Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
anderen, von den Spitzen ihrer braunen Lederschuhe bis zu den Glatzköpfen. Sie hielten die gleichen Strohhüte in der rechten Hand und trugen die gleichen Manschettenknöpfe an ihren weißen gestärkten Hemden. Die Hemden steckten in adretten beigefarbenen Hosen mit Bügelfalten. Als sie die Stimmen erhoben, ähnelten sie einander so sehr, dass man im Dunkeln nicht hätte sagen können, wer gerade sprach. Das Einzige, woran ich sie im hellen Licht des Tages unterscheiden konnte, war die Tatsache, dass einer von ihnen eine braune Aktentasche in der Hand hielt.
    »Äußerst nett von dir, Rose«, sagte der mit der Aktentasche. »Wir bringen die Landkarten zurück …«
    »… sobald wir sie durchgesehen haben«, führte der andere den Satz fort. »Wir dürften schnell herausgefunden haben …«
    »… wo sich früher die Escalante-Schmiede befunden hat«, fuhr der Erste fort. »Der alte Lou glaubt, es sei auf der First Street gewesen …«
    »… und der alte Rufe schwört, es sei die Third«, sagte Lou. »Aber das kriegen wir raus. Erst einmal vielen Dank …«
    »… für die Leihgabe«, beendete Rufe.
    »O … mein … Gott«, hauchte ich.
    Bluebird schien über eine ganze Armee von Doppelgängern zu verfügen. Einige hatte ich ja bereits getroffen, aber dass es hier auch das Gegenstück zu den Schwestern Pym in Finch geben würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Sie sprachen sogar in deren berühmten Pingpong-Stil. Wenn ich mich nicht an Tobys Arm festgehalten hätte, wäre ich wahrscheinlich zu Boden gesunken.
    Rufe und Lou wurden von einer schlanken Frau mittleren Alters begleitet. Ihr dunkles Haar war von grauen Strähnen durchzogen, ihre Haut sonnengebräunt. Sie hatte sich dem warmen Wetter entsprechend gekleidet, trug einen roséfarbenen Leinenrock, eine ärmellose Seidenbluse und ausgesprochen praktische Schuhe. Auch wenn sie die feine, leicht pedantische Aura einer ältlichen Lehrerin verbreitete, hatte ich es doch sicherlich mit Rose Blanding zu tun, der Frau des Pfarrers.
    »Lasst euch Zeit«, beruhigte sie die Brüder. »So bald müsst ihr mir die Karten nicht zurückbringen. Ich weiß, dass ihr gut damit umgeht.« Sie schaute auf, sah mich und Toby durch das Fliegengitter und lächelte breit. »Seht her, Jungs, noch mehr Besucher.«
    »Der kleine Tobe!«, rief Rufe aus.
    Ein identisches Lächeln breitete sich auf den Gesichtern der Zimmers aus, als Mrs Blanding mit ihnen auf die Veranda hinaustrat. Sie begrüßten Toby herzlich, erkundigten sich nach seiner Familie und versicherten ihm, dass er noch ein ganzes Stück gewachsen sei, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatten. Toby stellte mich ihnen vor, wobei das gar nicht nötig schien. Sowohl die Zimmers als auch Mrs Blanding wussten bereits, wer ich war, wo ich wohnte und mit wem.
    »Rufus und Louis sind die ältesten Bürger Bluebirds«, informierte mich Mrs Blanding mit einem liebevollen Blick auf die beiden Greise. »Genau genommen ist Rufe allerdings zwei Minuten älter als Lou. Ihre Geburtsurkunden sind in der Historical Society ausgestellt.«
    Rufe nickte. »Einige sind der Meinung, wir hätten die Stadt gegründet …«
    »… aber so alt sind wir nun auch nicht«, sagte Lou.
    Die Brüder kicherten vergnügt und wandten sich an Toby.
    »Dann erzähl mal, Toby«, sagte Rufe. »Hat’s irgendwelchen Ärger …«
    »… gegeben im Auerbach-Haus?«, fragte Lou.
    »Nein«, antwortete Toby brüsk. »Alle sind gesund, fröhlich und amüsieren sich.«
    »Hoffen wir, dass dich dein Glück nicht verlässt.« Rufe sah auf die Aktentasche herab. »Nun, dann wollen wir mal. Müssen diese Landkarten studieren. Schön, Sie kennengelernt zu haben, Lori. Würde uns freuen, auch mal Ihren Jungen …«
    »… zu begegnen«, sagte Lou. »Und ihrer hübschen Nanny.«
    Die Zimmer-Brüder zwinkerten uns gleichzeitig zu, setzten sich ihre Strohhüte identisch schräg auf den Kopf und stiegen sachte die Stufen hinunter. Ich schüttelte den Kopf, als könne ich ihn dadurch frei bekommen, aber es nutzte nichts, denn auch Rose Blanding erinnerte mich an jemanden, den ich aus Finch kannte, Lilian Bunting, die Frau des Pastors der Kirche St. George’s. In diesem Fall verblüffte mich die Ähnlichkeit jedoch nicht ganz so sehr. Die Frauen von Pastoren haben sicherlich eine Menge gemeinsam, egal, wo sie lebten.
    »Werden sie gut nach Hause kommen, Mrs Blanding?«, fragte ich besorgt, als ich sah, wie die Brüder die Straße zum See hinunterwackelten.
    »Keine Sorge«,

Weitere Kostenlose Bücher