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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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aufgezeigt.
    Wir werden sehen, wie er damit zurechtkommt. Wenn der Junge bei uns bleibt, könnte er es zu was bringen.«
    »Glauben Sie, er hat das Potenzial seines Vaters?«, fragte Granger. Big Jack war ein Top-Agent gewesen, bevor er sich Höherem zugewandt hatte.
    »Ich kann mir vorstellen, dass er reinwächst, ja. Übrigens halte ich diese Emir-Geschichte für eine durchaus gute Idee von ihm. Wir wissen nicht viel darüber, wie die Gegenseite organisiert ist. Hier haben wir es mit einem Evolutionspro-zess zu tun, Sam. Die Terroristen lernen von ihren Vorgängern, und sie werden cleverer – auf unsere Kosten. Sie schreien nicht ›hier‹, damit man ihnen eine Smart-Bomb auf den Kopf wirft. Sie versuchen nicht, im Fernsehen groß rauszukommen. So was mag gut fürs Ego sein, ist im Übrigen aber ziemlich tödlich. Eine Herde Gazellen rennt nicht wissentlich auf das Löwenrudel zu.«
    »Sehr wahr«, stimmte Granger zu. »Gerry, das Problem ist, dass wir über deren Organisationsstruktur nur Spekulationen anstellen können. Und Spekulationen haben nichts mit Wissen zu tun.«
    »Dann erzählen Sie mir doch mal, was Sie vermuten«, sagte Hendley.
    »Mindestens zwei Ebenen zwischen dem Unterbau und 488

    dem Kopf des Ganzen – von dem wir im Moment nicht wissen, ob es eine einzelne Person oder ein Komitee ist.
    Und was die Killer angeht: Davon könnten wir beliebig viele schnappen, aber das wäre wie beim Rasenmähen –
    kaum hat man das Gras gemäht, wächst es wieder nach.
    Die beste Art, eine Schlange zu töten, ist, ihr den Kopf ab-zutrennen. Okay, das wissen wir natürlich alle. Das Problem bei dieser Sache ist, den Kopf zu finden, denn es handelt sich um einen virtuellen Kopf. Das heißt, ganz gleich, wer es ist – beziehungsweise wer sie sind –, sie operieren ganz ähnlich wie wir, Gerry. Deshalb klopfen wir bei dieser Operation ja auch auf den Busch, um zu sehen, ob sich irgendwo etwas rührt. Und wir haben unsere gesamte Analy-tikertruppe darauf angesetzt – zusätzlich zu denen in Langley und Meade.«
    Ein erschöpfter Seufzer. »Klar, Sam, ich weiß. Vielleicht rührt sich ja auch tatsächlich was. Aber Geduld können wir uns im Augenblick nicht leisten. Die Gegenseite liegt vielleicht gerade gemütlich in der Sonne und freut sich, uns einen Tiefschlag versetzt und all diese Frauen und Kinder ermordet zu…«
    »Darüber ist niemand besonders glücklich, Gerry, aber selbst Gott hat sieben Tage gebraucht, um die Welt zu erschaffen, vergessen Sie das nicht.«
    »Werden Sie jetzt etwa religiös?«, entgegnete Hendley mit zusammengekniffenen Augen.
    »Also, ich habe keine Probleme mit dem Prinzip ›Auge um Auge, Zahn um Zahn‹, aber es dauert einfach seine Zeit, rauszufinden, wo der Gegner seine Augen und Zähne hat.
    Wir müssen Geduld haben.«
    »Wissen Sie, als Big Jack und ich anfingen, über die Notwendigkeit einer Einrichtung wie dieser hier zu sprechen, war ich tatsächlich so naiv zu glauben, wir könnten Probleme rascher lösen, wenn wir nur den erforderlichen Handlungsspielraum hätten.«
    »Wir sind schneller, als es die Regierung je sein wird, aber 489

    so rasant wie im Agentenfilm geht es eben trotzdem nicht.
    Ich meine, die operative Phase hat doch gerade erst begonnen. Wir haben erst einen Schlag ausgeführt. Es sind mindestens noch drei weitere nötig, bevor wir mit einer ernst zu nehmenden Reaktion der Gegenseite rechnen können.
    Geduld, Gerry.«
    »Ja, sicher.« Dass die Zeitverschiebung das Ganze auch nicht gerade erleichterte, brauchte er nicht eigens zu er-wähnen.
    »Eins frage ich mich noch.«
    »Und das wäre, Jack?«, erkundigte sich Wills.
    »Wäre es nicht besser, wenn wir wüssten, welche Operationen gerade laufen? Wir könnten unsere Datenjagd dadurch noch effektiver gestalten.«
    »Das hier nennt man Abgrenzung von Zuständigkeiten.«
    »Nein, das nennt man Schwachsinn!«, schoss Jack zurück.
    »Wir könnten einen viel besseren Beitrag leisten, wenn wir in die Operation eingeweiht wären. Wenn man über den Kontext Bescheid weiß, erkennt man Zusammenhänge, die man sonst gar nicht wahrnehmen würde. Tony, dieser ganze Laden hier soll doch eine zusammenhängende Organisation sein, oder nicht? Ihn so aufzusplitten, wie sie es in Langley tun, ist doch unproduktiv, oder sehe ich da etwas völlig falsch?«
    »Ich weiß, was Sie meinen, aber so funktioniert das System nun mal.«
    »Okay, ich wusste, dass Sie das sagen würden, aber wie sollen wir auffangen, was bei der CIA

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