12 - Im Auge des Tigers
diese neue Geheimorganisation zur Terrorismusbekämpfung, über die die Presse immer wieder mal berichtet – die so genannten
›Men of Black‹.«
»Die gibt es wirklich«, warf Brian ein. »Draußen in Here-ford, in Wales. So geheim sind die übrigens gar nicht. Die Top-Leute von der Force Recon waren dort, um mit ihnen zu üben. Ich selbst bin zwar nie drüben gewesen, aber ich kenne zwei Typen, die dort waren. Die und der SAS, der britische Special Air Service. Die haben echt was drauf.«
»Wie weit warst du da involviert, Aldo?«, fragte sein Bruder.
»Du weißt doch selbst, die ganze Spezial-Einsatzkräfte-Szene ist nicht sehr groß. Wir trainieren miteinander, tauschen neue Ausrüstung aus und so weiter. Aber vor allem setzen wir uns auf ein Bier zusammen und erzählen Kriegs-geschichten. Jeder hat eine andere Art, Probleme zu betrachten, und manchmal bringt es einen weiter, wenn man sich austauscht. Die Leute vom Rainbow-Team – das sind die Men of Black, über die die Presse ab und zu schreibt –
sind wirklich nicht auf den Kopf gefallen, aber einiges haben sie im Lauf der Jahre auch von uns gelernt. Clever wie sie sind, lassen sie sich nämlich auch auf neue Ideen ein. Ihr Boss, dieser Clark, soll wirklich mit allen Wassern gewaschen sein.«
»Allerdings. Ich habe ihn mal kennen gelernt. Dad hält ihn für den Allergrößten überhaupt.« Jack schwieg kurz, ehe er fortfuhr: »Hendley kennt ihn auch. Warum Clark allerdings nicht hier ist, weiß ich nicht. Das habe ich gleich 406
am ersten Tag gefragt, als ich hierher kam. Vielleicht, weil er zu alt ist.«
»Ist er ein Liquidator?«
»Das habe ich Dad mal gefragt. Er meinte, das dürfte er nicht sagen, was bei ihm so viel heißt wie ja. Wahrscheinlich habe ich ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Komisch –
lügen kann Dad überhaupt nicht.«
»Darum hat er es wahrscheinlich auch so genossen, Prä-
sident zu sein.«
»Ja, ich glaube auch, das war der Hauptgrund, warum er den Job an den Nagel gehängt hat. Er dachte, Onkel Robby wäre dafür besser geeignet als er.«
»Bis ihn dieses durchgeknallte Arschloch umgelegt hat«, fügte Dominic hinzu. Der Todesschütze, ein gewisser Dua-ne Farmer, saß gegenwärtig in Mississippi im Todestrakt.
›Der Letzte des Klan‹ – so hatte ihn die Presse genannt, und das war er auch tatsächlich, mit seinen 68 Jahren: nichts weiter als ein von allen zum Teufel gewünschter Heuchler, dem die Vorstellung unerträglich gewesen war, ein Schwarzer könne Präsident werden, und der den Revolver seines Großvaters aus dem Ersten Weltkrieg benutzt hatte, um ebendies zu verhindern.
»Das war wirklich eine üble Geschichte.« John Patrick Ryan jr. nickte. »Wisst ihr übrigens, dass ich ohne Onkel Robby gar nicht auf der Welt wäre? Das ist eine unserer großen Familienstorys. Onkel Robbys Version davon war echt klasse. Er hat immer gern Geschichten erzählt. Er und Dad standen sich sehr nahe. Nach Robbys Ermordung rannten die Polit-Heinis erst mal ziemlich aufgescheucht durch die Gegend. Einige von ihnen wollten, dass Dad wieder antrat, aber er ließ sich nicht breitschlagen, und so hat er wohl diesem Kealty zum Wahlsieg verholfen. Dad kann den Typen nicht ausstehen. Das ist noch so etwas, was er nie gelernt hat: nett zu Leuten zu sein, die er nicht abkann.
Tja, das Leben im Weißen Haus hat ihm wirklich nicht sehr zugesagt.«
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»Er hat seinen Job als Präsident aber gut gemacht«, urteilte Dominic.
»Erzähl ihm das! Mom hat es auch nicht Leid getan, nicht mehr First Lady zu sein. All das Getue um sie war ihr nur bei ihrer Arbeit als Ärztin hinderlich, und wirklich schrecklich fand sie die Auswirkungen, die das Ganze auf Kyle und Katie hatte. Ihr kennt doch sicher die Redensart, dass der gefährlichste Ort auf der Welt zwischen einer Mutter und ihren Kindern ist? Da ist wirklich was Wahres dran, kann ich euch sagen. Das einzige Mal, dass ich mitbekommen habe, wie Mom die Beherrschung verlor – Dad passiert das wesentlich öfter als ihr –, war, als man ihr sagte, ihre offiziellen Pflichten hinderten sie, zu Kyles Theateraufführung im Hort zu gehen. Da ist ihr echt der Kragen geplatzt.
Wie dem auch sei, die Kindermädchen waren da schon eine Hilfe – auch wenn die Zeitungen Mom deswegen ziemlich attackiert haben, von wegen, das wäre nicht amerikanisch und so. Wisst ihr, wenn jemand Dad mal beim Pinkeln fo-tografiert hätte, wäre danach bestimmt irgendwer angekommen und hätte gesagt, er würde es
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