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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schwarze Pferd reitet, und sage ihm von mir, daß er dir deine Tiere geben soll. Der Scheik wird nicht zurückkehren.“
    „O Herr –!“
    „Es ist gut. Gehe und sage keinem Menschen, was wir gesprochen haben!“
    Sie ging, und auch ich begab mich wieder hinaus. Man war mit dem Abzählen der Tiere beinahe fertig geworden. Ich suchte Halef auf. Er kam, als ich ihm winkte, auf mich zugeritten.
    „Wer hat dir meinen Rappen erlaubt, Hadschi Halef Omar?“
    „Ich wollte ihn an meine Beine gewöhnen, Sihdi!“
    „Er wird sich nicht sehr vor ihnen fürchten. Höre, Halef, es wird ein Weib kommen und ein Rind und zehn Schafe zurückverlangen. Die gibst du ihr.“
    „Ich gehorche, Effendi.“
    „Höre weiter! Du nimmst drei Tachterwahns hier aus dem Lager und sattelst drei Kamele mit ihnen.“
    „Wer soll hinein kommen, Sihdi?“
    „Schau hinüber nach dem Fluß. Siehst du das Gebüsch und den Baum da rechts?“
    „Ich sehe beides.“
    „Dort liegen drei kranke Männer, welche in die Körbe kommen sollen. Gehe in das Zelt des Scheik; es ist dein mit allem, was sich darin befindet. Nimm Decken davon weg und lege sie in die Körbe, damit die Kranken weich liegen. Aber kein Mensch darf jetzt oder unterwegs erfahren, wen die Kamele tragen!“
    „Du weißt, Sihdi, daß ich alles tu, was du befiehlst; aber ich kann so viel nicht allein tun.“
    „Die drei Engländer sind dort und auch zwei Haddedihn. Sie werden dir helfen. Gib mir jetzt den Hengst; ich werde die Aufsicht wieder übernehmen.“
    Nach einer Stunde waren wir mit allem fertig. Während alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf die Herden gerichtet hatten, war es Halef gelungen, die Kranken unbemerkt auf die Kamele zu bringen. Die ganze, lange Tierkarawane stand zum Abzug bereit. Jetzt suchte ich nach dem jungen Menschen, welcher mich heute mit seiner Keule bewillkommnet hatte. Ich sah ihn inmitten seiner Kameraden stehen und ritt zu ihm heran. Lindsay stand mit seinen Dienern ganz in der Nähe.
    „Sir David Lindsay, habt Ihr oder Eure Diener nicht so etwas wie eine Schnur bei Euch?“
    „Denke, daß hier viele Stricke sind.“
    Er trat zu den wenigen Pferden, welche dem Stamm gelassen werden sollten. Sie waren mit Leinen an die Zeltstangen gebunden. Mit einigen Schnitten löste er mehrere dieser Leinen ab. Dann kam er zurück.
    „Seht Ihr den braunen Burschen da, Sir David?“
    Ich gab ihm mit den Augen einen verstohlenen Wink.
    „Sehe ihn, Sir.“
    „Diesen übergebe ich Euch. Er hatte die drei Unglücklichen zu beaufsichtigen und soll deshalb mit uns gehen. Bindet ihm die Hände sehr fest auf den Rücken und befestigt dann den Strick an Eurem Sattel oder an dem Steigbügel; er mag ein wenig laufen lernen.“
    „Yes, Sir! Sehr schön!“
    „Er bekommt weder zu essen noch zu trinken, bis wir das Wadi Deradsch erreichen.“
    „Hat es verdient!“
    „Ihr bewacht ihn. Wenn er Euch entkommt, so sind wir geschiedene Leute, und Ihr mögt sehen, wo Fowling-bulls zu finden sind!“
    „Werde ihn festhalten. Beim Nachtlager eingraben!“
    „Vorwärts also!“
    Der Engländer trat zu dem Jüngling heran und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    „I have the honour, Mylord! Mitgehen, Galgenstrick!“
    Er hielt ihn fest, und die beiden Diener banden ihm kunstgerecht die Hände. Der Jüngling war im ersten Augenblick verblüfft, dann aber drehte er sich zu mir herum.
    „Was soll das sein, Emir?“
    „Du wirst mit uns gehen.“
    „Ich bin kein Gefangener, ich bleibe hier!“
    Da drängte sich ein altes Weib herbei.
    „Allah kerihm, Emir! Was willst du mit meinem Sohn tun?“
    „Er wird uns begleiten.“
    „Er? Der Stern meines Alters, der Ruhm seiner Gespielen, der Stolz seines Stammes? Was hat er getan, daß du ihn bindest wie einen Mörder, den die Blutrache ereilt?“
    „Schnell, Sir! Bindet ihn an das Pferd und dann vorwärts!“
    Sofort gab ich das Zeichen zum Aufbruch und ritt davon. Ich hatte erst Mitleid mit dem so schwer bestraften Stamm gehabt, jetzt aber widerte mich jedes Gesicht desselben an, und als wir das Lager und das Wehegeheul hinter uns hatten, war es mir, als ob ich aus einer Räuberhöhle entronnen sei.
    Halef hatte sich mit seinen drei Kamelen an die Spitze des Zuges gestellt. Ich ritt zu ihm heran.
    „Liegen sie bequem?“
    „Wie auf dem Diwan des Padischah, Sihdi.“
    „Haben sie gegessen?“
    „Nein, Milch getrunken.“
    „Um so besser. Können sie reden?“
    „Sie haben nur einzelne Worte gesprochen, aber in einer

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