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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Haremi (Räuber. Dieses Wort ist übrigens eine Ehrenbezeichnung bei den Beduinen) halten?“
    „Seid still! Wurde ich nicht selbst von euch angefallen?“
    „Es geschah zum Scherz, Herr!“
    „Dann treibt ihr einen gefährlichen Scherz. Wie viele Weideplätze habt ihr?“
    „Sechs.“
    „Auch auf Inseln?“
    „Ja.“
    „Auch auf der Insel, bei welcher vorhin eure jungen Männer waren?“
    „Nein.“
    „Man sagte mir doch, daß sie dort die Herden weideten! Ihr habt den Mund ganz voller Unwahrheit! Wer befindet sich auf dieser Insel?“
    Sie sahen sich verlegen an, dann antwortete der Sprecher:
    „Es sind Männer da.“
    „Was für Männer?“
    „Fremde.“
    „Wo sind sie her?“
    „Wir wissen es nicht.“
    „Wer weiß es sonst?“
    „Nur der Scheik.“
    „Wer hat diese Männer zu euch gebracht?“
    „Unsere Krieger.“
    „Eure Krieger! Und nur der Scheik weiß es, wo sie her sind? Ich sehe, daß ich von euch dreitausend Schafe verlangen muß – statt zweitausend! Oder wollt ihr nicht lieber sprechen?“
    „Herr, wir dürfen nicht!“
    „Warum nicht?“
    „Der Scheik würde uns bestrafen. Sei barmherzig mit uns!“
    „Ihr habt recht; ich will euch diese Verlegenheit ersparen.“
    Da kam es zwischen den Zelten herangetrabt; es waren die Gefangenen mit ihrer Bedeckung. Bei diesem Anblick erhob sich, ohne daß sich jemand sehen ließ, in allen Zelten ein großes Klagegeschrei. Ich stand auf.
    „Jetzt könnt ihr sehen, daß ich die Wahrheit gesprochen habe. Vierzig von euren Kriegern sind da, um das Lösegeld zu holen. Geht jetzt in die Zelte und holt alle Bewohner des Lagers hinaus vor dasselbe; es soll ihnen nichts geschehen, aber ich habe mit ihnen zu reden.“
    Es machte einige Mühe, diese Menge von Greisen, Frauen und Kindern zu versammeln. Als sie beisammen waren, trat ich zu den Gefangenen:
    „Seht ihr eure Väter, eure Mütter, Schwestern und Kinder! Sie sind in meiner Hand und ich werde sie gefangen fortführen, wenn ihr den Befehlen ungehorsam seid, die ihr jetzt erhaltet. Ihr habt sechs Weideplätze, die alle in der Nähe sind. Ich teile euch in sechs Haufen, von denen sich ein jeder unter der Aufsicht meiner Krieger nach einem der Plätze begibt, um die Tiere hierher zu treiben. In einer Stunde müssen alle Herden hier beisammen sein!“
    Wie ich gesagt hatte, so geschah es. Die Abu Hammed verteilten sich unter der Aufsicht der Haddedihn, und nur zwölf Männer behielt ich von den letzteren zurück. Bei ihnen war Halef.
    „Ich werde mich jetzt entfernen, Halef“, sagte ich ihm.
    „Wohin, Sihdi?“
    „Nach der Insel. Du wirst hier auf Ordnung sehen und dann später die Auswahl der Tiere leiten. Sorge dafür, daß diesen armen Leuten nicht bloß die besten genommen werden. Die Ausscheidung soll gerecht geschehen.“
    „Sie haben es nicht verdient, Sihdi!“
    „Aber ich will es so. Verstehst du, Halef?“
    Master Lindsay kam heran.
    „Habt Ihr gefragt, Sir?“
    „Noch nicht.“
    „Nicht vergessen, Sir!“
    „Nein. Ich habe Euch wieder einen Posten anzuvertrauen.“
    „Well! Welchen?“
    „Seht darauf, daß keine dieser Frauen entflieht!“
    „Yes!“
    „Wenn eine von ihnen Miene macht, davonzulaufen, so – – –“
    „Schieße ich sie nieder!“
    „O nein, Mylord!“
    „Was denn?“
    „So laßt Ihr sie laufen!“
    „Well, Sir!“
    Diese zwei Worte brachte er heraus, aber den Mund brachte er nicht wieder zu. Ich war übrigens fest überzeugt, daß schon der bloße Anblick von Sir David Lindsay den Frauen jede Absicht zur Flucht benehmen werde. In seinem karierten Anzug mußte er ihnen wie ein Ungeheuer vorkommen.
    Jetzt nahm ich zwei Haddedihn mit mir und schritt dem Fluß zu. Hier hatte ich die vierte Insel vor mir. Sie war lang und schmal und mit dichtem Rohr bewachsen, welches die Höhe eines Mannes weit überragte. Ich konnte kein lebendes Wesen erblicken, aber sie barg ein Geheimnis, das ich unbedingt ergründen mußte. Daß ich keinen der Abu Hammed mitgenommen hatte, war geschehen, um niemand für spätere Zeit in Schaden zu bringen.
    „Sucht nach einem Floß!“ gebot ich den beiden.
    „Wohin willst du?“
    „Nach dieser Insel.“
    „Emir, das ist nicht möglich!“
    „Warum?“
    „Siehst du nicht die reißende Strömung zu ihren beiden Seiten? Es würde jedes Floß an ihr zerschellen.“
    Der Mann hatte recht, aber dennoch hegte ich die Überzeugung, daß irgendein Verkehr zwischen dem Ufer und dieser Insel stattfinden müsse, und als ich

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