verneinte wortlos. Sie tupfte Benta den Schweiß ab und legte ihr eine neue Kompresse auf die hohe Stirn.
    Maton trat neben das Lager und nahm die Hand seiner Gefährtin. »Ich habe Cendran mitgebracht, Benta.« Er war aufgeregt wie selten in seinem Leben, bemühte sich jedoch, zuversichtlich zu wirken. »Nun wird alles gut.«
    Die Frau blickte ihren Partner zärtlich an. Sie wollte etwas sagen, brachte aber nur ein Stöhnen hervor. Die in immer kürzeren Abständen folgenden Schmerzwellen kündigten die bevorstehende Austreibung an.
    Der Heiler betrat den Raum und steuerte zielstrebig auf die Gebärende zu. Er untersuchte sie oberflächlich, ließ sich von Maton die Tasche reichen und entnahm ihr ein Fläschchen. Nachdem er umständlich den Verschluss geöffnet hatte, setzte er es Benta an die Lippen.
    »In Kürze werden die Presswehen einsetzen. Trink davon, es wird den Schmerz erträglicher machen.«
    Unterstützt von ihrem Partner, richtete die junge Frau sich ein wenig auf und trank einen Schluck. Ermattet sank sie danach auf das Lager zurück.
    »Ich brauche heißes Wasser und saubere Tücher.«
    »Schon unterwegs«, sagte Maton schnell, froh, nicht untätig herumstehen zu müssen. Als er zurückkam, hatte sich – entgegen seiner Befürchtung – noch nichts getan. Ein nervenzermürbendes Warten begann.
     
    Nichts dauerte ewig. Glücklich und unendlich erleichtert zugleich betrachtete der stolze Vater einige lange Stunden später das Neugeborene; es war ein gesundes Mädchen. Der Heiler hatte es bereits versorgt, abgenabelt und gewaschen. Mit geschlossenen Augen, die winzigen Händchen zu Fäusten geballt, lag das kupferfarbene Baby im Arm der Mutter. Sie wirkte erschöpft, aber nicht weniger glücklich als ihr Gefährte.
    »Kommt, die beiden brauchen jetzt Ruhe.« Cendran griff nach seiner Tasche und verließ leise das Zimmer, Lofos folgte ihm. Maton nahm das Öllämpchen auf und tappte auf Zehenspitzen zum Bett. Eine Weile betrachtete er die Schlafenden, dann schlich er zur Tür und zog sie behutsam hinter sich zu.
    Der Heiler und die alte Frau hatten sich auf die überdachte Veranda gesetzt; der junge Chailide gesellte sich zu ihnen. Die Luft war angenehm lau, die Sterne am Himmel spendeten mildes Licht.
    »Ich danke dir für deine Hilfe, Cendran. Gleich morgen werde ich zu den Sodos-Sümpfen aufbrechen.«
    »Das wirst du nicht tun.« Der Heilkundige schüttelte missbilligend den Kopf. »Die Pflanzen können warten. In den nächsten Tagen wirst du bei Frau und Kind gebraucht.«
    Maton schwieg eine Weile, man sah, wie es in ihm arbeitete. Schließlich hatte er sich zu einem Entschluss durchgerungen. »Ich will dir ein Geheimnis anvertrauen, Cendran: Benta und ich sind übereingekommen, mit den Traditionen zu brechen. Wir werden das Kind nicht ins nächste Dorf zur Hütte des Uralten bringen. Wir werden die Kleine verstecken, bis sie laufen kann.« Ohne eine Entgegnung abzuwarten, fuhr er fort: »Du wirst dich vielleicht gewundert haben, dass Benta in den letzten Wochen nicht mehr aus dem Haus gegangen ist und wir sehr vorsichtig waren. Das hatte seinen Grund. Niemand sollte ihren Zustand erkennen. Du und Lofos, ihr wart die einzigen, die von der Schwangerschaft wussten.«
    »Ich habe mir bereits so etwas gedacht«, meinte Cendran.
    »Wirst du auch in Zukunft schweigen?«
    »Von mir wird niemand etwas erfahren. Was ihr tut, ist einzig und allein eure Entscheidung.«
    »Ich danke dir, Cendran.« Maton nickte erleichtert. »Du bist nicht nur ein guter Heiler, sondern auch ein Freund.«
    »Man kann meinen Beruf nicht ausüben, ohne die Menschen zu lieben«, gab der Ältere philosophisch zurück. »Doch nun wird es Zeit für mich, zurückzukehren, damit ich wenigstens noch ein paar Stunden schlafen kann.«
    Er öffnete seine Tasche und reichte dem jungen Chailiden einen Beutel und ein Fläschchen.
    »Benta soll von dem Elixier jeden Morgen einen Löffel einnehmen;

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