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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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verschwinden. Heb achttausend Dollar von deinem Konto ab und setz dich in den Wagen. Sag den Bankangestellten, du würdest dir einen neuen Gebrauchtwagen kaufen, und der Verkäufer will Bargeld. Wenn es hier heikel wird, rufe ich dich auf dem Handy an. Falls das passiert, fährst du in Baton Rouge zum Flughafen und steigst in eine Maschine nach Cancún. Es ist ganz egal, was es kostet, steig einfach ein. Hast du verstanden?«
    Nell nickte, doch sie war den Tränen nahe. »Was ist mit Dr. Shields?«
    »Keine Sorge, ihm wird nichts geschehen. Mach dir wegen Warren Shields keine Gedanken. Kyle ist auf dem Weg zu ihm, um das aus dem Haus zu holen, was er ihm untergeschoben hat.«
    »Ehrenwort?«
    »Ich habe ihm eine Heidenangst eingejagt, glaub mir. Das Zeug liegt wahrscheinlich schon irgendwo in einer Mülltonne.«
    Nell wischte sich die Tränen ab, doch es kamen prompt neue.
    »Ich muss dich aber warnen«, sagte Vida. »Vielleicht lauert Ärger im Paradies.«
    »Was meinst du damit?«
    »Kyle glaubt, dass Shields und seine Frau eheliche Probleme haben. Wäre es möglich, dass du mit ein Grund dafür bist?«
    »Um Gottes willen, nein!«, protestierte Nell und wünschte sich zugleich, es wäre wahr. »Ganz bestimmt nicht! «
    Warren stand stocksteif im Foyer, die linke Hand um Laurels Handgelenk geklammert, die rechte Hand um den Griff des Revolvers. Die Türglocke ging erneut, inzwischen zum sechsten Mal. Auster hatte offensichtlich die Wagen in der Auffahrt gesehen und hatte nicht die Absicht, unverrichteter Dinge wieder zu fahren. Laurel wunderte sich, warum Warren nicht einfach die Tür öffnete.
    Bis sie den Grund dafür sah.
    Vom Schloss her ertönte ein leises Kratzen; dann drehte sich der Riegel und schnappte zurück. Warren schob Laurel gegen die Wand, sodass sie sich hinter der Tür befanden, sobald sie sich öffnete. Als Nächstes drehte sich das Schloss im Türknauf, und die Tür öffnete sich vielleicht dreißig Zentimeter weit. Kyle Auster schob den Kopf durch den Spalt und spähte in Richtung der Treppe.
    Warren drückte ihm den Lauf des Revolvers an die Schläfe. »Nur hereinspaziert, Partner«, sagte Warren leise. »Und keine Mätzchen.«
    Auster kam mit erhobenen Händen und geweiteten Augen ins Haus. Hätte er nicht zuerst den Kopf hereingesteckt, Laurel hätte ihn vermutlich nicht erkannt. Er trug Sachen, die aussahen, als stammten sie aus dem Laden der Heilsarmee. Und er stank.
    »Was für Lumpen haben Sie an?«, wollte Warren wissen. »Das ist ja widerlich.«
    »Das ist mein neuer Look«, erwiderte Auster, doch die Angst in seiner Stimme machte jeden Versuch zunichte, unbekümmert zu klingen.
    Warren musterte ihn ein paar Sekunden lang. »Es ist eine Verkleidung, habe ich recht?«, fragte er dann.
    Auster nickte. Er hielt den Blick gesenkt.
    »Hatten Sie darüber nachgedacht, doch auf Laurels Angebot einzugehen?«
    »Verdammt, nein!«, entgegnete Auster, wobei er langsam die Hände herunternahm. »Deshalb bin ich nicht hier. Ich wusste gleich, dass das nur ein dummer Witz war.«
    »Trotzdem haben Sie einen Schlüssel zu unserem Haus, wie?«
    »Sie selbst haben ihn mir gegeben. Erinnern Sie sich nicht? Ich habe mich um Ihren Hund gekümmert, als Sie alle auf die Bahamas geflogen sind.«
    Warren dachte kurz nach. »Sie haben den Schlüssel zurückgegeben«, sagte er dann.
    »Ich habe einen Zweitschlüssel anfertigen lassen. Für den Fall, dass ich das Original verliere. Sie wissen, dass ich ständig meine Schlüssel verliere. Ich wollte nicht, dass der Hund Ihrer Kinder verhungert, weil ich den Schlüssel verlegt habe.«
    Warren sah Laurel an. »Er ist ein zwanghafter Lügner. Wusstest du das? Ich habe ihn Patienten anlügen hören, Pharmareferenten, andere Ärzte … selbst dann, wenn es gar nicht nötig war. Es ist wie eine Sucht.«
    Auster hörte ihm gar nicht zu. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Revolver. »Warren, was soll die Kanone?«
    »Ich suche Antworten, die der Wahrheit entsprechen. Die Waffe hilft mir dabei.«
    Bis jetzt hat sie dir nicht geholfen, dachte Laurel.
    Auster blickte ihm fest in die Augen. »Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber haben Sie den Verstand verloren? So ein Theater ist nicht nötig! Wir alle sind schließlich Freunde, oder nicht?«
    »Ich habe den Verstand an dem Tag verloren, an dem ich beschlossen habe, für Sie zu arbeiten«, sagte Warren mit nüchterner Stimme. »Nur dass ich es damals noch nicht wusste. Nicht wissen konnte.«
    »Kommen Sie, Mann.

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