12 - Im Auge des Tigers
stimmte Hardesty zu. »Okay, das, was ich mit Ihnen zu bereden habe, ist ein etwas größeres Kaliber. Sie dürfen mit keinem Menschen darüber sprechen.
Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Sir. Sie meinen irgendein Zeug mit Schlüsselwortzugang. Ich verstehe.« Was Hardesty bezweifelte. Hier ging es um etwas noch weitaus Geheimeres, aber das würde er Caruso bei anderer Gelegenheit erklären. »Bitte fahren Sie fort, Sir.«
»Sie sind ein paar ziemlich wichtigen Leuten als viel versprechender Kandidat für eine… eine ganz besondere Organisation aufgefallen, die offiziell gar nicht existiert. Sie kennen so etwas sicher aus Filmen oder aus Büchern, aber das hier ist echt, junger Mann. Ich bin hier, um Ihnen eine Position in dieser Organisation anzubieten.«
»Sir, ich bin ein Offizier der Marines, und ich bin es gern.«
»Ihre Karriere als Marine wird dadurch nicht beeinträchtigt. Sie stehen sogar unmittelbar vor der Beförderung zum Major. Sie werden das Schreiben nächste Woche erhalten.
Ihren derzeitigen Posten werden Sie also ohnehin verlassen müssen. Wenn Sie beim Marine Corps bleiben, werden Sie nächsten Monat zum Aufklärungs- und Special-Operations-Stab des Marine Corps versetzt. Außerdem bekommen Sie einen Silver Star für Ihren Einsatz in Afghanistan.«
»Was ist mit meinen Leuten? Die habe ich auch für Aus-zeichnungen vorgeschlagen.«
Typisch für diesen Jungen, dass er sich darüber Gedanken machte, dachte Hardesty. »Sie alle werden sie auch bekommen. Also, die Rückkehr zum Corps steht Ihnen jederzeit offen. Ihr Offizierspatent und Ihre turnusmäßige Beförderung wird in keiner Weise behindert.«
»Wie haben Sie das denn gedeichselt?«
»Wir haben hochrangige Freunde«, erklärte der Besucher.
»Sie übrigens auch. Sie werden weiterhin Ihren Sold vom 94
Corps beziehen. Eventuell müssen Sie Ihre Bankverbindung ändern, aber das ist Routinekram.«
»Und worum geht es bei dieser neuen Position? Was wäre da meine Aufgabe?«, wollte Caruso wissen.
»Ihrem Vaterland zu dienen. Maßnahmen zu ergreifen, die für unsere nationale Sicherheit erforderlich sind – allerdings auf etwas unkonventionelle Art.«
»Was genau?«
»Nicht hier und jetzt.«
»Könnten Sie sich vielleicht noch etwas rätselhafter ausdrücken, Mr Hardesty? Sonst komme ich am Ende noch dahinter, wovon Sie reden, und die ganze Überraschung ist im Eimer.«
»Über die Regeln entscheide nicht ich«, erwiderte Hardesty.
»Die Agency, stimmt’s?«
»Nicht direkt, aber das erfahren Sie noch früh genug. Was ich jetzt von Ihnen brauche, ist ein Ja oder ein Nein. Sie können die Organisation jederzeit wieder verlassen, wenn es Ihnen dort nicht gefällt«, versprach Hardesty. »Aber für weitere Erklärungen ist das hier einfach nicht der geeignete Ort.«
»Wann müsste ich mich entscheiden?«
»Bevor Sie mit Ihrem Rührei fertig sind.«
Captain Caruso ließ seinen Muffin sinken. »Das ist doch ein Witz, nicht wahr?« Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sich jemand aufgrund seines Familienhintergrundes einen Scherz mit ihm erlaubte.
»Nein, Captain, das ist kein Witz.«
Hardesty bemühte sich, das nicht bedrohlich klingen zu lassen. Leute wie Caruso, so mutig sie auch sein mochten, betrachteten das Unbekannte – genauer gesagt das, was sie nicht gewohnt waren – mit einer gewissen Beklommenheit.
Ihr Beruf war schon gefährlich genug, und intelligente Menschen stürzen sich gemeinhin nicht freudig in Gefahren. Sie gehen für gewöhnlich sehr überlegt an Risiken her-95
an und vergewissern sich zuerst, dass ihre Ausbildung und Erfahrung der Aufgabe gewachsen sind. Darum versicherte Hardesty Caruso auch ausdrücklich, dass er jederzeit in den Schoß des United States Marine Corps zurückkehren könne.
Das entsprach beinahe der Wahrheit - jedenfalls kam es ihr für seine Absichten nahe genug, wenn auch vielleicht nicht für die des jungen Offiziers.
»Wie steht es mit Ihrem Liebesleben, Captain?«
Die Frage überraschte Caruso, doch er beantwortete sie wahrheitsgemäß. »Keine feste Bindung. Schon mal der eine oder andere Flirt, aber bisher nichts Ernstes. Ist das von Bedeutung?« Wie gefährlich mochte diese Angelegenheit sein? ,
fragte er sich.
»Nur unter dem Aspekt der Geheimhaltung. Die meisten Männer können gegenüber ihren Frauen nicht dichthalten.«
Bei Freundinnen sah die Sache hingegen völlig anders aus.
»Okay – wie gefährlich ist dieser Job?«
»Nicht sehr gefährlich«, log
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