12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
aus wie eine Polizistin«, sagte Joyce zu Meri. »Waren Sie früher mal bei der Polizei?«
»Nein«, sagte Meri. »Aber mein Vater war bei der Polizei.«
Joyce wandte sich wieder Connie zu. »Ich will mein Geld haben. Das ist doch so gut wie eine Empfangsbestätigung, oder?«
Connie stellte Joyce einen Scheck aus, und Joyce steckte ihn in die Tasche ihrer schwarzen Lederhose.
»Ist die Hose nicht ein bisschen zu warm?«, fragte Meri.
»Das gehört eben dazu«, sagte Joyce. »Wer sagt außerdem, dass Kopfgeldjäger auf schwarze Lederklamotten stehen? Und tschüsschen, Ladys. Ich habe ein Date mit einem schweren Jungen.«
»Wahrscheinlich ist das mein Problem«, sagte Lula, nachdem Joyce das Büro verlassen hatte. »Ich sehe nicht aus wie eine Kopfgeldjägerin. Aber in solchen Hosen würde ich schwitzen wie ein Schwein.«
»Ich habe noch was zu erledigen«, sagte ich. »Ich wollte nur kurz vorbeischauen. Ich bin in einer Stunde wieder da, dann nehmen wir uns Charles Chin vor.«
Lula begleitete mich zum Wagen. »Das war dieser verrückte Ranger-Komparse, der dir die Blumen geschickt hat, oder?«, fragte sie.
»Ja. Und heute Morgen hat er auf meinen Anrufbeantworter gesprochen.«
»Was war eigentlich los im Beerdigungsinstitut? Wir sind durch den Hinterausgang raus, aber Meri sagte, sie hätte gesehen, wie du in Ohnmacht gefallen bist. Danach hätten sie alle Ausgänge dichtgemacht und die Leute nur einzeln rausgelassen. Die haben nach dem verrückten Ranger-Doppelgänger gesucht, oder?«
»Irgendwie hat er sich im Foyer von hinten an mich herangeschlichen. Wir haben uns kurz unterhalten, dann hat er mir mit dem Elektroschocker einen übergezogen.«
»Hast du ihn gesehen?«
»Ja. Es ist seltsam. Wenn man ihm zum ersten Mal gegenübersteht, denkt man, es ist Ranger. Erst wenn man genauer hinguckt, merkt man, dass er es nicht ist. Und von der Seite und von hinten sieht er ihm offenbar überhaupt nicht ähnlich. Morelli und Tank waren beide in meiner Nähe, und beide haben ihn nicht erkannt.«
»Sei vorsichtig«, sagte Lula. »Du darfst nicht alleine losziehen. Soll ich nicht lieber mitkommen?«
»Danke. Aber ich stehe unter der Beobachtung von Range-Man. Es geht schon.«
Lula ging zurück ins Büro. Ich stieg in den Mini, verriegelte die Tür und rief Morelli mit dem Handy an.
»Wie läuft es so?«, fragte ich »Bob vermisst dich.«
»Logisch! Was steht bei dir heute auf der Tagesordnung?«
»Ich bin gerade mit einem Bandenkrieg beschäftigt. Mit der Bundespolizei und RangeMan und den versprengten Kopfgeldjägern sind so viele verschiedene Leute an dem Carmen-Manoso-Mord dran, da kann man schon mal den Überblick verlieren.«
»Die versprengten Kopfgeldjäger sind ein Problem. Die stiften nur noch mehr Verwirrung.«
»Ranger sorgt dafür, dass wir sie loswerden«, sagte Morelli. »Aber die sind wie die Lemminge. Die kann man sackweise ersäufen, immer kommen doppelt so viele nach.«
»Mich hat heute ein alter Freund angerufen. Ich war gerade nicht zu Hause, aber er hat eine Nachricht auf dem Beantworter hinterlassen. Und dann hat er mir noch Blumen ins Büro geschickt.«
»Willst du etwa mit ihm ausgehen?«
»Bisher habe ich noch nichts vor. Wenn ich es mir anders überlegen sollte, bist du der Erste, der es erfährt.«
»Dafür wäre ich dir dankbar«, sagte Morelli.
»Im Büro haben alle gedacht, die Blumen wären von dir. Weil du vielleicht gemein zu mir warst.«
»Und du? Hast du auch gedacht, die wären von mir?«
»Nein. Du würdest keine Blumen zur Versöhnung schicken. Bei dir gäbe es eine Versöhnungspizza mit Bier.«
Ranger saß am Esstisch und starrte auf den Computerschirm. »Tank ist gestern Abend aufgefallen, dass Überwachungskameras in dem Beerdigungsinstitut installiert sind. Das ist üblich wegen der Versicherung. Die Kameras sind nicht mit Bildschirmen verbunden. Sie zeichnen nur auf, für den Fall, dass jemand Anzeige wegen Fahrlässigkeit erstattet. Eine der Videokameras könnte ja vielleicht auch Scrog erwischt haben. Deswegen haben wir gestern Abend die Speicherkarten aus den Kameras ausgebaut und sind seitdem dabei, sie zu sichten.«
»Weiß Dave, dass ihr die Karten entfernt habt?«
»Dave wirkte irgendwie müde. Wir wollten ihn nicht stören.«
»Erstaunlich, dass ihr euch nicht mit dem FBI um den Zugang zu den Kameras kloppen musstet.«
»Die Leute vom FBI müssen sich an die Regeln halten. Außerdem haben sie nicht die Spezialisten, über die wir
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