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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dieser Methode hier wird leicht fälschlicherweise ein Herzinfarkt diagnostiziert. Sie ist nahezu perfekt«, schloss der Mediziner mit einer Stimme, die kalt genug war, Schneeflocken auf den Teppich rieseln zu lassen.
    »Richard, Sie haben sich Ihr Honorar wirklich verdient«, sagte Hendley.
    Der Anästhesieprofessor stand auf und warf einen Blick auf die Uhr. »Reden wir nicht von Geld, Senator – das habe ich für meinen kleinen Bruder getan. Falls Sie mich noch für irgendetwas brauchen, lassen Sie es mich wissen. Ich muss jetzt los, meinen Zug nach New York bekommen.«
    »Herrgott!«, stieß Tom Davis hervor, nachdem der Mediziner gegangen war. »Ich hab’s doch immer gewusst, dass in den Köpfen von Ärzten böse Gedanken spuken müssen.«
    Hendley hob ein Päckchen von seinem Schreibtisch auf.
    Es enthielt zehn »Stifte«, dazu einen Computerausdruck mit der Bedienungsanleitung, einen Plastikbeutel voller Gaskapseln und zwanzig große Ampullen Succinylcholin sowie etliche Einwegspritzen. »Er und sein Bruder haben sich wohl sehr nahe gestanden.«
    »Kannten Sie ihn?«, fragte Davis.
    »Ja. Anständiger Kerl, verheiratet, drei Kinder. Er hieß Bernard, hatte die Harvard Business School absolviert –
    cleverer Bursche und ein außerordentlich raffinierter Broker. Hat in Turm Eins des World Trade Center gearbeitet, in der siebenundneunzigsten Etage. Er hat eine Menge Geld hinterlassen – seine Familie ist also wenigstens gut versorgt.
    Auch was wert.«
    »Wir können uns wirklich glücklich schätzen, Rich auf unserer Seite zu haben«, dachte Davis laut und unterdrück-te den Schauder, der ihn bei dem Gedanken an die Katastrophe überlief.
    »Allerdings«, bestätigte Gerry.
    Eigentlich hätte die Fahrt recht angenehm sein können –
    das Wetter war schön, der Himmel klar, der Verkehr nicht 303

    allzu dicht, und die Straße verlief die meiste Zeit schnurge-rade nach Nordosten. Dennoch fand Mustafa das Ganze alles andere als angenehm. Ständig bekam er von Rafi und Zuhayr auf dem Rücksitz zu hören: »Wie weit noch?« und
    »Sind wir endlich da?« Mehr als einmal wäre er am liebsten rechts rangefahren, um die beiden zu erwürgen. Es mochte ja anstrengend sein, die ganze Zeit über auf dem Rücksitz zu hocken, aber er musste dieses gottverdammte Auto fahren !Die ständige Anspannung machte sich langsam be-merkbar – bei den beiden ebenso wie bei ihm, sagte er sich, und so atmete er tief durch und zwang sich zur Ruhe. In kaum vier Stunden würden sie das Ziel ihrer Reise erreicht haben. Was waren schon vier Stunden im Vergleich zu der Fahrt quer über den Kontinent, die hinter ihnen lag? Andererseits hatte er immerhin eine weitere Strecke zurückgelegt, als der heilige Prophet jemals auf dem Weg zwischen Mekka und Medina gegangen oder geritten war – doch Mustafa verbannte diesen Gedanken sofort. Wer war er, sich mit Mohammed zu vergleichen? Nein, dazu hast du kein Recht. Wenn er etwas sicher wusste, dann das. Nach seiner Ankunft würde er ein Bad nehmen und anschließend schlafen, so lange er konnte.
    Während Abdullah neben ihm auf dem Beifahrersitz schnarchte, sagte er sich immer wieder: Noch vier Stunden, und dann endlich ausruhen!
    Der Campus besaß eine eigene Cafeteria, die von verschiedenen Catering-Betrieben beliefert wurde. Heute kam das Essen von Atman’s, einem Feinkostladen in Baltimore. Das Cornedbeef war ziemlich gut, wenn auch nicht ganz mit dem in New York vergleichbar. Diese Feststellung laut zu äußern, hätte allerdings eine Schlägerei heraufbeschwören können, dachte Jack, während er sich ein Brötchen mit Cornedbeef nahm. Und zu trinken? Wenn es ein New Yorker Lunch werden sollte, dann Cream Soda. Dazu selbstverständlich die hiesigen Fritten von Utz – die hatten sie sogar 304

    im Weißen Haus gegessen. Sein Vater bestand damals darauf. Wahrscheinlich aßen sie dort inzwischen alles nach Bostoner Art. Washington D. C. war nicht gerade eine be-rühmte Feinschmeckerstadt.
    Tony Wills, mit dem Jack sonst immer gemeinsam zum Mittagessen ging, war nirgendwo zu sehen. Jack blickte sich um und bemerkte Dave Cunningham, der allein an einem Tisch saß. Jack ging auf ihn zu. »Hi Dave. Stört es Sie, wenn ich mich zu Ihnen setze?«, fragte er.
    »Nehmen Sie Platz«, erwiderte Cunningham mit einer einladenden Geste.
    »Was machen die Zahlen?«
    »Spannende Sache«, lautete die wenig glaubhafte Antwort. Dann äußerte sich Dave ein wenig ausführlicher.
    »Wissen Sie, es ist schon

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