12 Stunden Angst
Rand ihres riesigen Grundstücks zu verschönern.
»Ich setze ein paar Kapuziner in dieses Beet, Laurel!«, rief Bonnie ihr zu. »Was machen Sie?«
Ich suche einen positiven Schwangerschaftstest, bevor mein Mann ihn findet. »Ich dachte, ich hätte den Rasensprenger angelassen«, rief Laurel zurück.
»Na, das würde Ihre Wasserrechnung ganz schön in die Höhe treiben«, sagte Bonnie, erhob sich und kam zu Laurel.
Laurel spürte, wie Panik in ihr aufstieg. Und als wären ihre Sorgen nicht schon groß genug, kam nun auch Christy auf derverzweifelten Suche nach einem Spielpartner um die Hausecke geflitzt. Wenn Laurel jetzt die Tüte aus dem Strauch zog, würde der Welsh Corgi sie ihr womöglich aus der Hand reißen. Übertrieben besorgt blickte Laurel an ihrer eigenen Hecke entlang; dann winkte sie Mrs. Elfman zu. »Ich glaube, ich habe den Rasensprenger doch abgedreht. Ich muss mich beeilen, Bonnie. Die Kinder sitzen im Wagen und warten.«
»Ich schaue nach Ihrem Rasensprenger und drehe ihn notfalls ab«, versprach Bonnie.
Laurel schlug das Herz bis zum Hals. »Machen Sie sich keine Mühe, Bonnie. Ich dachte, ich hätte ihn hier draußen stehen lassen, aber eben ist mir eingefallen, dass ich ihn ins Gartenhaus zurückgebracht habe. Passen Sie lieber auf, dass Sie sich nicht überhitzen. Es ist schon sehr warm für April.«
»Keine Sorge, bald gibt’s Regen«, entgegnete Bonnie mit der Zuversicht eines alten Orakels. »Und es wird sich merklich abkühlen. Bis Sie von der Schule zurück sind, brauchen Sie eine Jacke.«
Laurel blickte hinauf zum strahlend blauen, wolkenlosen Himmel. »Wenn Sie meinen. Bis später dann.«
Bonnie schien wenig erfreut über Laurels hastigen Rückzug. Das alte Klatschmaul hätte lieber ein ausgiebiges Schwätzchen mit ihr gehalten. Laurel wusste aus alter Erfahrung, dass Bonnie Elfman genauso schnell Geschichten über sie weitererzählte, wie sie ihr Geschichten über andere anvertraute.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße«, fluchte Laurel unterdrückt auf dem Rückweg zur Garage. Die Tüte musste bis nach der Schule warten. Christy trottete hinter ihr her – der Hund war also kein Problem. Doch Mrs. Elfman würde nicht so bald verschwinden. Laurel betete insgeheim, dass dieses neugierige alte Klatschmaul auf seinem Grundstück blieb, bis die Schule zu Ende war.
2
L aurel steuerte ihren Acura bis vor den Eingang der Schule, beugte sich zur Seite und küsste Beth auf die Wange. Mrs. Lacey hatte an diesem Morgen Türdienst und half Beth beim Aussteigen, während Grant vom Rücksitz sprang wie ein aus dem Zookäfig flüchtender Affe, um ins Schulgebäude zu flitzen und seine Freunde zu suchen.
Nachdem Mrs. Lacey Beth durch die Tür begleitet hatte, fuhr Laurel um das Schulgebäude herum und parkte auf ihrem reservierten Platz neben der Sonderschule. Es war ein kleines Backsteingebäude mit zwei Klassenzimmern, Gemeinschaftstoilette und einem Büro, doch es war besser als gar nichts – und die Athens Country Day hatte in den letzten fünfzig Jahren keinen Finger gerührt und keinen Cent lockergemacht. Erst die großzügige Schenkung eines einheimischen Geologen hatte den Bau der Schule ermöglicht. Der Mann hatte eine geistig behinderte Nichte in New Orleans und wusste um die Notwendigkeit solcher Einrichtungen.
Laurel blickte auf ihr Notebook und ihre Handtasche, die während der Fahrt zu Beth’ Füßen gelegen hatten, griff aber nicht danach. Der Motor des Wagens lief noch, und sie machte keine Anstalten, ihn abzustellen. Sie war nicht sicher, ob sie heute die Kraft aufbringen würde, den Tag durchzustehen. Ihre Schüler konnten schon anstrengend genug sein, doch heute war Elternsprechtag, und ihren ersten Termin hatte sie ausgerechnet mit der Frau ihres ehemaligen Liebhabers.
Die Aussicht, Starlette McDavitt gegenüberzutreten – die Ehefrau des Mannes, der sie vermutlich geschwängert hatte –, erschien Laurel fast unerträglich. Wäre Starlette nicht der erste Termin gewesen, hätte sie ihn abgesagt. Aber dafür war es zu spät.
Sie merkte erst, dass sie weinte, als sie die Tränen auf der Zunge schmeckte. Es lag nicht am bevorstehenden Treffen, wurde ihr bewusst. Es lag vielmehr daran, dass sie nicht mitSicherheit wusste, wer der Vater des Kindes war. Die Chancen standen gut, dass es Danny war. Sie hatten ihre Affäre vor fünf Wochen beendet, doch in den drei Wochen davor – den drei Wochen nach Laurels letzter Periode – hatten sie sich wenigstens ein Dutzend Mal
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