12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
Sicherheitsschleuse am Flughafen gekriegt, so war unsere Überlegung. Außerdem hatte das FBI alle Passagierlisten auf die Namen Julie Martine und Carlos Manoso hin überprüft und nichts gefunden.«
»Wenn er sich deine Identität zugelegt hat, dann kann er sich auch noch andere zulegen.«
»Als Silvio das Konto von RangeManoso überprüfte, sind noch zwei weitere falsche Identitäten aufgetaucht. Er hat früher schon mal Rechnungen mit Karten bezahlt, die auf Steve Scullen und Dale Small ausgestellt waren. Silvio hat die Passagierlisten noch auf diese beiden Namen hin abgegrast, aber da war auch nichts zu holen.«
»Und in die Verbrecherszene von Miami führen auch keine Spuren?«
»Miami ist gestorben. Julie wurde mit einem gestohlenen Wagen entführt, der zwei Straßen entfernt vom Tatort gefunden wurde. Die Polizei hat eine Fahndung herausgegeben und bearbeitet die eingehenden Anrufe.«
»Es wissen nicht viele Leute, dass du eine Tochter hast, jedenfalls ist das mein Eindruck.«
»Du und Tank und einige Verwandte.«
»Und Julies Mutter und Stiefvater.«
»Rachel und Ron arbeiten mit den Fahndern in Miami zusammen. Sie versuchen, alle Personen aufzuspüren, die über mich Bescheid wissen. Sie haben nie verheimlicht, dass Ron Julies Stiefvater ist, aber sie haben es auch nicht an die große Glocke gehängt. Julie wusste es natürlich. Mein Name steht auf ihrer Geburtsurkunde. Ron hat sie adoptiert, und sie selbst hat sich immer als Julie Martine gesehen.«
»Tut dir das nicht weh?«
»Es würde mir weh tun, wenn Julie unglücklich wäre. Aber Rachel und Ron sind gute Eltern. Rachel ist ein nettes katholisches Mädchen, mit dem ich mal eine Nacht verbracht habe. Damals war ich noch beim Militär. Ich war auf Heimaturlaub, und Rachel wurde prompt schwanger. Ich habe sie geheiratet und dem Kind meinen Namen gegeben. Nach der Geburt haben wir uns dann gleich scheiden lassen. Ich lasse mich nur blicken, wenn Rachel es will.«
»Wollte sie nicht, dass du bei ihr bleibst?«
»Das kam für uns beide nie in Frage.«
Wir fuhren auf der Route 1, Richtung Norden. Es war Sonntagmorgen, nur wenig Verkehr. Ich hatte mein übliches Outfit an, Jeans und T-Shirt. Ranger trug Gangkleidung.
»Nach deinen Klamotten zu urteilen, hätte ich gedacht, dass wir heute das Ghetto sondieren.«
»Richtig geraten.«
Seine Jeans saßen locker, aber hingen ihm nicht halb übern Hintern. »Meinst du, du kannst in der Hose noch mithalten?«
»Für heute muss es mal reichen. Mit Hosen, die dir um die Knie schlackern, kann man schlecht hinter jemandem herrennen.«
Allerdings. Ich war sogar schon hinter Männern hergerannt, die ihre Hosen unterwegs verloren hatten.
»Und für die harte Gangkleidung bin ich etwas zu alt. Dies ist eher die Gap-Version«, sagte Ranger. »Eigentlich habe ich nicht vor, aus dem Wagen auszusteigen. Aber sollte es doch nötig sein, möchte ich wenigstens nicht auffallen.«
Ranger wechselte auf den Turnpike und nahm die Ausfahrt Newark. Als New Jersey seinen Beinamen Garden State erhielt, hatte man dabei nicht an Newark gedacht. Das Viertel, durch das wir kurvten, war in jeder Hinsicht trostlos. Wenn ich nicht in Begleitung von Ranger, sondern jemand anderem gewesen wäre, hätte ich sicher auf der Stelle kehrtgemacht.
»Irgendwie kriegt man hier Schiss«, sagte ich, mit Blick auf die Graffiti, die Abbruchhäuser, die mürrischen Gesichter der Kids, die auf den Straßen herumlungerten.
»Ich bin hier aufgewachsen«, sagte Ranger. »Es hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht viel verändert.«
»Warst du auch wie die Kids da drüben an der Straßenecke?«
Ranger sah zu der Gruppe Teenager. »Zum Schluss ja. Als Kind war ich schmächtig und gehörte nirgendwo dazu. Deswegen habe ich mich oft geprügelt. Für die Schwarzen war meine Hautfarbe zu hell, und für die Kubaner zu dunkel. Außerdem hatte ich glattes braunes Haar, damit sah ich aus wie ein Mädchen.«
»Wie schrecklich.«
Ranger zuckte die Achseln. »Ich stellte fest, dass ich eine Schlägerei überleben kann. Ich lernte, schnell zu reagieren, mir den Rücken freizuhalten und mit schmutzigen Tricks zu kämpfen.«
»Alles nützliche Fähigkeiten«, sagte ich.
»Für Straßengangster und Kopfgeldjäger.«
»Hast du nicht eine Zeitlang auch in Miami gelebt?«
»Als Vierzehnjähriger wurde ich wegen Autodiebstahls verhaftet und musste für einige Zeit in den Jugendknast. Als ich wieder rauskam, schickten mich meine Eltern zu meiner Oma
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