12 Stunden Angst
dass sie in der Schule ist.«
Warren blickte auf. »Sie dachten, Laurel wäre in der Schule, als sie bei Ihnen anrief und eine schnelle Nummer vorschlug?«
»Ich wollte sagen … ich dachte, sie ist wieder zurück.«
»Wir haben nach drei.«
Auster konnte nicht verbergen, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. »Hören Sie, Warren, ich habe keine Ahnung, was hier vor sich geht, und ich will es auch gar nicht wissen, okay? Sie und Ihre Frau haben eheliche Meinungsverschiedenheiten? Meinetwegen, das habe ich auch schon hinter mir. Hat jeder. Aber ich habe nichts mit Ihren Problemen zu schaffen, absolut nichts. Gott sei Dank, möchte ich hinzufügen.«
Warren trat einen Schritt auf Auster zu, den Revolver im Anschlag an der Hüfte. »Ich bin mir da gar nicht so sicher, Kumpel. Gar nicht.«
»Warum nicht?«
»Was geht in der Praxis vor, Kyle? Nell hat gesagt, Ermittler von Medicaid wären auf dem Weg zu uns?«
Auster verzog wütend das Gesicht. »Sie wissen ja, wie die Regierung ist. Ständig muss sie sich einmischen. Die Bürokraten verlangen sechs Formulare für jeden Patienten und werden stinksauer, wenn man ihnen ihren Willen nicht erfüllt.«
»Hören Sie auf, mir Lügen unterzuschieben, Kyle. Ich weiß, warum sie kommen. Aber ich habe das Gefühl, dass es noch viel schlimmer ist, als ich bis jetzt in Erfahrung gebracht habe.Was haben Sie angestellt, außer falsche Abrechnungen einzureichen?«
»Nichts! Nichts Illegales jedenfalls. Es ist nur … sie stimmen mir nicht zu, was gewisse Untersuchungen und Behandlungen gewisser Patienten angeht. Sie wissen selbst, wie das ist. Es sind Bleistiftanspitzer, ohne Geduld für vorbeugende Medizin, weil niemand sie verklagen kann, wenn ein Patient unerwartet den Löffel abgibt.«
Laurel war nicht sicher, weshalb die beiden Männer über ihre Arbeit redeten, während Warrens hauptsächliches Anliegen bis vor wenigen Augenblicken die Frage gewesen war, mit wem sie geschlafen hatte, doch es schien, als steckten sie in ernsten Schwierigkeiten.
»Erzählen Sie mir von Ihrer neuen Freundin«, verlangte Warren.
Auster starrte ihn verblüfft an. »Von meiner neuen Freundin?«
»Hatten Sie nicht vor, mit jemandem durchzubrennen? Hatten Sie die Schuldverschreibungen nicht dafür auf die Seite geschafft?«
Bei der Erwähnung der Schuldverschreibungen fiel Austers Unterkiefer herab. Er schluckte mühsam. »Dann haben Sie die Unterlagen gefunden? Gott sei Dank, sie sind also in Sicherheit. Die Bücher auch?«
Warren nickte.
»Gut, sehr gut. Das Zeug ist nämlich gefährlich.«
»Bleiben wir bei Ihrer Freundin.«
Auster schien Mühe zu haben, dem Themenwechsel zu folgen. »Sie meinen Vida?«
»Nein. Ich meine Ihre andere Freundin.«
Austers Blicke huschten zwischen Warren und dem Revolver hin und her. »Sie meinen Shannon?«
»Shannon?«
»Die Pharmareferentin von Hoche. Die mit den riesigen Titten und den großen Augen.«
Jetzt schien Warren verwirrt. »Sie haben es mit Shannon Jensen getrieben?«
»M-hm.«
»Wie alt ist sie?«
»Dreiundzwanzig. Wo ist das Problem, Mann? Sie ist volljährig.«
»Ich meine nicht Shannon.«
»Wen dann? Kommen Sie schon, raus mit der Sprache. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!«
Warren neigte den Kopf in Laurels Richtung. Auster streckte abwehrend die Hände aus wie ein Viehdieb, den wütende Rancher hängen wollen. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie Sie auf diese Idee kommen, aber Sie sind auf dem Holzweg.«
» Wo genau bin ich auf dem Holzweg?«
»Diese Vorstellung ist lächerlich! Laurel würde mich nicht einmal mit einer Kneifzange anrühren!« Kyle sah ihr direkt in die Augen. »Das stimmt doch, oder?«
»Ja. Und das habe ich auch von Anfang an klargemacht.«
Auster drehte sich zu Warren um und hielt entschuldigend die Handflächen nach oben. »Ich will damit nicht sagen, dass ich ihr auf der Weihnachtsfeier im Krankenhaus nicht mal in den Hintern gekniffen hätte. Aber alles andere ist reines Wunschdenken. Sie glauben doch nicht ernsthaft, Warren, dass ich versuche, Ihnen die Frau auszuspannen, wo es mir nichts als Ärger einbringen würde? Dass ich wegen einer Frau das Risiko eingehe, meinen fähigsten Partner zu verlieren?«
In Warrens Augen lag ein unstetes Flackern, das Laurel nicht einzuschätzen vermochte.
»Solche Herausforderungen treiben Sie normalerweise zu Höchstleistungen an, Kyle. Aber Laurel ist mehr als die übliche zwanghafte Eroberung. Sie waren schon immer eifersüchtig auf mich. Allein
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