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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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haben, hätten wir sie schon angeheuert.«
    »Wenn irgendetwas schief geht…«
    »Bin ich dran. Ist mir vollkommen klar. Kann ich jetzt weiter fernsehen?«
    »Wir sehen uns morgen«, sagte Hendley. »Gute Nacht.«
    Honeybear surfte im Internet und chattete mit einer gewissen Elsa K 69, die behauptete, 23 Jahre alt zu sein und bei einer Größe von einssechzig 54 Kilo zu wiegen. Die Maße, die sie angab, waren passabel, wenn auch nicht umwerfend.
    Außerdem hatte sie angeblich braunes Haar, blaue Augen und eine schmutzige Fantasie. Und sie konnte gut tippen. In Wirklichkeit war sie jedoch, was Fa’ad unmöglich wissen konnte, ein fünfzigjähriger Mann, ziemlich angetrunken und sehr einsam. Sie chatteten auf Englisch. Das ›Mädchen‹ sagte, ›sie‹ arbeite in London als Sekretärin. Diese Stadt war dem österreichischen Buchhalter vertraut.
    Für Fa’ad, der sich immer mehr in die Fantasie hineinstei-528

    gerte, war ›sie‹ schon bald durchaus real. Zwar nicht annä-
    hernd so gut wie eine richtige Frau, aber Fa’ad war in Europa sehr vorsichtig, wenn es um die Befriedigung seiner Gelüste ging. Man konnte nie wissen, ob die Frau, die man sich kaufte, nicht vielleicht vom Mossad war und ihm sein Ding genauso gern abgeschnitten hätte, wie sie es in sich aufnahm. Er fürchtete den Tod nicht besonders, aber wie alle Männer hatte er Angst vor Schmerzen. Die Fantasie dauerte fast eine halbe Stunde und verschaffte ihm eine solche Befriedigung, dass er sich den Nick merkte, falls
    ›sie‹ wieder auftauchen sollte. Er konnte nicht ahnen, dass sich der Tiroler Buchhalter in seiner Buddy-Liste einen ähnlichen Vermerk machte, bevor er sich in sein kaltes, einsames Bett zurückzog.
    Als Jack aufwachte, waren die Rollos vor den Fenstern oben und gaben den Blick auf gräulich violette Berge frei, die etwa 20.000 Fuß unter ihm vorbeizogen. Laut seiner Uhr war er seit nunmehr etwa acht Stunden an Bord der Maschine, von denen er wahrscheinlich sechs verschlafen hatte. Nicht schlecht. Vom Wein hatte er leichte Kopfschmerzen, aber der Aufwachkaffee und das Frühstücksgebäck waren gut, sodass er bereits wieder halbwegs wach war, als die Maschine zur Landung ansetzte.
    Der Flughafen war für den mit Abstand wichtigsten einer souveränen Nation nicht gerade groß. Nun, Österreich hatte ja auch gerade mal so viele Einwohner wie New York City, wo es allein schon drei Flughäfen gab. Die Maschine setzte auf, und der Kapitän begrüßte die Fluggäste in seiner Heimat mit dem Hinweis, dass es 9.05 Uhr Ortszeit war. Jack stand also ein Tag mit massivem Jetlag bevor, aber mit etwas Glück würde er bis zum nächsten Tag einigermaßen darüber hinweg sein. Da die Maschine nur etwa zur Hälfte ausgebucht gewesen war, musste er an der Passkontrolle kaum warten. Er holte sein Gepäck ab und ging nach drau-
    ßen, um sich ein Taxi zu nehmen.
    529

    »Hotel Imperial, please.«
    »Wohin?«, fragte der Fahrer.
    »Hotel Imperial«, wiederholte Jack mit englischer Beto-nung.
    Der Taxifahrer überlegte kurz. »Ach so, ins Hotel Imperial
    wollen Sie?«
    »Ganz recht«, bestätigte ihm Jack jr. und lehnte sich zu-rück, um die Fahrt zu genießen. Er hatte hundert Euro dabei – das sollte wohl genügen, sofern dieser Kerl nicht gerade bei New Yorker Taxifahrern in die Lehre gegangen war. Im Übrigen gab es ja an jeder Ecke einen Geldautomaten. Die Fahrt im Berufsverkehr dauerte eine halbe Stunde.
    Kurz bevor sie das Hotel erreichten, kamen sie an einem Ferrari-Showroom vorbei. Das war neu für Jack – bisher hatte er Ferraris nur im Fernsehen gesehen, und wie alle jungen Männer fragte er sich, wie es wäre, solch einen Schlitten zu fahren. Im Hotel wurde er fürstlich empfangen und in eine Suite im dritten Stock geleitet, in der ein äußerst einladend aussehendes Bett stand. Er bestellte sich sofort Frühstück und machte sich ans Auspacken. Dann besann er sich darauf, wozu er hergekommen war. Er griff zum Telefon und ließ sich zu Dominic Carusos Zimmer durchstellen.
    »Hallo?« Brian war am Apparat. Dom stand gerade unter der vergoldeten Dusche.
    »Hi, ich bin’s, Jack.«
    »Was für ein Jack… Moment mal – Jack ?«
    »Ich bin im dritten Stock, Marine. Bin vor einer Stunde gelandet. Kommt rauf, damit wir reden können.«
    »Klar, Mann. In zehn Minuten, okay?« Brian ging ins Bad.
    »Enzo, du wirst es nicht glauben. Rate mal, wer hier ist.«
    »Wer?«, fragte Dominic, während er sich abtrocknete.
    »Lass dich überraschen.«

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