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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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weg. Keine Exhumierung für weitere Untersuchungen auf irgendwelche Chemikalien.«
    »Dann waren wir es also wirklich? Und womit?«, fragte Ryan.
    »Das weiß ich nicht, Jack, und ich will auch gar nicht wissen, was wir – wenn überhaupt! – mit seinem vorzeitigen Ableben zu tun haben. Ich verspüre in keiner Weise den Wunsch, es herauszufinden. Und das sollten auch Sie nicht, ist das klar?«
    »Wie in aller Welt schaffen Sie es, diesen Job zu machen, ohne neugierig zu sein, Tony?«, wollte Jack jr. wissen.
    »Man begreift irgendwann, was man lieber nicht wissen sollte«, erklärte Wills, »und man lernt, über solche Dinge nicht nachzudenken.«
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    »Aha.« Das sah Jack etwas anders. Und definitiv war er für diesen Quatsch noch zu jung – doch diesen Gedanken sprach er nicht aus. Tony verstand etwas von seinem Job, aber er hatte auch mächtig große Scheuklappen. Und im Übrigen haben wir bin Sali aus dem Verkehr gezogen. Wie genau, wusste Jack nicht. Er hätte seine Mutter fragen können, was für Medikamente oder Drogen für so etwas infrage kämen, aber – nein, das durfte er nicht. Sie würde es garantiert seinem Vater erzählen, und Big Jack wäre dann höchstwahrscheinlich brennend daran interessiert, zu erfahren, warum sein Sohn solche Fragen stellte. Womöglich würde er sogar die Antwort erraten. Folglich kam das nicht infrage. Auf gar keinen Fall.
    Nach dem offiziellen Nachrichtenverkehr zu bin Salis Tod widmete sich Jack dem Material aus den Abhörmaßnahmen der NSA und weiteren Quellen, um herauszufinden, wer sonst noch Interesse am Ableben des Geldgebers hatte.
    Die Tageskorrespondenz enthielt keine weiteren Hinweise auf den Emir. Es blieb bei diesem einen Hinweis – und der einzelnen früheren Erwähnung, von der Tony gesprochen hatte. Jacks Antrag auf eine umfassendere Suche nach in Fort Meade und Langley aufgezeichneten Nachrichten war von der Chefetage abgelehnt worden – enttäuschend, aber keineswegs überraschend. Selbst der Campus hatte seine Grenzen. Jack konnte verstehen, dass die Leute, die eine Etage höher saßen, nicht riskieren wollten, dass jemand sich fragte, wer solch eine Bitte gestellt haben könnte. Dieser Jemand würde, wenn er keine direkte Antwort auf seine Frage erhielt, zu bohren anfangen. Andererseits tauschten die beiden Behörden täglich tausende solcher Anträge aus –
    da konnte doch einer mehr nicht so viel Aufsehen erregen, oder? Jack jr. beschloss jedoch, nicht nachzuhaken. Schließ-
    lich wollte er sich nicht gleich zu Beginn seiner neuen Karriere den Ruf eines Querulanten einhandeln. Stattdessen beschränkte er sich darauf, seinen Computer den gesamten neuen Nachrichtenverkehr nach dem Begriff ›Emir‹
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    durchsuchen zu lassen. Falls dieser auftauchte, könnte er, Jack, es vermerken und hätte beim nächsten Mal – wenn es ein nächstes Mal gäbe – einen stichhaltigeren Grund für seinen Antrag. Immerhin, so ein Titel… Nach Jacks Dafürhalten musste es sich um eine Bezeichnung für eine ganz bestimmte Person handeln, selbst wenn die CIA nur einen einzigen Hinweis auf diesen Emir hatte – ›vermutlich ein Insider-Witz‹. Diese Einschätzung stammte von einem hochrangigen Analytiker in Langley, was ihr in Geheimdienstkreisen – und damit auch in dieser Institution – einiges Gewicht verschaffte. Zwar war der Campus eigentlich mit dem Ziel aufgebaut worden, Fehler und/oder Versäum-nisse der CIA aufzufangen, doch in Ermangelung eines größeren Mitarbeiterstabes musste hier vieles, das von der als gehandikapt betrachteten Agency kam, einfach hinge-nommen werden. Nicht dass Jack das besonders sinnvoll erschienen wäre, aber schließlich war er nicht gefragt worden, als Hendley den Laden aufgebaut hatte. Folglich blieb ihm nichts anderes übrig, als davon auszugehen, dass die ranghöheren Mitarbeiter schon wussten, was sie taten. Aber wie Mike Brennan im Hinblick auf Polizeiarbeit immer so schön gesagt hatte, war voreilige Schlussfolgerung die Mutter allen Scheiterns. Diese Weisheit traf übrigens auch auf das FBI zu. Jeder machte Fehler, und das Ausmaß jedes Fehlers stand in direktem Bezug zur Ranghöhe des Mannes, der ihn machte. Leider ließen sich solche Leute nicht gern an diese universell gültige Wahrheit erinnern. Aber wer tat das schon.
    Sie kauften sich Klamotten von der Stange. Im Prinzip waren es Sachen, wie man sie auch in Amerika kaufen konnte, aber die Unterschiede – obgleich für sich genommen unerheblich – summierten sich

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