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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Denn die Dunkelheit brachte die Zerstörung. Das konnte Tom nun deutlich spüren.
    Sie hatte nichts mehr zu tun mit der, die er als Begrenzung seiner Sichtweite empfunden hatte. Die Schwaden, die wie Bodennebel auf sie zukrochen, die sich daraus hervorschlängelnden Arme, sie bestanden weder aus Nebel noch aus Rauch. Sie bestanden aus reinem Nichts. Aus Rissen im Sein!
    Sie trieben das Tor, durch das die drei den Raum betreten hatten, vor sich her. Eine eindringliche Mahnung, von hier zu verschwinden und diese zerstörerische Maschine mitzunehmen.
    »Sie reagieren nicht«, sagte Maria Luisa.
    »Vielleicht existieren sie auch gar nicht«, ergänzte McDevonshire.
    »O doch!«, stieß Tom hervor, ohne zu wissen, woher er diese Sicherheit nahm. »Es gibt sie. Aber wenn sie sich nicht bald dazu entschließen, uns zu helfen, wird dieser Raum aufhören zu existieren. Und sie gleich mit ihm.«
    »Nicht nur sie«, gab die Spanierin zu bedenken. »Auch wir.«
    »Du hast recht. Und trotzdem werde ich nicht durch diese Tür gehen, die uns nur nach Paris zurückführt!« Er legte den Kopf in den Nacken. »Habt ihr gehört? Ich – gehe – nicht – durch – dieses – Tor!«
    »Vorsicht!« McDevonshire packte Maria Luisa am Arm und zog sie zu sich.
    Sie gab einen entsetzen Schrei von sich, als sie den schwarzen, tastenden Tentakel bemerkte, wo sie gerade noch gestanden hatte. »Tom, wir müssen hier raus!«
    »Nein!«
    Da erlosch das Tor nach Paris. Stattdessen entstand aus dem Nichts eine schimmernde Fläche direkt neben Spencer McDevonshire.
    Ein neues Tor? Der Weg zur Nadel der Götter ? Oder nur ein Trick der Archivare, sie hier rauszubekommen? Wie immer sah er nicht, was dahinter lag.
    »Tom!« Maria Luisas Stimme nahm einen drängenden Tonfall an. »Jetzt hast du, was du wolltest. Wir müssen gehen! Sofort!«
    Traf das wirklich zu? Wie sollte er beurteilen, wohin das Tor führte, ohne es zu durchqueren?
    Plötzlich spürte er eine Berührung in seinem Geist. Ein Hauch nur, ein kleines Kitzeln. Ein bizarres Gefühl. Wie ein Jucken an einer Stelle, an der man sich nicht kratzen konnte.
    Als es nur Sekunden später erlosch, war er sich nicht sicher, es wirklich erlebt zu haben. Und doch: Etwas hatte sich verändert.
    Er wusste!
    » Du hast recht!«, sagte er. »Raus hier!«
    Er nahm Maria Luisa und Spencer McDevonshire an der Hand, trat auf das neu entstandene Tor zu – und durch es hindurch.
    Das Letzte, was er spürte, bevor der Strudel ihn erfasste, war Erleichterung. Aber sie stammte nicht von ihm.
    Sie stammte von den Archivaren.
    ***
    Diesmal fand der Durchgang ohne Hindernisse statt. Keine morastige Finsternis, die ihn zurückhalten wollte. Keine Körperlosigkeit. Sie traten aus dem Tor, und noch bevor Tom Näheres erkennen konnte, flammte die Weltuntergangsmaschine erneut auf. Gleißendes Licht durchschnitt die Dunkelheit und blendete ihn.
    Dunkelheit? Schon wieder?
    Trockene Hitze schlug ihm ins Gesicht und raubte ihm im ersten Moment den Atem. Auch McDevonshire und Maria Luisa ächzten.
    Dass keine überraschten Schreie um sie herum ertönten, zeigte Tom, dass sie wenigstens nicht inmitten einer Menschenmenge aufgetaucht waren. Hastig griff er zur Klappe der Umhängetasche und schlug sie zu. Dennoch fand das Licht einen Weg durch Nähte und Schlitze. Plötzlich wirkte die Tasche wie ein Igel mit leuchtenden Stacheln.
    Hinter ihnen glänzte das Tor zum zeitlosen Raum wie eine senkrecht stehende Wasserfläche. Daneben stand …
    Eine verrostete Kanone?
    Wo waren sie nur herausgekommen?
    Wieder stiegen in seinem Bewusstsein die Visionen von Lava und Feuer auf. Wie Gasblasen in einem Sumpf drangen sie an die Oberfläche, zerplatzten und hinterließen ihren Gestank nach Tod und Verderben.
    Noch waren sie nicht stark genug, um ihn zu beeinträchtigen. Noch nicht. Aber er fühlte, dass sich das ändern konnte.
    »Weg vom Tor!«, rief er.
    Steinchen und Erde knirschten unter den Schuhen, als er sich in Bewegung setzte. Ihm fiel auf, dass seine Kleidung getrocknet war. Wenigstens waren sie in einer Gegend gelandet, in der es nicht regnete.
    Bereits nach zwei Schritten verschwand das Tor und machte einer Wand aus aufeinandergeschichteten Steinen Platz. Noch einmal fünfzig Meter später erlosch auch die Maschine.
    Von einem Moment auf den anderen standen sie in völliger Finsternis. Zumindest drängte sich Tom dieser Eindruck auf. Doch bereits nach wenigen Sekunden gewöhnten sich seine Augen an die neuen

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