12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
nach Miami. In Miami bin ich auf die Highschool gegangen. Dann bin ich zurück nach New Jersey, ein Abstecher aufs College, und dann erst wieder richtig hierher, als ich aus der Armee entlassen wurde.«
Wir fanden einen Parkplatz vor einem Lebensmittelgeschäft. »Meine Eltern wohnen eine Straße weiter«, sagte Ranger. »Eigentlich ist dieses Viertel hier gar nicht so schlimm. Es ist so etwas wie die kubanische Variante von Burg. Das Problem ist, dass man durch eine ziemlich miese Gegend hindurchmuss, um überhaupt irgendwohin zu kommen, einschließlich Schule.«
Ranger klemmte ein kleines Gerät an meinen Hosenbund. »Ein Notsender für den Panikalarm. Einfach drücken, wenn es Probleme gibt. Ich komme sofort. Nimm das Foto, das du aus meinem Computer gezogen hast, und frag herum, ob jemand den Mann kennt. Es muss irgendeine Beziehung zu mir geben.«
»Die Schilder sind alle auf Spanisch. Verstehen mich die Leute hier überhaupt?«
»Hier spricht jeder Englisch. Außer meiner Oma Rosa, aber der wollen wir möglichst aus dem Weg gehen.«
Ich ließ Ranger in seinem SUV sitzen und betrat mit dem Foto in der Hand das Lebensmittelgeschäft, ein typischer Eckladen, Familienbetrieb. Hinter einer Glasvitrine, gefüllt mit Würstchen, Schweinebraten und Hühnerschenkeln, stand ein Metzger. Regale mit Reissäcken, Gewürzen, Cornflakes, Konserven. Körbe mit Obst und Gemüse. Noch mehr Regale mit Broten und eingepackten Kuchen und Plätzchen.
An der Kasse saß eine Frau mittleren Alters. Ich wartete, bis sie einer Kundin das Restgeld herausgegeben hatte, dann stellte ich mich vor.
»Ich suche diesen Mann«, sagte ich und hielt ihr das Foto hin. »Kennen Sie ihn?«
»Ja, den kenne ich«, sagte die Frau hinter der Theke. »Das ist Carlos Manoso.«
»Nein«, sagte ich. »Carlos kenne ich. Der auf dem Foto ist jemand anders.«
Ich zeigte das Bild dem Metzger und einer Kundin, die darauf wartete, dass ein Stück Schweinefleisch für sie entbeint wurde. Beide dachten, es wäre Carlos Manoso, der Mann, der von der Polizei gesucht wurde. Sie hätten ein Bild von ihm im Fernsehen gesehen.
Es war fast Mittag, als ich zu dem grünen Explorer zurückkehrte. Die Sonne hatte mir die Nase verbrannt, und Schweiß lief mir in Strömen das Brustbein hinunter.
»Nichts«, sagte ich zu Ranger. »Die denken alle, dass du der Mann auf dem Foto bist.«
Ranger sah sich das Bild noch mal an. »Ich sollte wieder mehr trainieren.«
»Es ist nicht der Körper. Es sind eher die Kleidung und das Gesicht. Der Kerl hat dich genau beobachtet. Er hat seine Kleidung angepasst. Und sich die Haare so schneiden lassen wie du. Schwer zu sagen, nach dem Foto, ob er auch die gleiche Hautfarbe hat oder ob er mit Schminke ein bisschen nachgeholfen hat, um deinen Ton hinzukriegen.«
»Es ist jetzt schon der dritte Tag, und ich habe immer noch nichts erreicht«, sagte Ranger. »Wir haben in Miami wirklich gründliche Arbeit geleistet, hauptsächlich mit Verwandten und Nachbarn gesprochen. Irgendwie muss er mich gekannt haben. Zumindest muss er mit jemandem aus meinem Bekanntenkreis so eng befreundet gewesen sein, dass er von Julies Existenz wusste.«
»Ist das dein erster Versuch hier, in deinem alten Viertel?«
»Wir haben uns direkt an Verwandte und Freunde gewandt. Jetzt grasen wir zum ersten Mal ein ganzes Viertel ab. Und das hier ist das einzige Viertel, wo er sich Informationen über Julie besorgt haben kann. Sie müssen von einem meiner Verwandten stammen. In Trenton weiß niemand, dass ich ein Kind habe.«
»Na gut. Dann ist also die Verbindung zur Familie Ranger eine Sackgasse. Schlagen wir eine andere Richtung ein! Der Mann hat Carmen Cruz aus Springfield, Virginia geheiratet, und er hat in Arlington ein Büro angemietet. Es könnte doch sein, dass er von da stammt. Vielleicht nicht direkt aus Arlington, aber aus der näheren Umgebung. Wir könnten uns mal Carmens Eltern vorknöpfen.«
Ranger gab Gas und rief unterwegs Tank an. »Schick mal Carmen Cruz aus Springfield, Virginia, durch den Computer, und bring Stephanie und mich zum Zug von Newark nach Virginia! Ich reise als Marc Pardo.«
»Eine gestohlene Identität?«, fragte ich ihn.
»Nein. Die gehört mir.«
»Sollen wir nicht fliegen? Es wäre schneller.«
»Im Flugzeug darf man keine Waffe mitführen.«
Ranger ließ den grünen SUV auf dem Parkplatz des Bahnhofs stehen. Ich wünschte dem Wägelchen viel Glück. Einer von Rangers Leuten sollte ihn abholen, aber ich gab ihm
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