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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wirken, damit dieser Mann sie nicht am Ende für einen herzlosen Roboter hielt.
    »Wie schrecklich. Er war so großzügig, und immer sehr aufmerksam. Wirklich bedauerlich für ihn.«
    »Und für Sie«, bemerkte Willow mitfühlend. Immerhin hatte sie gerade eine wichtige Einnahmequelle verloren.
    »Oh. Ach so, natürlich, für mich auch«, sagte sie und tat, als würden ihr die Konsequenzen gerade erst bewusst. Aber sie unternahm nicht den Versuch, den Detective mit Tränen zu täuschen. Reine Zeitverschwendung. Er hätte sie ohnehin durchschaut. Es war schade um Uda. Sie würde 463

    die Geschenke vermissen. Aber sie konnte sicher rasch Ersatz für ihn finden. Davon ging für sie die Welt nicht unter.
    Nur für ihn. Und das war sein Pech – zum Teil auch ihres, aber darüber wäre sie bald hinweg.
    »Miss Parker, hat er sich Ihnen gegenüber jemals über seine beruflichen Aktivitäten geäußert?«
    »Meistens sprach er über Immobilien, Sie wissen schon, Nobelhäuser, die er kaufte und verkaufte. Einmal nahm er mich zu einem Haus mit, das er kaufen wollte, im West End. Er sagte, er wollte meine Meinung darüber hören, wie er es streichen lassen sollte, aber ich glaube, er wollte mir nur ein bisschen imponieren, mir zeigen, wie wichtig er ist.«
    »Haben Sie Freunde von ihm kennen gelernt?«
    »Ein paar – drei, vier vielleicht. Alles Araber. Die meisten ungefähr in seinem Alter oder höchstens fünf Jahre älter.
    Sie haben mich zwar alle sehr interessiert betrachtet, aber geschäftliche Kontakte haben sich daraus nicht entwickelt.
    Das hat mich ein bisschen gewundert. Araber können ganz schön geile Böcke sein, und wenn es ans Zahlen geht, lassen sie sich nicht lumpen. Glauben Sie denn, er könnte in irgendwelche illegalen Geschäfte verwickelt gewesen sein?«, fragte sie diskret.
    »Die Möglichkeit besteht«, räumte Willow ein.
    »Mir ist in der Richtung nie etwas aufgefallen, Detective.
    Falls er irgendwelche zwielichtigen Kontakte hatte, habe ich jedenfalls nichts davon mitbekommen. So gern ich Ihnen helfen würde, aber dazu kann ich nichts sagen.« Sie machte zwar einen aufrichtigen Eindruck auf Willow, aber zugleich rief sich der Detective in Erinnerung, dass es ein Callgirl dieser Preisklasse in puncto schauspielerische Qualitäten wahrscheinlich ohne weiteres mit Dame Judith Anderson aufnehmen konnte.
    »Na dann, vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Wenn Ihnen noch etwas einfällt – egal was –, rufen Sie mich bitte an.«
    »Aber sicher, Detective.« Sie stand auf und lächelte sich 464

    zur Tür hinaus. Netter Kerl, dieser Detective Willow. Schade, dass er sich eine Frau wie sie nicht leisten konnte.
    Bert Willow hatte sich bereits wieder seinem Computer zugewandt, um seinen Kontaktbericht zu schreiben. Miss Parker machte einen netten Eindruck, gebildet und sehr charmant. Zum Teil war das sicher mühsam antrainiertes Handwerkszeug, aber zum Teil war es wahrscheinlich sogar echt. Er hoffte, sie würde sich einen anderen Job suchen, bevor dieser ihren Charakter völlig ruinierte. Willow war ein unverbesserlicher Romantiker, was ihm eines Tages womöglich noch zum Verhängnis werden würde. Das war ihm auch selbst klar, aber er hatte nicht die Absicht, sich für seinen Job zu ändern, wie Rosalie es wahrscheinlich getan hatte. 15 Minuten später mailte er den Bericht ans Thames House, druckte ihn anschließend für die Bin-Sali-Akte aus, die vermutlich zu den geschlossenen Akten ins Zentralar-chiv wandern und nie wieder erwähnt werden würde.
    »Hab ich’s Ihnen nicht gesagt?«, neckte Jack seinen Kollegen.
    »Tja, dann können Sie sich ja jetzt selbst auf die Schulter klopfen«, antwortete Wills. »Also, was gibt es Neues – oder muss ich die Dokumente selbst aufrufen?«
    »Uda bin Sali ist, wie es scheint, infolge eines Herzinfarkts tot umgefallen. Seinem Security-Service-Schatten ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen – bis der Typ mitten auf der Straße einfach so umgekippt ist. Zack, und schon gibt es keinen Uda mehr, der für die Terroristen Gelder verschiebt.«
    »Wie geht’s Ihnen damit?«, fragte Wills.
    »Ehrlich gesagt, lässt es mich ziemlich kalt, Tony. Er hat sich mit den falschen Kids auf dem falschen Spielplatz rumgetrieben. Aus, Amen«, konstatierte Ryan jr. ungerührt.
    Wie haben sie es wohl angestellt?, fragte er sich im Stillen.
    »Glauben Sie, da haben unsere Leute ein wenig nachgeholfen?«
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    »Nicht unsere Abteilung. Wir stellen anderen Informationen zur Verfügung.

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