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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Sichtverhältnisse und stellten fest, dass es keineswegs dunkel war.
    Ein kristallklarer Sternenhimmel erleuchtete die nächtliche Szenerie ausreichend, um sich ein Bild machen zu können. Vor ihnen erhob sich die Ruine eines großen Steingebäudes. Grob gemauerte Wände mit bogenförmigen Aussparungen, in denen früher Kanonen ihren Platz gefunden haben mochten.
    »Die Überreste einer Festungsanlage«, stellte McDevonshire fest.
    Tom nickte. Er glaubte den Anblick zu erkennen, war sich wegen der Dunkelheit aber nicht sicher. Er lauschte in die Nacht und hörte das Rauschen des Meers. Das würde passen.
    Er ließ sich von dem Ex-Commissioner das Smartphone geben und schaltete es ein. Eine Einblendung teilte ihm mit, dass sich der Ladestand des Akkus bei nur noch sechs Prozent befand und er das Gerät doch bitte an eine Steckdose anschließen solle. Selten so gelacht.
    Ungeachtet der Warnung aktivierte er den GPS-Ortungsdienst und startete Google Earth. In einer rasenden Kamerafahrt zoomte der Ausschnitt auf dem Display heran und setzte eine Stecknadel auf eine kleine Felseninsel.
    »Also«, sagte McDevonshire, »wohin hat es uns verschlagen?«
    »Eine Insel namens Hormus. Das dort sind die Ruinen eines portugiesischen Forts aus dem sechzehnten Jahrhundert.«
    »Portugal?«, fragte Maria Luisa. »Müsste es dann nicht noch Tag oder zumindest Abend sein? Und warum ist es so heiß?«
    Tom schüttelte den Kopf. »Nicht Portugal. Bis ins frühe siebzehnte Jahrhundert stand die Insel unter portugiesischer Herrschaft und stellte einen der bedeutendsten Handelsplätze im Arabischen Meer dar.«
    »Oh«, ließ die Spanierin vernehmen.
    »Herzlich willkommen im Persischen Golf.« Er deutete in Richtung Nordwesten. Oder dorthin, wo er Nordwesten vermutete. »Ein paar Kilometer entfernt liegt Bandar Abbas, eine Hafenstadt des Iran. Aber du hast recht. Es ist trotzdem zu heiß. Ich habe die Stadt vor ein paar Jahren während des Winters besucht, da lagen die Temperaturen bei vielleicht fünfundzwanzig Grad. Aber jetzt? Vierzig? Noch mehr?«
    »Iran?« Maria Luisa klang skeptisch. »Und hier soll die Nadel der Götter …« Sie unterbrach sich. »Ach, herrje!«
    »Was denn?«
    »Das Atomprogramm! Steht der Iran nicht seit Jahren im Verdacht, an einer Atombombe zu bauen?«
    Der Gedanke gefiel Tom überhaupt nicht, aber er war nicht von der Hand zu weisen. Erneut kam ihm Maria Luisas Idee von der Rakete in den Sinn. Er hatte sie verworfen, weil er in einer Rakete keine Waffe gesehen hatte. Doch wenn er sie sich mit Atomsprengköpfen vorstellte …
    War das die Lösung? Und falls ja, wie sollte es ihnen jemals gelingen, die Weltuntergangsmaschine damit zu vernichten?
    »Jetzt sehen wir erst mal zu, dass wir von der Insel verschwinden.« Tom bemühte sich um einen ruhigen Tonfall.
    »Und das machen wir wie?«, fragte McDevonshire. »Ist dieser Felsbrocken überhaupt bewohnt?«
    Tom nickte. »An der Nordküste liegt eine kleine Stadt. Nicht weit von hier.«
    »Und dort leben Menschen?«, wollte Maria Luisa wissen.
    »Ein paar Tausend, ja. Warum fragst du?«
    »Sollten wir dann nicht von hier aus schon die Lichter dieser Stadt sehen können?«
    Die Bedenken der Spanierin erwiesen sich als berechtigt. Hormus entpuppte sich als Geisterinsel. Sämtliche Häuser der Stadt lagen verlassen.
    »Die Hitze!«, sagte Tom. »Daran muss es liegen. Soweit ich weiß, gibt es auf der Insel kein Süßwasser oder auch nur nennenswerte Vegetation. Wahrscheinlich ist der Nachschub aus Bandar Abbas abgerissen. Also sind die Leute vor der Hitze aufs Festland geflohen.«
    Sie durchquerten die Straßen. Die Erfahrung mit den Schlägern aus Paris hatte sie vorsichtig werden lassen und so blieben sie bei jedem Geräusch alarmiert stehen. Aber stets handelte es sich nur um Holz, das in der Hitze knarzte, oder Fensterläden, die der heiße Wind bewegte.
    Als sie den Hafen erreichten, konnten sie über das Meer hinweg die Lichter einer Stadt sehen. Zeichen von Leben.
    »Das ist Bandar Abbas«, flüsterte Tom, als fürchte er, man könne ihn auf der anderen Seite des Wassers hören.
    »Und wie kommen wir da hin?«, fragte McDevonshire. »Und jetzt sag bloß nicht schwimmen. «
    »Ich dachte eher an rudern.« Tom zeigte auf ein flaches Hafengebäude. Davor konnte man im Sternenschein die Umrisse eines umgedreht aufgebockten Bootes ausmachen.
    Glücklicherweise blieb ihnen auch das erspart. Denn ein paar Minuten später entdeckten sie im Hafenbecken zwei weitere

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