Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
das Mittel metabolisiert – ich habe mal gesehen, wie das mit Pavulon in einem OP gemacht wurde –, aber die Vorstellung ist schon ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Theoretisch besteht auf diese Weise die Möglichkeit, dass jemand es überlebt, aber die Wahrscheinlichkeit ist mehr als gering. Es haben auch schon Leute einen Schuss zwischen die Augen überlebt, Gentlemen, aber die Regel ist das nicht.«
    »Wie fest muss man das Opfer stechen?«
    »Nicht besonders fest. Es reicht ein kräftiger Pieks, um durch die Kleidung zu dringen. Ein dicker Mantel könnte wegen der kurzen Nadel Probleme bereiten. Aber normale Straßenkleidung ist kein Thema.«
    300

    »Gibt es Menschen, die immun gegen das Mittel sind?«, fragte Hendley.
    »Nein, nicht gegen dieses. Da stünden die Chancen eins zu einer Milliarde.«
    »Und die Gefahr, dass derjenige Alarm schlägt?«
    »Wie ich bereits sagte, es fühlt sich allenfalls wie ein Bienenstich an – eher wie ein Mückenstich, jedenfalls nichts, wovon man vor Schmerz aufschreit. Sie müssen höchstens damit rechnen, dass sich das Opfer wundert, sich vielleicht umschaut, um festzustellen, was das war, aber Ihr Agent braucht nur ganz normal und unauffällig weiterzugehen.
    Unter diesen Umständen – ohne einen Schuldigen, den das Opfer anschreien könnte, und in Anbetracht der Tatsache, dass das unangenehme Gefühl an der Einstichstelle rasch vergeht – wäre es am wahrscheinlichsten, dass sich der Betreffende die Stelle reibt und weitergeht… noch so knapp zehn Meter.«
    »Also schnell wirkend, tödlich und nicht nachweisbar, richtig?«
    »Das alles trifft zu«, bestätigte Dr. Pasternak.
    »Wie lädt man das Ding?«, fragte Davis. Zum Teufel, warum hat die CIA nie etwas derart Geniales entwickelt?, fragte er sich. Oder auch der KGB.
    »Man schraubt den Schaft auf, so« – Pasternak führte es vor – »und nimmt ihn auseinander. Dann füllt man mit einer gewöhnlichen Spritze eine Dosis des Wirkstoffs ein und tauscht die Gaspatrone aus. Diese kleinen Gaskapseln sind übrigens das einzige Problem in der Herstellung. Man wirft die gebrauchte in einen Abfalleimer oder in die Gosse
    – sie sind nur vier Millimeter lang und zwei Millimeter breit
    – und setzt eine neue ein. Beim Einschrauben wird die Patrone von einem kleinen Dorn hinten im Schaft angestochen, und das System wird aufgetankt. Die Gaskapseln sind mit einer klebrigen Substanz überzogen, damit man sie nicht so leicht fallen lässt.« Und schon war auch der blaue Stift »geladen«, bis auf das Succinylcholin.
    301

    »Natürlich muss man mit der Spritze vorsichtig umgehen, aber man müsste sich schon sehr dumm anstellen, um sich selbst zu stechen. Wenn Sie Ihren Mann als Diabetiker tarnen, haben Sie auch kein Problem damit, zu erklären, warum er Spritzen bei sich trägt. Es gibt einen speziellen Ausweis, mit dem man so ziemlich überall auf der Welt neue Insulinpatronen bekommt, und Diabetes hat keine sichtbaren Symptome.«
    »Verdammt, Doc – könnte man sonst noch was auf diese Art verabreichen?«, fragte Tom Davis.
    »Botulin-Toxin hat eine vergleichbar tödliche Wirkung. Es ist ein Nervengift, das die Übertragung von Nervenreizen blockiert und den Tod durch Atemstillstand verursacht.
    Wirkt ebenfalls ziemlich schnell, allerdings ist es bei der Obduktion leicht im Blut nachzuweisen und nicht ohne weiteres zu erklären. Man bekommt es relativ problemlos überall auf der Welt, weil es in der Schönheitschirurgie verwendet wird, allerdings in Dosen im Mikrogrammbe-reich.«
    »Das spritzen die Ärzte den Frauen ins Gesicht, nicht wahr?«
    »Nur die dummen«, erwiderte Pasternak. »Es beseitigt Falten, schön und gut, aber da es die Gesichtsnerven abtö-
    tet, ist es mit dem Lächeln nachher auch nicht mehr weit her. Das ist allerdings nicht mein Spezialgebiet. Es gibt eine Menge giftiger und tödlicher Substanzen. Was unseren Fall so schwierig gemacht hat, war die Kombination aus schneller Wirkung und geringer Nachweisbarkeit. Eine andere Methode, jemanden zu töten, wäre ein Stich mit einem kleinen Messer in den Nacken, direkt unterhalb des Schädels, wo das Rückenmark ins Gehirn eintritt. Dazu müsste man direkt hinter dem Opfer stehen und dann mit dem Messer ziemlich genau die richtige Stelle treffen, wobei die Klinge nicht zwischen den Wirbeln stecken bleiben darf. Bei dieser Entfernung können sie auch gleich eine Pistole Kaliber .22
    nehmen. Das geht ebenso schnell, hinterlässt aber Spuren.
    302

    Mit

Weitere Kostenlose Bücher