12 – Das Raetsel von Chail
bediene.«
»Wie weit ist es noch bis Syrgan?«, erkundigte sich Atlan.
Isun orientierte sich am Stand der Sonne. »Wir werden die Stadt in vier Stunden erreichen.« Er warf einen Blick auf die barfüßigen Männer. »Wenn wir nicht zu oft rasten«, schränkte er dann ein.
»Ihr habt es gehört«, sagte der Arkonide. »Da wir nicht ewig bleiben können, habt ihr nur die Wahl, zu laufen oder zu reiten.«
»Du hast die Raumanzüge vergessen«, wandte Wajsto Kolsch ein.
»Durchaus nicht, doch ich halte es für besser, wenn wir sie nach wie vor nicht benutzen. Die Gefahr einer Ortung ist zu groß.«
Der Hüne mit dem kurzen, schwarzgrauen Haar lachte dröhnend. »Das ist doch lächerlich! Glaubst du, die Roxharen wüssten nicht, wo wir uns befinden?« Der Magnide reckte das vorspringende Kinn nach vorn, was sein hart wirkendes Gesicht noch kantiger erscheinen ließ. »Sie müssen uns sogar finden, denn ohne ihre Hilfe werden wir diesen verdammten Planeten wahrscheinlich nicht mehr verlassen können. Oder hast du vergessen, dass wir keinen Funkkontakt zur SOL haben? Selbst die telepathische Verbindung zwischen Bjo und Akitar ist abgerissen.«
»Die Fakten sind mir bekannt«, gab der Weißhaarige kühl zurück.
Ohne sich um die Diskussion seiner Begleiter zu kümmern, hatte Isun damit begonnen, die wenigen Habseligkeiten, darunter die Raumanzüge, auf ein Murl umzuladen.
»He, was tust du da?«, rief Kolsch.
»Das siehst du doch, er nimmt euch die Entscheidung ab«, sagte Atlan lächelnd.
Der massige Solaner betrachtete seine geschwollenen Füße und verzog schmerzhaft das Gesicht, als er die Stiefel wieder anzog.
»Also gut, ich reite. Was ist mit dir, Bjo?«
»Ich denke, es ist bequemer, auf fremden Beinen ans Ziel zu gelangen.«
Wajsto Kolsch humpelte heran und betrachtete die Murlen misstrauisch. »Wie werden sie gesteuert?«
»Du brauchst nichts zu tun, als dich festzuhalten. Ich werde die Tiere am Zügel führen«, sagte der Chailide.
»Dir selbst ist ein Ritt wohl zu gefährlich, was?«
Wieder einmal hatten die drei Männer Gelegenheit, die kraftvolle Eleganz der Chailiden zu bewundern. Aus dem Stand heraus sprang der schlanke, aber muskulös wirkende Jäger auf den Rücken eines Murls. Bockend warf das Tier den hornbewehrten Kopf zurück und schlug mit den scharfkantigen Hinterhufen aus, doch Isuns Schenkeldruck brachte es rasch zur Räson. Willig trabte es ein Stück davon und kehrte dann an den Bach zurück.
Der Jäger rutschte herunter und machte eine einladende Handbewegung. Wajsto Kolsch zögerte, er blickte zu Bjo Breiskoll hinüber.
Der Katzer schien die Bedenken des Hünen nicht zu teilen. Mit geschmeidigen Bewegungen zog er sich an den Hörnern des Murls hoch und setzte sich auf den struppigen Rücken. Das sah so leicht und einfach aus, dass der Magnide Mut schöpfte.
Wajsto Kolsch war durchtrainiert, sportlich und muskulös, er hatte kein Gramm Fett zu viel. Da er mit 1,91 Meter auch in etwa die Größe des Chailiden hatte, versuchte er auf dessen Art aufzusteigen – und scheiterte kläglich.
Mit hochrotem Kopf blickte er sich um, doch niemand lachte. Beim zweiten Versuch folgte er dem Beispiel Breiskolls und hatte Erfolg. Krampfhaft hielt er sich an den Hörnern des Murls fest.
Schwankend setzte sich das Tier in Bewegung. Der Magnide versuchte, seine Körperbewegungen dem Schrittrhythmus des Murls anzupassen, hatte aber zunächst wenig Erfolg. Ein wenig neidisch blickte er zu Bjo Breiskoll, dem es anscheinend keinerlei Schwierigkeiten bereitete, sein Gleichgewicht zu bewahren und nicht herunterzurutschen.
Wieder hatte der Chailide die Führung übernommen und zog die Murls hinter sich her.
Unmerklich änderte sich die Geländeformation, die Hügel wurden flacher, wellenförmiger. Es sah aus, als wäre ein Meer mitten in seiner Bewegung erstarrt und zu Land geworden. Linkerhand bot sich ein anderes Bild. Dort gingen die dünenartigen Erhebungen in eine wie planiert wirkende Ebene über.
Die Flora erinnerte Atlan, der weiter zu Fuß ging, an die des terranischen Mittelmeerraums: Palmen, Koniferen und Zypressen bildeten die markantesten Vertreter der Pflanzenwelt, doch es gab auch Laubbäume. Sie bildeten Haine und Wäldchen; vereinzelt traf man auch auf stattliche Einzelexemplare von beachtlicher Größe, insbesondere von einer Baumart, die verblüffend an irdische Korkeichen erinnerte.
Da sie sich überwiegend durch offenes Gelände bewegten, bekamen die vier nur selten Tiere zu
Weitere Kostenlose Bücher