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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Alkohol, solange er noch in der Flasche war, konnte selbst eine Fluggesellschaft nichts verderben. Mit dem entsprechenden Pegel konnte Jack ohne weiteres einschlafen, zumal der Erste-Klasse-Sitz einer von der altmodischen Sorte war, keins dieser komischen neuen Dinger mit hundert beweglichen Teilen, die allesamt unbequem waren.
    Wie üblich sah ungefähr die Hälfte der Leute in der ersten Klasse die ganze Nacht über Filme. Jeder hatte seine eigene Methode, mit dem Reiseschock umzugehen, wie sein Vater zu sagen pflegte. Jacks Methode war, das Ganze einfach zu verschlafen.
    Das Wiener Schnitzel war hervorragend, ebenso die einheimischen Weine.
    »Der Koch hier sollte sich unbedingt mal mit Granddad unterhalten«, sagte Dominic nach dem letzten Bissen. »Von dem könnte der Alte glatt noch was lernen.«
    »Er ist wahrscheinlich Italiener oder zumindest irgendwo aus der Richtung.« Brian trank den letzten Schluck aus seinem Glas – einen ausgezeichneten Weißwein, den der Kellner ihnen empfohlen hatte. Es dauerte etwa 15 Sekunden, bis der Kellner bemerkte, dass Brians Glas leer war, nach-schenkte und sich sofort wieder zurückzog.
    »Also, an dieses Essen könnte man sich glatt gewöhnen.
    Kein Vergleich mit unseren Fertig-Feldrationen.«
    »Mit ein bisschen Glück brauchst du dir nie mehr solchen Schlangenfraß reinzuziehen.«
    »Wenn wir in dieser Branche bleiben, wohl nicht«, erwiderte Aldo. Sie waren in ihrer Ecknische so gut wie unter sich. »Also, was wissen wir über die neue Zielperson?«
    »Wahrscheinlich ein Kurier. Einer von denen, die Nachrichten auswendig lernen und dann überbringen. Er wird 526

    mit den Botschaften betraut, die sie nicht übers Internet verschicken wollen. Wäre vielleicht nicht uninteressant, ihn ein bisschen auszuquetschen, aber das ist nicht unser Job.
    Wir haben eine Personenbeschreibung, diesmal allerdings kein Foto. Das macht mir etwas Sorgen. Außerdem scheint der Kerl nicht besonders wichtig zu sein – was mir ebenfalls nicht gefällt.«
    »Verstehe. Muss den verkehrten Leuten auf den Schlips getreten sein. Pech.« Brians Gewissensbisse gehörten zwar der Vergangenheit an, aber er hätte lieber jemanden liqui-diert, der in der Hierarchie etwas höher stand. Dass sie kein Foto hatten, um den Mann zu identifizieren, war tatsächlich bedenklich. Sie mussten vorsichtig sein. Man wollte schließ-
    lich nicht den Falschen umlegen.
    »Jedenfalls ist er nicht auf die Liste geraten, weil er in der Kirche zu laut gesungen hat.«
    »Und der Neffe des Papstes ist er auch nicht«, vervoll-ständigte Brian die Litanei. »Ich weiß, ich weiß.« Er sah auf die Uhr. »Zeit, uns in die Falle zu hauen, Bruderherz. Bin schon gespannt, wer morgen angerückt kommt. Wie sollen wir uns mit ihm treffen?«
    »In der Nachricht stand, er kommt zu uns. Vielleicht steigt er ja auch hier im Hotel ab.«
    »Diese Campus-Leute haben komische Vorstellungen von Sicherheit.«
    »Ja, nicht wie im Kino.« Dominic lachte still in sich hinein.
    Dann bedeutete er dem Kellner, die Rechnung zu bringen.
    Auf das Dessert verzichteten sie lieber, um sich nicht vol-lends zu Tode zu schlemmen. Fünf Minuten später lagen sie in ihren Betten.
    »Sie kommen sich wohl besonders schlau vor, wie?«, sagte Hendley zu Granger. Sie telefonierten auf den abhörsiche-ren Apparaten, die beide zu Hause hatten.
    »Gerry, Sie haben selbst gesagt, ich soll ihnen einen fähigen jungen Nachrichtendienstler schicken. Wen sonst könn-527

    ten wir in Ricks Abteilung entbehren? Alle tönen die ganze Zeit, wie gut der Junge ist. Dann soll er’s doch mal in der Praxis beweisen.«
    »Aber er ist noch ganz neu in diesem Geschäft.«
    »Die Zwillinge etwa nicht?«, konterte Granger. Das hat gesessen. Von jetzt an lässt du mich meinen Laden auf meine Weise schmeißen, dachte er hämisch. »Gerry, er wird sich nicht die Hände schmutzig machen, und wahrscheinlich kommt es seinen Fähigkeiten als Analytiker sogar zugute. Er ist mit den beiden verwandt. Sie kennen ihn. Er kennt sie. Die Jungs trauen ihm und werden sich von ihm noch am ehesten was sagen lassen. Im Übrigen behauptet Tony Wills, er hätte seit seinem Ausscheiden in Langley keinen solch cleveren jungen Analytiker mehr getroffen. Das heißt, der Junge ist geradezu prädestiniert für diesen Auftrag.«
    »Er ist zu unerfahren.« Aber Hendley war klar, dass er mit diesem Argument auf verlorenem Posten stand.
    »Wer ist das nicht, Gerry? Wenn es Leute gäbe, die mit so etwas Erfahrung

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