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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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auftauchte, und stellte fest, dass die chailidische Sprache nicht einmal entsprechende Wörter kannte. Mit Hilfe von Umschreibungen erreichte er es, dass der Translator einigermaßen passende Begriffe fand. Dann erst begriff Isun die Frage des Arkoniden.
    »Nein«, sagte der junge Jäger. »Warum sollten wir solche Gefühle entwickeln?«
    Und damit hatte er zweifellos recht. Alle Arbeiten und Aufgaben waren gleichmäßig auf die Gemeinschaft verteilt. Jeder genoss eine sorglose Kindheit und ein abenteuerliches Leben als Jäger. Die Chailiden folgten mehr einem Instinkt als einer bloßen Tradition, wenn sie Familien gründeten. Sie gerieten im entsprechenden Alter offensichtlich in ein Stadium der Arbeitswut – Isun versicherte glaubhaft, dass er sich, wenn es an der Zeit war, nur dann in Ungilara niederlassen würde, wenn es dort auch genug Arbeit für ihn gäbe. Und wenn sie all diese Plackerei hinter sich gebracht hatten, begannen sie zu meditieren.
    Die Meditation war das Ziel ihres Lebens, die Erfüllung. Sie war Philosophie und Weltanschauung. Man kannte keine Götter und brauchte auch keine.
    Atlan wusste aus langer, leidvoller Erfahrung, dass religiöser Fanatismus sehr schnell zu furchtbaren Konflikten führen konnte. Fanatische Religiosität bedeutete Unterdrückung von Andersgläubigen und den Wunsch, diese Andersgläubigen mit Hilfe von Feuer und Schwert zu Glaubensgenossen zu machen – oder umzubringen.
    Mit dem Fehlen jeder Art von Glaubensbekenntnis, fiel bei den Chailiden ein kriegsfördernder Faktor weg. Aber auch die meisten anderen Faktoren fehlten. Materieller Besitz bedeutete diesen Wesen nichts. Da alle Chailiden in etwa denselben Lebenslauf vorweisen konnten, gab es keinen, der im einen oder anderen Sinn Karriere machen konnte – oder doch?
    Es gab eine Sache, nach der jeder Chailide strebte: Zu einem der Uralten zu werden! Offenbar reichte es nicht aus, ein bestimmtes Alter zu erreichen, sondern man musste auch auf meditativem Weg gewisse Leistungen erbringen. Darüber, was für eine Leistung das war, gab es Dutzende von Theorien – diejenigen, die Genaueres wussten, schwiegen sich jedoch aus.
    Atlan beobachtete die Hütte des Uralten heimlich bei Nacht. Beim ersten Mal behielt er die Schalen mit den Speisen ständig im Auge. Irgendein Insekt vertrat jedoch die Ansicht, dass das Blut des Arkoniden eine besondere Delikatesse darstellte – und es lud ein paar Freunde ein. Für Augenblicke war Atlan abgelenkt – und danach waren die Schalen verschwunden.
    In der zweiten Nacht schlich er hin und entfernte die Schalen einige Meter von der Tür der Hütte. Wenig später ließ das leise Weinen eines chailidischen Babys den Arkoniden herumfahren. Hinter ihm lag ein Fellbündel auf dem Boden – und ein Kind darin. Als er wieder zur Tür sah, waren die Schalen abermals fort.
    Das Kind war nicht dasselbe, das wenige Nächte zuvor verschwunden war. Dennoch nahmen Chilsor und Ymdar es liebevoll auf. Verschiedenen Äußerungen konnte Atlan entnehmen, dass dies durchaus kein ungewöhnlicher Fall war: Es kam relativ oft vor, dass für die verschwundenen Kinder »Ersatz« geleistet wurde.
    Aber warum wurden die Babys vertauscht?
    Die Hütte des Uralten und der namenlose Chailide, der darin hausen sollte, wurden für Atlan mehr und mehr zum zentralen Stein in diesem Mosaik. Er war überzeugt davon, dass er nur das Rätsel der Uralten zu lösen brauchte, um endlich alles verstehen zu können, was auf Chail geschah.
    Aber die Uralten trafen keine Anstalten, dem Arkoniden in irgendeiner Weise behilflich zu sein.
    Täglich setzten sich Atlan, Bjo Breiskoll und Wajsto Kolsch zusammen und diskutierten die Ereignisse des Tages. Dabei testeten sie auch ihr technisches Verständnis. Die düsteren Prophezeiungen der Roxharen schienen sich nicht zu erfüllen. Alle drei waren bei klarem Verstand, und ihre Kenntnisse blieben unangetastet. Sie hätten jederzeit blind eine Space-Jet steuern können.
    Und doch spürten sie, dass etwas sie belauerte. Irgendeine Macht beobachtete alles, was auf diesem Planeten geschah. Waren es die Roxharen? Oder die Uralten?
    Vielleicht hatte auch eine dritte, bisher unbekannte Partei ihre Finger im Spiel.
    Wie dem auch sein mochte: Etwas stimmte nicht, und sie spürten es von Tag zu Tag deutlicher. Gleichzeitig wuchs in ihnen die Ungeduld. Ungilara, dieses allzu friedliche Dorf, wurde ihnen zu eng. Sie hatten das Gefühl, auf der Stelle zu treten – und Akitars Botschaft fiel hier auf

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