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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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grundsätzlichen Einsatzbefehle kamen jedoch von weiter oben in der Befehlskette.«
    »Und Sie haben sie nicht hinterfragt?«
    »Nein. Das tut man nicht, sofern sie nicht gerade schierer Wahnsinn sind.«
    »Und wie sieht es aus, wenn es schierer Wahnsinn wäre, etwas nicht zu tun?«, fragte Pete weiter. »Was, wenn Sie die Chance hätten, gegen Leute vorzugehen, die ein großes Zerstörungswerk planen?«
    »Dafür sind die CIA und das FBI da.«
    »Aber wenn die – warum auch immer – diese Sache nicht aus der Welt schaffen können – was dann? Lassen Sie die bösen Jungs dann erst mal weiter ihre Pläne schmieden und beschäftigen sich später mit ihnen? Das kann Sie teuer zu stehen kommen«, wandte Alexander ein. »Unser Job ist es, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, wenn die Mission mit konventionellen Methoden nicht zu erfüllen ist.«
    »Wie oft kommt das vor?« Das war Dominic, der seinem Bruder zu Hilfe kommen wollte.
    »Zunehmend häufiger.«
    »Wie oft haben Sie schon zugeschlagen?«, fragte wiederum Brian.
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    »Das brauchen Sie nicht zu wissen.«
    »Oh, wie ich diesen Satz liebe«, bemerkte Dominic grinsend.
    »Geduld, Jungs. Noch sind Sie nicht im Club«, bremste Pete sie in der Hoffnung, dass sie ihm in diesem Punkt wohlweislich nicht widersprechen würden.
    »Okay, Pete«, sagte Brian, nachdem er einen Moment nachgedacht hatte. »Wir beide haben unser Wort gegeben, dass nichts von dem, was wir hier hören, nach außen dringt. Schön und gut. Nur, wissen Sie, kaltblütiger Mord ist nun einmal nicht gerade das, was wir in der Ausbildung gelernt haben.«
    »Niemand erwartet, dass es Ihnen Spaß macht. Haben Sie drüben in Afghanistan jemals jemanden erschossen, ohne lange darüber nachzudenken?«
    »Zwei«, gestand Brian. »Auf dem Schlachtfeld geht es eben nicht zu wie bei den olympischen Spielen«, protestierte er halbherzig.
    »In der übrigen Welt auch nicht, Aldo.« Der Gesichtsausdruck des Marine besagte: Einen Punkt für Sie. »Die Welt ist nicht vollkommen, Jungs. Wenn Sie versuchen wollen, sie vollkommener zu machen, nur zu, aber das haben schon andere vor Ihnen versucht. Ich würde mich auf etwas beschränken, das sicherer und vorhersagbarer ist. Stellen Sie sich vor, jemand hätte Hitler schon, sagen wir, 1934 den Garaus gemacht oder Lenin 1915 in der Schweiz umgelegt.
    Dann wäre die Welt besser gewesen, nicht wahr? Oder vielleicht auch genauso schlecht, nur auf eine andere Art. Aber das ist nicht unsere Branche. Mit Attentaten auf Politiker haben wir nichts zu tun. Wir sind hinter den kleinen Haien her, die unschuldige Menschen umbringen und es so anstellen, dass man ihnen mit herkömmlichen Verfahren nicht das Handwerk legen kann. Das System ist nicht ideal, das weiß ich wohl. Wir alle wissen das. Aber es ist ein Ansatz, und wir werden sehen, ob er etwas bringt. Viel schlimmer, als es bereits ist, kann es ja nicht mehr werden, oder?«
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    Dominic hatte Petes Gesicht die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen. Pete hatte ihnen gerade etwas verraten, das er wahrscheinlich gar nicht verraten wollte: Der Campus beschäftigte überhaupt noch keine Killer. Sie beide würden die ersten sein. Es mussten große Hoffnungen auf ihnen ruhen. Das war eine Menge Verantwortung. Aber die ganze Sache ergab Sinn – es war offensichtlich, dass Alexander sie nicht aufgrund seiner eigenen Erlebnisse in der realen Welt unterrichtete. Unter einem Ausbilder stellte man sich normalerweise jemanden vor, der selbst auf dem betreffenden Gebiet praktische Erfahrungen gesammelt hatte. Darum waren die meisten Ausbilder an der FBI-Akademie erprobte Einsatzagenten. Sie konnten einem etwas über das Gefühl im Einsatz vor Ort vermitteln. Pete hingegen konnte ihnen nur erklären, was zu tun war. Aber warum in aller Welt hatte man ausgerechnet ihn und Aldo ausgewählt?
    »Ich verstehe, was Sie sagen wollen, Pete«, sagte Dominic.
    »Ich steige vorerst nicht aus.«
    »Ich auch nicht«, teilte Brian seinem Ausbilder mit. »Ich will nur wissen, wie die Regeln lauten.«
    Pete verriet ihnen nicht, dass sie die Regeln erst in der Praxis erarbeiten mussten. Das würde den beiden noch früh genug klar werden.
    Flughäfen sind überall auf der Welt gleich. Zur Höflichkeit angehalten, checkten die Männer alle ein, warteten in der richtigen Lounge, rauchten ihre Zigaretten in den ausge-wiesenen Raucherbereichen und lasen die Bücher, die sie am Flughafenkiosk gekauft hatten. Oder taten wenigstens so. Sie waren

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