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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ab, sobald ich aussteige, dachte er verbittert.
    Beim Propheten, das waren unliebsame Zeitgenossen.
    Die Fahrt dauerte genau sieben Minuten. An der Dom-straße stieg er aus. Von der Haltestelle aus war es nur noch ein kurzes Stück zu Fuß. Auch auf der Straße bemerkte er die Blicke – manche verstohlen, manche feindselig, aber am schlimmsten waren diejenigen, die ihn nur abschätzig registrierten wie einen streunenden Hund. Er hätte nichts lieber getan, als in Deutschland einen Anschlag zu verüben
    - direkt hier in München! –, aber seine Anweisungen waren unmissverständlich.
    Sein Ziel war ein Cafe. Fa’ad Rahman Yasin erwartete ihn bereits. Er war wie ein Arbeiter gekleidet und fiel unter den anderen Gästen nicht weiter auf.
    »Salaam aleikum«, begrüßte ihn Atef. »›Friede sei mit dir‹.«
    »Aleikum salaam«, erwiderte Fa’ad den Gruß. »Die Hörnchen sind hier sehr gut.«
    »Ja«, stimmte ihm Atef leise auf Arabisch zu. »Und, was gibt es Neues, mein Freund?«
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    »Unsere Leute sind wegen letzter Woche sehr zufrieden«, sagte Fa’ad. »Wir haben den Amerikanern einen schweren Schlag versetzt.«
    »Aber nicht schwer genug, um sie dazu zu bewegen, sich von den Israelis loszusagen. Sie lieben die Juden mehr als ihre eigenen Kinder. Denk an meine Worte. Und sie werden zum Gegenschlag ausholen.«
    »Natürlich«, gab Fa’ad zurück. »Zum Gegenschlag gegen alle, die ihren Geheimdiensten bekannt sind, aber das wird die Gläubigen nur noch stärker gegen sie aufbringen und noch mehr Brüder für unsere Sache gewinnen. Und über unsere Organisation wissen sie nichts. Sie kennen nicht einmal unseren Namen.« Was daran lag, dass ihre Organisation eigentlich gar keinen Namen besaß. ›Organisation‹
    war nur eine Beschreibung für ihren Zusammenschluss von Gläubigen.
    »Ich hoffe, du behältst Recht. Und? Hast du neue Anweisungen für mich?«
    »Du hast deine Sache gut gemacht – drei der von dir rek-rutierten Männer haben den Märtyrertod in Amerika ge-wählt.«
    »Drei?« Atef war angenehm überrascht. »Sie sind doch sicher gut gestorben?«
    »Sie starben in Allahs heiligem Namen – welchen besseren Tod könnte es geben? Deshalb, hast du weitere Anwärter für uns?«
    Atef nahm einen Schluck Kaffee. »Noch nicht fest, aber zwei tendieren dazu, mitzumachen. Die Sache ist nicht ganz einfach, wie du ja weißt. Selbst die Gläubigsten möchten die Früchte eines guten Lebens genießen.« So wie er selbst na-türlich auch.
    »Du hast uns bisher gute Dienste geleistet, Anas. Verschaff dir lieber erst Gewissheit über die Betreffenden, ehe du zu viel von ihnen verlangst. Lass dir Zeit. Wir können warten.«
    »Wie lange?«, wollte Atef wissen.
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    »Wir haben weitere Pläne für Amerika. Diesmal werden wir sie noch schwerer treffen. Bei der letzten Aktion haben wir an die hundert getötet. Nächstes Mal werden wir tausende töten«, versprach Fa’ad mit funkelnden Augen.
    »Wie das?«, fragte Atef sofort. Er war überzeugt, dass er selbst Operationen planen könnte – sollte. Dank seines In-genieursstudiums brachte er dafür ideale Voraussetzungen mit. Aber gewisse Leute in der Organisation schienen das einfach nicht zu begreifen.
    »Das darf ich dir leider nicht sagen, mein Freund.« Tatsache war allerdings, dass Fa’ad Rahman Yasin es schlicht und einfach nicht wusste. Diejenigen in der Organisation, die höher standen als er, trauten ihm nicht genügend, was ihn, hätte er es gewusst, zur Weißglut gebracht hätte.
    Der Hurensohn weiß es wahrscheinlich selbst nicht, dachte Atef verbittert.
    »Die Gebetsstunde rückt näher, mein Freund«, sagte Anas Ali Atef mit einem Blick auf die Uhr. »Komm mit. Meine Moschee ist nur zehn Minuten von hier.« Er wollte prüfen, ob sein Mitstreiter auch ein wahrer Gläubiger war, der seiner Gebetspflicht nachkam.
    »Wie du meinst.« Beide standen auf und gingen zur Stra-
    ßenbahn, die 15 Minuten später nicht weit von der Moschee hielt.
    »Schau mal, wer da ist, Aldo«, sagte Dominic. Eigentlich hatten sie sich nur ein wenig die Gegend ansehen wollen, da kam plötzlich ihre Zielperson mit einem anderen Mann, vermutlich einem Freund, die Straße heraufspaziert. »Wer wohl der zweite Kameltreiber ist?«, fragte Brian.
    »Niemand, den wir kennen«, erwiderte Dominic. »Und auf eigene Faust dürfen wir nichts unternehmen. Ist dein Stift scharf?«
    »Allerdings. Und deiner?«
    »Klar«, antwortete Dominic. Ihre Zielperson war etwa 30
    Meter entfernt und kam

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