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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kapitalerhaltung – im Klartext: Er hatte dafür zu sorgen, dass die ihm anvertrauten Geldschatullen mit dem bestmöglichen Schloss gesichert waren, nicht so sehr dafür, dass sie sich weiter füllten. Es gab 71 Nebenkonten, und wie es schien, waren von 63 dieser Konten Bank, Nummer und Passwort identifiziert. Worüber mochten sich wohl reiche kleine Saudi-Prinzen unterhalten? Über Mädchen? Politik? Sport?
    Geldgeschäfte? Autos? Die Ölbranche? Darüber schwiegen sich die Akten aus. Warum lauschten die Briten da nicht mal rein? Die Befragungen der Callgirls hatten nicht besonders viel ergeben, außer dass Uda nicht gerade knauserig gegenüber Mädchen war, mit denen er besonders viel Spaß gehabt hatte, dort in seinem Haus am Berkeley Square.
    Noble Gegend, stellte Jack nebenbei fest. Bin Sali fuhr meist mit dem Taxi. Er besaß ein Auto – ein schwarzes Aston Martin Cabrio, drunter tat er’s nicht –, mit dem er aber selten fuhr, wie aus den britischen Informationen hervorging.
    Einen Chauffeur hatte er nicht Verkehrte häufig in der Botschaft. Insgesamt eine Fülle an Informationen, aber wenig Aussagekräftiges. Jack teilte diese Beobachtung Tony Wills mit.
    »Ja, ich weiß, aber wenn sich rausstellt, dass er Dreck am Stecken hat, finden sich nachher da drin garantiert zwei 177

    oder drei Punkte, von denen Sie sich fragen, warum sie Ihnen nicht direkt ins Auge gesprungen sind. Das ist das Problem in dieser verdammten Branche. Und denken Sie dran, wir kriegen hier die ›Ausbeute‹ nur in bearbeiteter Form zu sehen. Irgendein armer Wicht musste das Rohmaterial erst mal so weit aussieben. Und was dabei schon an bedeutsamen Fakten verloren gegangen ist, weiß der Himmel, Junge. Falls der es überhaupt weiß.«
    Das Gleiche hat mein Dad gemacht, erinnerte sich der Junior.
    In einem Kübel voller Scheiße nach Diamanten gesucht. Irgendwie hatte er sich das einfacher vorgestellt. Na schön, er musste also nach Geldbewegungen fahnden, die nicht ohne weiteres zu erklären waren. Das war Schinderei übelster Sorte – die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heu-haufen –, und er konnte sich nicht mal bei seinem Vater Rat holen. Sein Dad wäre wahrscheinlich ausgeflippt, wenn er erfahren hätte, dass er, Jack jr. hier arbeitete. Mom wäre auch nicht gerade begeistert.
    Warum kümmerte ihn das? War er nicht erwachsen und konnte mit seinem Leben machen, was er wollte? Nicht ganz. Eltern besaßen einen Einfluss, der nie ganz verschwand. Jack war immer darum bemüht gewesen, es ihnen recht zu machen, ihnen zu zeigen, dass ihre Erziehung ge-fruchtet hatte und dass er die richtigen Entscheidungen traf.
    Jedenfalls so etwas in der Art. Sein Vater hatte Glück gehabt. Dessen Eltern war nie zu Ohren gekommen, was er alles gezwungen war zu tun. Ob sie damit einverstanden gewesen wären?
    Nein. Sie wären aufgebracht gewesen – wären ausgerastet
    –, wenn sie geahnt hätten, wie oft er sein Leben aufs Spiel setzen musste. Und das waren nur die Dinge, von denen sein Sohn wusste. Es gab eine Menge weißer Flecken in seiner Erinnerung, Zeiten, in denen sein Vater von zu Hause fort gewesen war und seine Mutter ihm nicht erklärt hatte, warum. Und hier saß er nun also und tat vielleicht nicht genau das Gleiche, steuerte aber verdammt sicher in 178

    die gleiche Richtung. Tja, sein Vater hatte immer gesagt, die Welt sei ein Irrenhaus, und er begann nun allmählich, das volle Ausmaß des Wahnsinns zu begreifen.

    179

Kapitel 7
Transit
    Es begann im Libanon mit einem Flug nach Zypern. Von dort aus mit KLM zum Flughafen Schiphol in den Nieder-landen und von da weiter nach Paris. In Frankreich teilten sich die 16 Männer auf acht verschiedene Hotels auf, ver-brachten einige Zeit damit, durch die Straßen zu bummeln und ihr Englisch zu trainieren – es hätte schließlich wenig Sinn gehabt, sie Französisch lernen zu lassen –, und ärger-ten sich mit der einheimischen Bevölkerung herum, deren Hilfsbereitschaft zu wünschen übrig ließ. Das Gute – aus ihrer Sicht – war, dass sich gewisse Teile der weiblichen Bevölkerung Frankreichs die allergrößte Mühe gaben, verständliches Englisch zu sprechen, und in ihrer Hilfsbereitschaft wirklich keinen Wunsch offen ließen. Gegen Bezahlung, versteht sich.
    Die Männer waren äußerlich wenig auffällig – alle Ende zwanzig, glatt rasiert, mittelgroß und von durchschnittlicher Erscheinung, allerdings überdurchschnittlich gut gekleidet. Sie verbargen ihr Unbehagen gut, auch

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