12 Stunden Angst
schon, weil die meisten Patienten zu mir wollen. Sie wissen, dass Sie mich auf diesem Gebiet niemals schlagen können. Was also tun Sie? Sie machen sich an Laurel heran. Vielleicht ist sie meine Schwachstelle. Wenn Sie meine Frau vögeln,ist die Welt wieder in Ordnung. So funktioniert Ihr Verstand. Ist es nicht so?«
Austers Gesicht brannte. »Jesses, Mann, kommen Sie runter. Oder gehen Sie zu einem Therapeuten. Ich denke nicht im Traum daran, mich mit Typen wie Ihnen vergleichen zu wollen, außer beim Einkommen. Das ist mein Gebiet. Ich bin ein Arzt, den man kaufen kann. Die ›Ärzte Ohne Grenzen‹-Tour überlasse ich Ihnen.«
»Was machen diese Schuldverschreibungen in meinem Haus?«, fragte Warren hartnäckig.
In Auster ging eine Veränderung vor. Die jungenhafte Fassade fiel von ihm ab; dahinter kam ein müder, ausgebrannter Mann zum Vorschein. »Wir haben ein Depot gebraucht. Ein sicheres Versteck.«
»Wir?«
»Vida und ich. Es war ihre Idee. Wer würde schon auf den Gedanken kommen, Ihr Haus zu durchsuchen?«
»Die Betrugsabteilung von Medicaid zum Beispiel.«
»Deshalb bin ich hier. Heute ist der Tag der Abrechnung, Partner. Ich bin hergekommen, um die belastenden Materialien mitzunehmen, damit Ihnen und Ihrer Familie nichts passiert. Anschließend können Sie beide ihr kleines Tête-à-tête weiterführen.«
Laurel überraschte sich selbst, indem sie sich einmischte. »Was genau hat das überhaupt zu bedeuten? Was habt ihr beide in der Praxis angestellt?«
»Frag ihn«, empfahl Warren. »Obwohl es eigentlich überflüssig ist, nicht wahr? Du weißt es längst. Du stellst dich dumm, genau wie er.«
»Hör endlich damit auf!«, fuhr Laurel ihn an. »Ich weiß überhaupt nichts, und ich bin es leid, dass niemand mir etwas erzählen will! In was für Schwierigkeiten habt ihr Genies uns geritten?«
Warren drehte sich zu Auster um. »Sie hat ein heimliches E-Mail-Konto bei Hotmail und weigert sich, mir das Passwort zu verraten. Ich habe ein spezielles Programm heruntergeladen,um ihren Account zu knacken. Sollte sich herausstellen, dass Sie nicht ihr heimlicher Brieffreund sind, können Sie gehen.«
Statt ihn zu beruhigen, brachten Warrens Worte Kyle Auster an den Rand eines Schlaganfalls. »Wollen Sie mich verscheißern? Das kann ja noch die ganze Nacht dauern! Die Cops sind vielleicht in fünf Minuten hier! Mit Handschellen!«
Warren blieb ungerührt, trotz Austers offensichtlicher Panik. »Dann haben Sie eben Pech gehabt – es sei denn, das Programm ist vorher fertig.«
»Geben Sie ihm das Passwort!«, herrschte Auster Laurel an.
Warrens Augen blitzten interessiert.
»Geben Sie es ihm, verdammt noch mal!«, brüllte Auster. »Es geht hier um mein Leben!«
Und um meins, du Bastard. Und um das Leben von jemandem, den ich wirklich liebe. »Ich habe das Passwort längst vergessen«, sagte Laurel. »Warren leidet an Verfolgungswahn.«
Warren beobachtete Auster ununterbrochen, während er einzuschätzen versuchte, ob sein Partner aufrichtig war oder nicht. Schließlich ging er ohne ein Wort zum Tisch, nahm den Liebesbrief von Danny und hielt ihn Auster unter die Nase. »Sollten Sie sich langweilen, habe ich hier ein bisschen Lesestoff, mit dem Sie sich die Zeit vertreiben können.«
Auster nahm den Brief entgegen wie jemand, dem von einem Hare-Krishna-Jünger Lektüre aufgezwungen wird. Er überflog ihn rasch; dann blickte er von Laurel zu Warren. »Sie wissen, dass ich diesen Schwachsinn nicht geschrieben habe, Warren.«
»Ach ja? Weiß ich das?«
»Dieser ganze bescheuerte ›Ich kann ohne dich nicht leben‹-Quatsch? Machen Sie Witze? Gerade Sie sollten wissen, dass ich mir so was nicht mal ausdenken könnte, geschweige denn schreiben. Meine Briefe lesen sich wie Beiträge aus dem Penthouse -Forum.«
»Vielleicht nur so lange, bis Sie sich in meine Frau verliebt haben.«
Auster lief dunkelrot an. Er machte den Eindruck eines Mannes, der unschuldig ins Gefängnis gesteckt werden soll.
»Abgesehen davon«, fuhr Warren fort, »habe ich vor Kurzem herausgefunden, dass meine schüchterne Gemahlin möglicherweise ein Fan des Penthouse -Forums ist. Zumindest ist sie süchtig nach Pornos.«
»Das ist Irrsinn …«, murmelte Laurel.
Auster fuchtelte mit dem Brief unter Warrens Nase herum. »Das ist nicht meine Handschrift! Nicht mal annähernd.«
»Wissen Sie, wessen Schrift das ist?«
»Woher denn? Es sind Druckbuchstaben! Jeder könnte es geschrieben haben. Oder niemand. Ich kenne keine
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