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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Interessen des Mutterlandes konzentrieren und diese auf gänzlich inoffizielle Weise verfolgen.
    »Wo befinden sich eigentlich die Zielpersonen, die wir identifiziert haben?«, fragte Hendley.
    »Alle in Europa. Hauptsächlich Banker und Kuriere. Sie verschieben Geld oder überbringen Nachrichten und erteilen Anweisungen. Einer scheint Informationen zu sammeln.
    Er ist viel auf Reisen. Vielleicht war er derjenige, der geeignete Tatorte für die gestrigen Anschläge ausgekundschaftet hat, aber wir sind ihm noch nicht lange genug auf den Fersen, um das mit Sicherheit sagen zu können. Wir haben ein paar Personen im Blick, die für die Nachrichtenübermitt-lung zuständig sind, aber die wollen wir in Ruhe lassen. Sie sind uns zu wertvoll. Ein weiteres Kriterium ist, dass die Auswahl der Zielpersonen der Gegenseite keine Schlüsse darüber ermöglichen darf, wie wir ihnen auf die Schliche gekommen sind. Es muss nach Zufall aussehen. Bei einigen 401

    könnten wir es so arrangieren, dass die Gegenseite denkt, sie hätten das Geld eingesteckt und sich aus dem Staub gemacht, um sich für den Rest ihrer Tage ein schönes Leben zu machen. Wir können sogar E-Mails dieses Inhalts hinterlassen.«
    »Und wenn sie einen Code haben, aus dem hervorgeht, ob eine Nachricht tatsächlich von dem Betreffenden selbst stammt und nicht von jemandem, der sich Zugang zu seinem Computer verschafft hat?«, gab Davis zu bedenken.
    »Das wäre gleichermaßen von Vorteil wie von Nachteil für uns. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass jemand sein eigenes Verschwinden so arrangiert, dass es aussieht, als wäre er umgebracht worden. Einen Toten verfolgt schließ-
    lich niemand mehr. Sie hassen uns, weil wir ihre Gesellschaft korrumpieren. Folglich muss ihnen auch klar sein, dass ihre Leute korrumpierbar sind. Sie haben tapfere An-hänger, aber auch feige. Diese Leute haben nicht alle dieselben Ansichten. Sie sind keine Roboter. Sicher, einige sind echte Gläubige, aber andere machen nur zum Spaß mit, wegen des Nervenkitzels und der Ehre. Wenn es wirklich hart auf hart kommt, ziehen solche Leute das Leben dem Tod auf jeden Fall vor.«
    Granger kannte sich mit Menschen und ihren Motiven aus, und er hatte Recht – Menschen waren weiß Gott keine Roboter. Je intelligenter sie waren, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie aus simplen Motiven heraus handelten. Interessanterweise lebten die meisten muslimischen Extremisten in Europa oder hatten dort studiert. Aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit waren sie zwar relativ isoliert, aber gleichzeitig auch frei von den repressiven Gesellschaftsformen ihrer Heimat. Revolutionen waren von jeher Ausdruck eines starken Freiheitstriebes. Auch die Extremisten suchten nach etwas, das ihrem Leben mehr Sinn verlieh. Eigentlich war es traurig, Menschen töten zu müssen, die im Grunde nur irregeleitet und haltlos waren –
    aber schließlich hatten sie sich aus freiem Willen für ihren 402

    Weg entschieden, und wenn dieser Weg in die falsche Richtung führte, dann musste etwas dagegen unternommen werden.
    Der Fisch war ziemlich gut. Jack versuchte den Klippen-barsch, den Streifenbarrel der Chesapeake Bay. Brian entschied sich für den Lachs und Dominic für den Seebarsch in Salzkruste. Den Wein hatte Brian ausgesucht, einen franzö-
    sischen Weißwein aus dem Loire-Tal.
    »Wie hat es dich denn hierher verschlagen?«, fragte Dominic seinen Cousin.
    »Ich habe mich ein wenig umgesehen, und der Laden hier kam mir ganz interessant vor. Daraufhin habe ich mich näher informiert, und je mehr ich darüber rausfand, desto weniger wurde ich aus dem Ganzen schlau. Deshalb habe ich schließlich persönlich vorbeigeschaut, mit Gerry Hendley gesprochen und ihn dazu gebracht, mir einen Job zu geben.«
    »Und was tust du hier genau?«
    »Das nennt sich Analyse. Ist eigentlich eher eine Art Ge-dankenlesen. Speziell bei einem Typen. Arabischer Name, spielt in London mit Geld, hauptsächlich Familienvermö-
    gen. Er jongliert damit rum, in erster Linie mit dem Ziel, dass der Säckel seines Vaters nicht leerer wird – und das ist ein ziemlich praller Säckel!«, versicherte Jack seinen Cousins. »Der Bursche handelt mit Immobilien. Clevere Art der Kapitalerhaltung. Der Londoner Markt wird nicht so schnell einen Kursverfall erleben. Der Duke of Westminster ist einer der reichsten Männer der Welt. Ihm gehört der größte Teil der Londoner Innenstadt. Und unser kleiner Freund versucht es dero Gnaden gleich zu

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