12 - Geheimagent Lennet und das tödliche Signal
kein Motorboot von der gesuchten Größe gefunden!«
»Ehre, wem Ehre gebührt. Was für ein Wetter habt ihr dort unten, Spinas?«
»Ah, du bist es, Geheimer. Fabelhaftes Wetter. Ich habe morgen frei. Wie steht's: Kommst du zum Fischen?«
»Morgen? Das glaube ich nicht. Aber irgendwann in diesen Tagen mit Vergnügen. Und wie erreicht man dich?«
»Man ruft mich unter meiner Nummer in Toulon an.«
Spinas gab sie ihm. Dann lösten andere Stimmen, die weniger freundschaftlich klangen, die seine ab. Es war ein sonderbares Gefühl, im Zentrum dieses ganzen Netzes aus vielfältigen Verbindungen zu sitzen, mit den Hubschrauberpiloten in ihren Maschinen und den Schiffskommandanten auf der Brücke ihrer Schiffe, mit den Wissenschaftlern und mit dem Staatssekretär des Premierministers zu sprechen. Laute Stimmen, leise Stimmen, klare Stimmen und belegte Stimmen, pariserische Stimmen und solche aus der Provinz, die durch ihren Dialekt gefärbt waren, wechselten einander ab.
»Hier ist Untersuchungsgruppe II", meldete sich gegen vier Uhr morgens eine etwas zischelnde Stimme am Telefon. »Wir haben eine Nachricht für den Premierminister. Wir glauben die Stelle gefunden zu haben, wo die Bombe vermutlich verankert ischt. Es ischt ein Gebiet von etwa zehn Seemeilen Durchmesser. Die Koordinaten sind: Länge... Breite...«
Lennet notierte die Angaben und gab sie unverzüglich an den Premierminister weiter.
Zehn Seemeilen Durchmesser, dachte er. Die sind gar nicht so schlecht, diese Wissenschaftler. Natürlich ist es nicht leicht, eine Bombe in einem solchen Bereich zu finden, aber wenn man bedenkt, daß sie ja vermutlich Strahlen aussendet, dann könnte man es mit einer Anzahl von Schiffen und starken Geigerzählern wohl in ein paar Stunden schaffen.
Der Premierminister ließ einen gleichlautenden Befehl an die Marine durchgeben. Eine ganze Flotte sollte sich sofort an die entsprechende Stelle begeben und jeden Kubikmeter Mittelmeerwasser auf die Bombe absuchen.
Nach und nach trafen nun auch exaktere Ergebnisse ein. Die Agenten des Geheimdienstes, die die CEAG durchsucht hatten, wußten jetzt, wieviel Plutonium Schmitsky in den vergangenen Monaten heimlich gekauft hatte. Natürlich wurde auch diese Meldung sofort weitergegeben, diesmal an den Minister für Atomenergie.
»Wir haben die Stelle gefunden, an der die Bombe vermutlich verankert ist...«, erklang eine Stimme aus dem Telefonhörer
Es war sechs Uhr morgens.
Nur noch vierundzwanzig Stunden.
Wenn die geforderten zehn Milliarden an Schmitsky nicht bezahlt wurden, dann würden sich die blauen Wasser des Mittelmeeres wütend und rasend über die französische Riviera stürzen: Eine riesige Flutwelle würde sich über Saint-Raphael und Saint-Tropez ergießen. Auch über Nizza und Cannes und die Museen, die Kirchen, die Denkmäler und die Menschen, vor allem die Menschen! Nur der Staat konnte die zehn Milliarden zusammenbringen, wenn man eine allgemeine Panik vermeiden wollte.
Um sieben Uhr nahm Lennet eine Nachricht auf, die von dem Atom-U-Boot Trion kam. Dieses extrem schnelle und mit modernsten wissenschaftlichen Geräten ausgerüstete Schiff hatte die angegebene Stelle bereits erreicht und in dem Gebiet eine starke radioaktive Strahlung festgestellt.
Einige Minuten später war abermals die Stimme des Kommandanten zu vernehmen:
»Wir haben die Stelle geortet, von der die radioaktiven Strahlen ausgehen. Es handelt sich um einen Zylinder, der durch Schwimmkörper auf einer gewissen Wasserhöhe gehalten wird und mit einem Anker auf dem Meeresboden befestigt ist. Eine Antenne ragt einige Zentimeter über die Wasseroberfläche hinaus. Sollen wir sie außer Betrieb setzen?« Südfrankreich war gerettet. Lennet atmete auf. Das Telefon klingelte. Es war der Staatssekretär des Premierministers.
»Krebs 2. Geben Sie unverzüglich folgenden Befehl an die Schiffe durch: Wenn jemand die Atombombe findet, ist jeder Versuch, sie zu zerstören, verboten.«
»Gerade habe ich eine Nachricht der Trion erhalten, die die Bombe gefunden hat.«
»Dann rufen Sie sofort die Trion und geben Sie den Befehl des Premierministers durch. Wir haben einen Anruf von den Erpressern erhalten, daß die Bombe mit einem Sicherungsmechanismus ausgestattet ist. Jeder Versuch, sie zu zerstören, würde unweigerlich die Explosion und damit auch die Sturmflut auslösen.«
Lennet war so niedergeschlagen, daß er kaum den Hörer halten konnte. Er rief die Trion über Funk und verlangte den
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