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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sollst du alles ausführlich hören!“
    Er ging. Ich wollte eben in sein Zelt treten, als ich den Engländer im vollsten Galopp daherstürmen sah.
    „Habe soeben gehört, daß Ihr da seid, Sir“, rief er schon von weitem. „Habt Ihr gefunden?“
    „Ja; die Feinde, das Schlachtfeld und alles.“
    „Pah! Auch Ruinen mit Fowling-bull?“
    „Auch!“
    „Schön, sehr gut! Werde graben, finden und nach London schicken. Erst aber wohl kämpfen?“
    „Ja.“
    „Gut, werde fechten wie Bayard. Ich auch gefunden.“
    „Was?“
    „Seltenheit, Schrift.“
    „Wo?“
    „Loch, hier in der Nähe. Ziegelstein.“
    „Eine Schrift auf einem Ziegelstein?“
    „Yes! Keilschrift. Könnt Ihr lesen?“
    „Ein wenig.“
    „Ich nicht. Wollen sehen!“
    „Ja. Wo ist der Stein?“
    „In Zelt. Gleich holen!“
    Er ging hinein und brachte seinen kostbaren Fund zum Vorschein.
    „Hier, ansehen, lesen!“
    Der Stein war beinahe vollständig zerbröckelt, und die wenigen Keile, welche die verwitterte Inschrift noch zeigte, waren kaum mehr zu unterscheiden.
    „Nun?“ fragte Master Lindsay neugierig.
    „Wartet nur. Das ist nicht so leicht, als Ihr denkt. Ich finde nur drei Worte, die vielleicht zu entziffern wären. Sie heißen, wenn ich nicht irre: Teduda Babrut esis.“
    „Was heißt das?“
    „Zum Ruhme Babylons aufgeführt.“
    Der gute Master David Lindsay zog seinen Parallelogrammen Mund bis hinter an die Ohren.
    „Lest Ihr richtig, Sir?“
    „Ich denke es.“
    „Was daraus nehmen?“
    „Alles und nichts!“
    „Hm! Hier doch gar nicht Babylon!“
    „Was sonst?“
    „Niniveh!“
    „Meinetwegen Rio de Janeiro! Reimt Euch das Dings da selbst zusammen oder auseinander; ich habe jetzt keine Zeit dazu.“
    „Aber warum ich Euch mitgenommen?“
    „Gut! Hebt den Ziegelkloß auf, bis ich Zeit habe!“
    „Well! Was habt Ihr zu tun?“
    „Es wird gleich Sitzung sein, in der ich meine Erlebnisse zu erzählen habe.“
    „Werde auch mittun!“
    „Und übrigens muß ich vorher essen. Ich habe Hunger wie ein Bär.“
    „Auch da werde mittun!“
    Er trat mit mir in das Zelt.
    „Wie seid Ihr denn mit Eurem Arabisch fortgekommen?“
    „Miserabel! Verlange Brot – Araber bringt Stiefel; verlange Hut – Araber bringt Salz; verlange Flinte – Araber bringt Kopftuch. Schauderhaft, schrecklich! Lasse Euch nicht wieder fort!“
    Nach der Rückkehr des Scheik brauchte ich nicht lange auf das Mahl zu warten. Während desselben stellten sich die Geladenen ein. Die Pfeifen wurden angezündet, der Kaffee ging herum, und dann drängte Lindsay:
    „Anfangen, Sir! Bin neugierig.“
    Die Araber hatten wortlos und geduldig gewartet, bis mein Hunger gestillt war; dann aber begann ich:
    „Ihr habt mir eine sehr schwere Aufgabe gestellt, aber es ist mir wider alles Erwarten sehr leicht geworden, sie zu lösen. Und dabei bringe ich Euch eine so ausführliche Nachricht, wie Ihr sie sicherlich nicht erwartet habt.“
    „Rede!“ bat der Scheik.
    „Die Feinde haben ihre Rüstungen bereits vollendet. Es sind die Orte bestimmt, wo die drei Stämme sich vereinigen, und ebenso ist die Zeit angegeben, in der dies geschehen wird.“
    „Aber du hast es nicht erfahren können!“
    „Doch! Die Dschowari werden sich mit den Abu Hammed am Tage nach dem nächsten Jaum el Dschema bei den Ruinen von Khan Khernina vereinigen. Diese beiden Stämme stoßen dann am dritten Tag nach dem Jaum el Dschema zwischen dem Wirbel El Kelab und dem Ende der Kanuzaberge mit den Obeïde zusammen.“
    „Weißt du das gewiß?“
    „Ja.“
    „Von wem?“
    „Von dem Scheik der Abu Mohammed.“
    „Hast du mit ihm gesprochen?“
    „Ich war sogar in seinem Zelt.“
    „Die Abu Mohammed leben mit den Dschowari und Abu Hammed nicht in Frieden.“
    „Er sagte es. Er kannte deinen Rappen und ist dein Freund. Er wird mit dem Stamme der Alabeïden zu Hilfe kommen.“
    „Sagst du die Wahrheit?“
    „Ich sage sie.“
    Da sprangen alle Anwesenden auf und reichten sich jubelnd die Hände. Ich wurde von ihnen beinahe erdrückt. Dann mußte ich alles so ausführlich wie möglich erzählen. Ich tat es. Sie glaubten alles, nur daß ich den Löwen so ganz allein und noch dazu bei stockfinsterer Nacht erlegt haben wollte, das schienen sie sehr zu bezweifeln. Der Araber ist gewohnt, dieses Tier nur am Tag und zwar in möglichst zahlreicher Gesellschaft anzugreifen. Ich legte ihnen endlich das Fell vor.
    „Hat diese Haut ein Loch?“
    Sie besahen es höchst

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