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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ein bisschen eher angetreten.
    »B-3 und Bingo! Wir haben einen Volltreffer!«, verkündete Jack an seiner Workstation. »Bin Sali ist einer unserer Akteure, Tony. Sehen Sie mal.« Er deutete auf seinen Monitor.
    Will rief das eingegangene Material von der NSA auf –
    tatsächlich, da war der Beweis. »Tja, Hühner gackern bekanntlich, wenn sie ein Ei gelegt haben, damit auch alle 369

    Welt erfährt, wie toll sie sind. Bei diesen Vögeln ist es offenbar ähnlich. Okay, Jack, damit haben wir es offiziell. Uda bin Sali ist tatsächlich einer der Spieler. An wen ist das adressiert?«
    »An einen Typen, mit dem er im Netz chattet. Meist geht es um Geldgeschäfte.«
    »Na endlich!«, bemerkte Wills, während er das Dokument an seiner Workstation durchsah. »Sie wollen Fotos und alles Mögliche von dem Burschen. Vielleicht setzt Langley jetzt endlich jemanden auf ihn an. Gelobt sei der Herr!« Und nach kurzem Schweigen: »Haben Sie eine Liste der Leute, mit denen er E-Mails austauscht?«
    »Yep. Wollen Sie sie haben?« Jack rief sie auf und klickte auf DRUCKEN. In nur 15 Sekunden reichte er seinem Bü-
    rokollegen das Blatt. »Anzahl und Daten der Mails. Wenn Sie wollen, kann ich die interessantesten zusammenstellen und dazu anmerken, warum ich sie für interessant halte.«
    »Lass erst mal noch stecken. Ich bring das hier zu Rick Bell hoch.«
    »Ich halte die Stellung.«
    »HABEN SIE DIE NACHRICHTEN IM FERNSE-
    HEN GESEHEN?«, hatte bin Sali an jemanden geschrieben, mit dem er mehr oder weniger regelmäßig in Mail-Kontakt war. »DAS MUSS FÜR DIE AMERIKANER EIN
    ECHTER TIEFSCHLAG SEIN!«
    »Ja, allerdings«, teilte Jack dem Bildschirm mit. »Aber du hast dich soeben verplappert, Uda. Oops!«
    Wieder 16 Märtyrer, dachte Mohammed, der im Hotel Bristol in Wien vor dem Fernseher saß. Der Verlust schmerzte nur am Rande. Solche Leute waren im Grunde lediglich Werkzeuge und keineswegs unersetzlich. Sie waren weniger wichtig als er – eindeutig, besaß er doch für die Organisation erheblichen Wert. Sein Aussehen und seine Sprachkenntnisse erlaubten es ihm, überall in der Welt herumzu-reisen, und zudem verfügte er über die nötigen Geistesga-370

    ben, um seine Missionen gut zu planen. Das Bristol war ein echtes Luxushotel, gleich gegenüber des noch pompöseren Imperial. Die Minibar enthielt guten Cognac, und er mochte guten Cognac. Die Mission war nicht ganz so gut gelaufen… Er hatte auf mehrere hundert tote Amerikaner gehofft. Stattdessen waren es nur einige Dutzend, aber angesichts des Polizeiaufgebots und sogar einiger bewaffneter Bürger erschienen ihm seine Erwartungen nun übertrieben optimistisch. Das strategische Ziel war jedenfalls erreicht worden. Ganz Amerika wusste jetzt, dass niemand im Land sicher war. Ganz gleich, wo die Menschen wohnten, sie konnten seinen heiligen Kriegern zum Opfer fallen, die ihr Leben willig hingaben, um ihnen das Gefühl der Sicherheit zu rauben. Mustafa, Saeed, Sabawi und Mehdi waren jetzt im Paradies – sofern es diesen Ort tatsächlich gab. Manchmal dachte er, Mohammed, es sei vielleicht doch nur eine Geschichte für leichtgläubige Kinder und für die einfachen Gemüter, die die Predigten der Imams wirklich ernst nahmen. Mohammed suchte sich seine Prediger stets sorgfältig aus, denn nicht alle Imams vertraten die gleiche Auffassung vom Islam wie er. Immerhin strebten sie nicht danach, die gesamte islamische Welt zu beherrschen. Er, Mohammed, hingegen sehr wohl – oder wenigstens einen Teil, vorausgesetzt, die heiligen Stätten gehörten dazu.
    Solche Gedanken durfte er nicht laut aussprechen. Manche hochrangige Mitglieder der Organisation waren streng gläubig und konservativer – reaktionärer – als beispielsweise die Wahhabiten Saudi-Arabiens. In seinen Augen waren Letztere nichts weiter als die korrupten Reichen dieses elend korrupten Landes, Leute, die fromm taten, während sie sich zu Hause und im Ausland ihren Lastern hingaben und ihr Geld verprassten. Und das war schnell verprasst.
    Schließlich konnte man es nicht mit ins Jenseits nehmen. Im Paradies – wenn es denn tatsächlich existierte – brauchte man kein Geld. Und wenn es nicht existierte, brauchte man nach dem Tod ebenfalls kein Geld mehr. Was er wollte, was 371

    er in seinem Leben zu erreichen hoffte – nein, erreichen würde –, war Macht. Er strebte danach, Menschen zu beherrschen, sie seinem Willen zu unterwerfen. Für ihn war Religion die Matrix, die die Form der Welt bestimmte, die er

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