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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sauerstoffmangel betroffen. Es wird versuchen, weiter zu schlagen, aber das verschlimmert nur die Schmerzen. Nach drei bis sechs Minuten tritt der Hirntod ein. Bis dahin wird das Opfer zwar noch hören, aber nichts mehr sehen können…«
    »Warum nicht?«, fragte Brian.
    »Die Lider werden sich wahrscheinlich schließen. Wir haben es hier mit einer vollständigen Lähmung zu tun. Das Opfer wird also vollkommen bewegungsunfähig daliegen und ungeheure Schmerzen erleiden. Währenddessen wird sein Herz weiterhin Blut durch die Adern pumpen – das nun aber nicht mehr mit Sauerstoff angereichert ist –, bis die Hirnzellen aufgrund des Sauerstoffmangels absterben.
    Danach ist es theoretisch zwar noch möglich, den Körper am Leben zu erhalten – Muskelzellen können am längsten ohne Sauerstoff existieren –, aber der Hirntod ist irreversi-bel. Diese Methode ist zugegebenermaßen nicht ganz so sicher wie ein Kopfschuss, aber dafür verursacht sie keinen Lärm und hinterlässt praktisch keine Spuren. Wenn die Herzzellen absterben, setzen sie Enzyme frei, deren Nachweis auf einen Herzinfarkt hindeutet. Der Pathologe, der die Leiche zur Obduktion bekommt, wird zunächst einen Herzinfarkt oder einen neurologischen Iktus vermuten, und weil dafür nicht selten ein Hirntumor der Auslöser ist, schneidet er unter Umständen das Hirn auf, um zu sehen, ob dies der Fall ist. Aber sobald die Blutwerte aus dem Labor kommen, wird der Arzt aufgrund der nachgewiesenen Enzyme zu der Überzeugung gelangen, dass ein Herzinfarkt die Todesursache war. Damit dürfte der Fall erledigt sein. Das Succinylcholin wird bei der Blutuntersuchung nicht gefunden, da das Zeug noch nach dem Tod im Körper abgebaut wird. Man wird also einen unerwarteten schweren Herzinfarkt diagnostizieren – so was kommt tagtäglich vor. Man wird den Cholesterinwert des Opfers und einige 429

    andere Risikofaktoren überprüfen, aber die tatsächliche Todesursache wird niemand je ermitteln.«
    »Ist ja irre!« Dominic war beeindruckt. »Sagen Sie mal, Doc, wie zum Teufel sind Sie eigentlich an diesen Job gekommen?«
    »Mein kleiner Bruder war Vizepräsident von Cantor Fitzgerald.« Mehr brauchte der Arzt nicht zu sagen.
    »Dann sollten wir mit diesen Stiften also besser vorsichtig umgehen«, sagte Brian.
    »Das täte ich an Ihrer Stelle allerdings«, bestätigte Pasternak.

    430

Kapitel 17
Der kleine rote Fuchs
    Sie starteten vom Dulles International Airport mit einer 747
    der British Airways. 27 Jahre zuvor hatte ihr eigener Vater die Steuerflächen dieses Flugzeugtyps entwickelt. Dominic wurde bewusst, dass er und Brian damals noch in den Windeln gelegen hatten und die Zeit seitdem nicht stehen geblieben war.
    Beide trugen nagelneue, auf ihre richtigen Namen ausgestellte Pässe bei sich. Sämtliche anderen wichtigen Dokumente befanden sich vollständig verschlüsselt in ihren Notebooks, die mit integrierten Modems und ebenfalls vollständig verschlüsselter Kommunikationssoftware ausgestattet waren. Wie die meisten Passagiere in der ersten Klasse waren die Zwillinge eher leger gekleidet. Die geschäftig umhereilenden Stewardessen versorgten alle Fluggäste mit Snacks, dazu bekamen die beiden Brüder Weißwein. Nachdem die Reiseflughöhe erreicht war, wurde das Essen serviert. Es war ganz passabel – für Flugzeugessen schon geradezu hervorragend. Ähnliches galt für die Filmauswahl.
    Brian entschied sich für Independence Day, Dominic für Matrix. Beide hatten von klein auf eine Vorliebe für Science-431

    Fiction. In ihren Jackentaschen trugen Brian und Dominic jeweils einen goldenen Kugelschreiber. Die Nachfüllpatro-nen steckten in ihrem Rasierzeug, das irgendwo unter ihnen in ihrem aufgegebenen Gepäck lagerte. Bis Heathrow waren es ungefähr sechs Stunden, und beide hofften, während des Flugs etwas schlafen zu können.
    »Hast du noch Bedenken, Enzo?«, fragte Brian ruhig.
    »Nein«, antwortete Dominic. »Ich hoffe nur, dass auch alles glatt geht.«
    »Wird schon. Gute Nacht, Bruderherz.«
    »Schlaf schön, Holzkopf.« Und beide begannen, an den komplizierten Bedienungselementen der Sitze herumzu-fummeln, um sich in eine möglichst waagerechte Position zu bringen. So glitten sie dann 5000 Kilometer weit über den Atlantik dahin.
    Jack jr. wusste, dass seine Cousins nach Europa geflogen waren. Zwar hatte ihm niemand den genauen Zweck ihrer Reise genannt, doch es erforderte nicht allzu viel Fantasie, zu erraten, in welcher Mission sie unterwegs waren. Mit

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