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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gucken, würden sie versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen. Wahrscheinlich würden sie zuerst in 149

    den eigenen Reihen nach einer undichten Stelle suchen. So denken diese Leute. Sehen Sie, das ganze System da drüben ist der ideale Nährboden für Verschwörungstheorien. Aber das Spiel, das sie regelmäßig spielen, wirkt dem gewissermaßen entgegen.«
    »Mit was beschäftigen Sie sich sonst noch?«
    »Ab nächster Woche werden Sie Zugang zu den sicheren Konten haben – den so genannten Nummernkonten. Die Bezeichnung stammt noch aus den Zeiten, als jene allein durch Codezahlen gekennzeichnet wurden. Heute werden hauptsächlich Codewörter verwendet, wegen der Compu-tertechnologie. Das haben sie wahrscheinlich von den Nachrichtendiensten abgekupfert. Die heuern häufig Agenten an, die sich um ihre Sicherheit kümmern sollen - allerdings eher mittelmäßige. Die Guten halten sich aus Finanzgeschäften heraus, hauptsächlich aus Snobismus. Ein hochrangiger Agent hält so was für unter seiner Würde«, erklär-te Granger.
    »Diese ›sicheren Konten‹ – weiß man, wem sie gehören?«, fragte Jack.
    »Nicht immer. Manchmal läuft alles über das Codewort, manchmal haben die Banken allerdings auch interne Aufzeichnungen, die wir anzapfen können. Allerdings nicht immer, und die Banker spekulieren intern nie über ihre Klienten – jedenfalls nicht in schriftlicher Form. Ich könnte wetten, dass sie beim Mittagessen über so etwas tratschen.
    Andererseits schert es viele von denen tatsächlich kaum, woher das Geld kommt. Ob von in Auschwitz ermordeten Juden, ob von irgendeinem Mafia-Boss in Brooklyn – egal, Geld stinkt nicht.«
    »Aber wenn Sie das hier an das FBI weiterleiten würden…«
    »Das können wir nicht, weil es illegal ist, und wir tun es nicht, weil wir uns dadurch selbst einer Möglichkeit berau-ben würden, die Bastarde und ihr Geld aufzuspüren. Was die rechtliche Seite angeht – es gibt mehr als eine Gerichts-150

    barkeit, und in manchen europäischen Ländern… Tja, im Bankgeschäft wird eine Menge Geld gemacht, und keine Regierung verzichtet gern auf Steuereinnahmen. Solange das Problem sie nicht selbst betrifft, ist denen das Hemd allemal näher als die Jacke.«
    »Was Dad wohl davon hält?«
    »Nicht viel, würde ich sagen«, vermutete Granger.
    »Anzunehmen«, stimmte Jack zu. »Sie beobachten also die sicheren Konten, um den Verbrechern und ihrem Geld nachzuspüren?«
    »Im Prinzip ja. Das ist alles längst nicht so einfach, wie Sie jetzt vielleicht denken, aber wenn man dabei Beute macht, dann auch richtig fette Beute.«
    »Und ich soll ein Spürhund werden?«
    »Ganz recht. Sofern Sie das Zeug dazu haben«, fügte Granger hinzu.
    Mohammed befand sich in diesem Moment fast genau über ihnen. Die Großkreisroute von Mexiko City nach London verlief nahe genug an Washington D. C. vorbei, dass er aus beinahe 11.300 Meter Höhe die amerikanische Hauptstadt wie einen papiernen Stadtplan unter sich ausgebreitet sah.
    Hätte er der Abteilung für Märtyrertum angehört, so wäre er jetzt möglicherweise die Wendeltreppe zum oberen Deck hochgestiegen, hätte die Crew erschossen und das Flugzeug zum Absturz gebracht… Aber so etwas hatten andere vor ihm getan, und inzwischen waren die Türen zum Cockpit gesichert. Vielleicht saß dort oben in der Businessclass sogar ein bewaffneter Polizist, der ihm den Auftritt verdorben hätte. Oder schlimmer: ein bewaffneter Soldat in Zivil. Mohammed hegte wenig Respekt vor Polizisten, doch er hatte auf die harte Tour lernen müssen, dass man die Militärs westlicher Staaten nicht unterschätzen durfte. Aber mit der Abteilung für Märtyrertum hatte er nun einmal nichts zu tun, so sehr er die heiligen Krieger auch bewunderte. Durch seine Fähigkeit, Informationen zu beschaffen, war er zu 151

    kostbar, als dass man ihn für eine solche noble Geste verheizen würde. Das hatte seine guten und seine schlechten Seiten, aber ob gut oder schlecht – es war eine Tatsache, und Mohammed stand fest auf dem Boden der Tatsachen.
    Er würde erst dann vor Allahs Angesicht treten und ins Paradies eingehen, wenn der Zeitpunkt gekommen war, der von Gottes eigener Hand in Gottes eigenem Buch geschrieben stand. Vorläufig würde er für weitere sechseinhalb Stunden auf seinem Sitz ausharren müssen.
    »Noch etwas Wein, Sir?«, fragte die Stewardess mit dem rosigen Gesicht. Wofür sie wohl im Paradies die Belohnung sein mochte…
    »Gern, vielen Dank«, erwiderte er in

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